Enttäuschung bei Organisatoren und Zuhörern der jüngst von Studenten organisierten Podiumsdiskussion der Leuphana Universität: Präsident Sascha...

Lüneburg. Enttäuschung bei Organisatoren und Zuhörern der jüngst von Studenten organisierten Podiumsdiskussion der Leuphana Universität: Präsident Sascha Spoun saß mit Grippe in der Schweiz fest, und von seinen Präsidiumskollegen sprang niemand für ihn ein bei der zum neuen ersten Leuphana-Semester gehörenden Lehrveranstaltung.

Das Thema "Universitäten zwischen Unternehmertum, gesellschaftlichen Anforderungen und freier Wissensproduktion" passte gut an die Leuphana. Denn Kritiker bemängeln, sie entwickle sich immer stärker in Richtung unternehmerische Hochschule.

Dr. Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sprach von allgemein "großem Frust bei Studierenden und Lehrenden", "fehlender Akzeptanz des Bologna-Modells" und dem "Trend zu autokratisch regierenden Präsidien". Die Gremien hätten immer weniger Kompetenzen, diese lägen "geballt bei den Hochschulleitungen".

Die "Reform der Reform" forderte die ehemalige Lüneburger Dozentin Dr. Daniela De Ridder, Mitglied im Centrum für Hochschulentwicklung. Der Bologna-Prozess rund um Bachelor- und Master-Studiengänge sei aufoktroyiert. "Wie verdichtet das Studium jetzt teilweise stattfindet, war so nicht gewollt." Sie bedaure, dass die Studenten aus Zeitmangel kaum noch partizipieren.

Vom "Dilettantismus der Universitäten, die glauben zu wissen, was der Markt fordert", sprach der Bologna-Gegner Prof. Reinhard Brandt von der Uni Marburg. "Sie sollten besser das tun, was sie können: Wissenschaft vermitteln. Bologna ist eine reine Orgie der Verwaltung."

Was die Uni-Leitung zu der von den Rednern vorgebrachten Kritik gesagt hätte, blieb freilich offen. Und so war man auf dem Podium und im Saal zu oft einer Meinung, als dass ein Streitgespräch hätte entstehen können. Die Veranstaltung war der Abschluss einer vom studentischen Projekt "Alternative Denkräume" organisierten Reihe.