Wentorf. Anlieger klagen an, abgeschmettert worden zu sein. Ihre Position: Erhaltet den Charakter der Straße. Die Details.

„Das war keine Bürgerbeteiligung“, klagt Stephan Duphorn. Er ist einer der Vertreter der Anwohnerinitiative, die mehr Erwartungen in die Arbeitsgruppe zur Sanierung des Bergedorfer Wegs in Wentorf gesetzt hatte. Die Hoffnung ist nun, dass ihre Wünsche wieder auf die politische Agenda kommen. „Die Straße soll ihren Charakter behalten, es gibt schon genug Bausünden in Wentorf“, sagt Duphorn.

Christiane Schabert, Tiefbau-Ingenieurin der Verwaltung, sieht diese Aussage nicht in Widerspruch zu den bisherigen Planungen. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Torsten Dreyer konstatiert eine „Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung der Anwohner und der Verwaltung.“ Die gelte es zu lösen.

Anwohner in Wentorf sind unzufrieden mit der Bürgerbeteiligung

Die Anwohnervertreter sehen die Bürgerbeteiligung als gescheitert an. Das erste Treffen: eine Informationsveranstaltung mit „Maulkorb“ für die 50 Anwohner. Beim zweiten Termin der Arbeitsgruppe aus Verwaltung, Politik und fünf Anwohnervertretern im Dezember sei der Vorschlag der Anlieger „zerredet“ worden, so Duphorn. Alle Einwände - mit „Pauschalbegründungen abgeschmettert.“ Stephan Duphorn meint, die Verwaltung interessiere die Meinung der Anwohner nicht.

„Falsch“, sagt Christiane Schabert, die für die Verwaltung an der Arbeitsgruppe mitwirkte. „Wir haben alle Wünsche gehört“, sagt sie. Daraufhin werde nun auch der Lageplan geändert. Eine erneute Diskussion mit der Arbeitsgruppe schließe sie aber ebenso wenig aus. „Letztendlich aber entscheidet die Politik über unsere Vorschläge“, so Schabert. Das verstünden einige Anwohner nicht, die ihre Vorstellungen durchsetzen wollen. Persönliche Belange kämen hinzu, wird doch über den Rückbau von durch Grundstückseigentümer bebaute Gemeindeflächen diskutiert.

Ein Regenwasserkanal soll in die Straße eingebaut werden

Die große Sorge der Anwohnerinitiative ist, dass der Charakter der Tempo-30-Straße sich grundlegend verändern könnte. Charmant schlängelt der naturnahe Bergedorfer Weg sich parallel zur Bille. Rechts und links ragen verwunschene Linden in die Höhe. Auch Spaziergänger nutzen den Weg gern, um ins Naturschutzgebiet Billetal zu gelangen.

Mittlerweile sei die Meinung von vielen: „Hauptsache die Schlaglöcher sind weg, sonst kann alles so bleiben, wie es ist“, sagt Stephan Duphorn. So sieht es auch ein Anwohner, der beim Gassigehen mit seinem Hund vorbeikommt. Unnötige Baumfällungen und „überdimensionierte Gehwege“, das wolle keiner, so Duphorn.

In der Straße wird ein Regenwasserkanal eingebaut

Ein „alles bleibt, wie es ist“, das sei nicht realistisch, sagt Christiane Schabert: „In die Straße wird ein Regenwasserkanal in entsprechender Größe eingebaut. In weiten Teilen gibt es keine Entwässerung. Der gesamte Straßenaufbau geht dadurch verloren.“ Zudem ragte stellenweise in die Gehwege Baumwurzeln, die es zu schützen gelte. Auch, dass verbotenerweise Autos auf den Gehwegen parken, soll zum Baumschutz unterbunden werden.

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Deshalb muss nicht nur der Gehweg in Teilen auf Grundstücke verschwenkt, müssen auch ausgewiesene Parkmöglichkeiten geschaffen werden. „Wir müssen der Allgemeinheit gerecht werden“, sagt Schabert dazu. Die maximale Straßenbreite soll bei 4,50 Meter liegen, also wie in etwa jetzt. An einigen Stellen müsse Raum für Begegnungsverkehr ermöglicht werden.

Nur geschädigte Bäume sollen gefällt werden

Zu der großen Sorge der Anwohner, dass 13, zum Teil noch gesunde Bäume, fallen könnten, sagt Christiane Schabert: „Von 13 Bäumen kann man so nicht reden. Es wird nicht zu Fällungen aufgrund des Straßenausbaus kommen, nur geschädigte Bäume sollen gefällt werden.“ Bis März soll gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Masuch + Olbrisch sowie in Zusammenarbeit mit dem beauftragten Baumgutachter ein neuer Lageplan erstellt werden, in dem ein Kompromiss gefunden werde.

Darin sollen im Wesentlichen mehr Parkflächen eingeplant werden. Zudem wird den Anwohnern entgegengekommen, indem durch Einengungen der Straße Bäume geschützt werden. Auch ein durchgängiger, wassergebundener Gehweg sowie eine Grüngestaltung sei geplant. „Die Anregungen der Anwohner haben wir, soweit möglich, aufgefangen“, so Schabert.

SPD plant ein klärendes Gespräch mit den Anwohnern zu suchen

Um die Wogen zu glätten und um dem Wunsch der Anwohner entgegenzukommen, erneut gehört zu werden, schlägt Torsten Dreyer von den Grünen vor, die Arbeitsgruppe zu einer Sitzung des Liegenschaftsausschusses einzuladen. Auch die SPD plant, in den kommenden Tagen ein klärendes Gespräch mit den Anwohnern zu suchen, so der Vorsitzende des Liegenschaftsausschusses Ilhan Farrenkopf.

Aber er erinnert: „Wir haben natürlich Verständnis dafür, wenn die Bürger sich nicht ernst genommen fühlen. Die Arbeitsgruppe war ein Versuch, ihre Wünsche in die Planungen mit aufzunehmen, soweit es geht. Aber die Planung muss auch gesetzlichen Aspekten gerecht werden, es ist kein 'Wünsch dir was'. Es gilt, Kompromisse zu schließen. Der Entscheidungsprozess liegt aber bei der Politik.“