Wentorf. Der Holzeinschlag in der Lohe vergangenes Jahr hatte hohe Wellen geschlagen: Viele Spaziergänger, Jogger und Reiter waren empört. Jetzt geht es in die nächste Runde: Darüber, ob sich nach über einem Jahr die Landschaft erholt hat, streiten sich jetzt die Experten.

Gegenüber stehen sich die Eigentümerin Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die die Fällarbeiten in Auftrag gegeben hatte, und die Kritiker um Naturschutzwart Klaus Tormählen.

Die BIMA weist jetzt ein aktualisiertes Siegel des „Forest Steward Council“ (FSC) für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung nach ökologischen Prinzipien vor. Das wird von Tormählen aber scharf kritisiert: Der Bericht sei geprägt von der Handschrift der Bundesförster. Es sei ein Gefälligkeitsgutachten.

Gerade im Moment, wo alles grünt und blüht, ist es für Laien schwer zu beurteilen, ob die Lohe langfristige Schäden davongetragen hat. Dem regelmäßigen Besucher fällt jedoch auf, dass die Baumreihen viel lichter geworden sind. Stattdessen zeugen Stümpfe am Waldrand und vereinzelte Holzstapel von den Fällungen im vergangenen Jahr. Einem Wohltorfer ließ das keine Ruhe: Er bohrte nach, bis er eine außerplanmäßige Aktualisierung der FSC-Zertifizierung bewirkt hatte. Der Wohltorfer schickte dem Zertifizierungsbetrieb GFA Consulting Group vorab Fotos aus der Lohe und Informationen. Bei der Begutachtung im Januar waren allerdings weder Tormählen noch Vertreter der Gemeinden Wentorf und Wohltorf oder Presse erwünscht. Stattdessen führten die Bundesförster Jürgen Rost aus Berlin und Christoph Neuser aus Hannover die Gutachter durch die Lohe.

Die Ergebnisse des 21 Seiten umfassenden Berichts treffen bei Tormählen und dem von ihm hinzugezogenen Forstamtsrat im Ruhestand, Peter Ohff, auf wenig Verständnis: „An bestimmten Stellen von Waldrandpflege oder Trauferneuerung zu sprechen, grenzt an Sarkasmus“, stellt Ohff fest. „Ein tief beasteter Waldrand gewährt dem Forst Schutz vor dem Wind. Hat der ungehindert Zugang, trocknet er die Bodenoberfläche aus, Schädlinge können sich ausbreiten“, erläutert er. „Er wirkt wie ein Mantelkragen. Nehmen sie ihn weg, erkältet sich der Wald.“

Die Vorwürfe über Kahlschlag zugunsten Profitdenkens werden vom Gutachten nicht geteilt: „Alle gesetzlichen Vorgaben und FSC-Richtwerte wurden eingehalten“, heißt es darin. Allerdings beschränkt es sich nicht, wie angekündigt, auf die etwa zehn Hektar Waldfläche und die dazugehörigen Ränder. Stattdessen erkennt der Gutachter die Arbeiten als notwendig zur Verkehrssicherung und Beseitigung langjähriger Pflegerückstände an den Knicks an. Dieselben Worte habe Neuser auch verwendet, so Tormählen: „Unser Vertrauen in FSC-zertifiziertes Holz ist stark in Mitleidenschaft gezogen.“