Brunstorf. 200 Feuerwehrleute aus Schleswig-Holstein und Hamburg halfen beim Löschen. Aktuell ist noch eine Brandwache mit 20 Rettern vor Ort.

Auch am Tag nach dem Brand ist die Gefahr noch nicht gebannt: Feuerwehrleute hatten am Dienstagmorgen noch Temperaturen von 120 Grad an der Silowand gemessen. Gegen 13 Uhr war am Montag, 31. Juli, ein Feuer im Obergeschoss des Getreidesilos ausgebrochen. Bis zu 200 Feuerwehrleute aus der Umgebung sowie aus Hamburg waren in Brunstorf im Einsatz. Es dauerte bis etwa 20 Uhr, bis die sichtbaren Flammen gelöscht waren. Die Zahl der Einsatzkräfte wurde reduziert.

„Im Laufe der Nacht loderten gegen 2.30 Uhr die Flammen noch einmal auf“, berichtet Thomas Grimm, Sprecher des Kreisfeuerwehrverbands (KFV) im Herzogtum Lauenburg. Die konnten jedoch schnell durch die 20 Geesthachter Feuerwehrleute, die über Nacht die Brandwache stellten, gelöscht werden. Auch wenn der Siloturm nicht mehr qualmt und nur an der Spitze in 38 Meter Höhe einige Rußspuren zu sehen sind: Die Gefahr noch nicht gebannt: Auf Fehmarn hatte ein Silo vor einem Jahr fast eine Woche gebrannt. Deshalb ist die Feuerwehr auch weiterhin mit einer Brandwache vor Ort.

Feuerwehr: Aktuell ist noch einen Brandwache vor Ort

Der 38 Meter hohe Siloturm wurde 1982 gebaut und ist mit 17, jeweils 30 Meter hohen Siloröhren und einem Treppenhaus bestückt. Ganz oben befindet sich die Trocknungsanlage, in der das Feuer wahrscheinlich ausgebrochen ist. Das schlechte Wetter war in diesem Fall gut für die Rettungskräfte: Weil die Ernte wegen des Regens noch nicht in vollem Umfang läuft, waren nur sechs der 17 Siloröhren gefüllt. Aktuell werden Raps und Gerste geerntet. 30 bis 40 Tonnen Getreide fasst jede der Röhren. Eingelagert waren etwa 150 Tonnen Raps, ausgelegt ist das Silo für bis zu 3000 Tonnen.

Feuer in einem Getreidesilo in Brunstorf. Dunkler Rauch dringt aus dem hohen Lagergebäude. Eine Drohne soll zum Einsatz kommen.
Feuer in einem Getreidesilo in Brunstorf. Dunkler Rauch dringt aus dem hohen Lagergebäude. Eine Drohne soll zum Einsatz kommen. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Selbstentzündung oder technischer Defekt?

Die Feuchtigkeit der Rapssaat könnte aber auch der Grund für den Brand gewesen sein: Heu, Stroh und auch Getreide können sich selbst erhitzen und entzünden, wenn sie feucht eingelagert werden. Angestrebt wird eine Restfeuchte von 15 Prozent, deshalb gibt es im Siloturm auch eine Trocknungsanlage. Ist das Getreide feuchter, können dort mikrobiologische Prozesse ablaufen, bei der entzündliche Gase wie Methan oder Wasserstoff entstehen. Doch ob es eine Selbstentzündung war oder ein technischer Defekt in der Trocknungsanlage, die erstmals in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde, werden erst die Experten ermitteln können.

Unter Atemschutz beseitigten Feuerwehrleute weitere Gefahrenquelle

Weil die Drehleitern der Feuerwehren aus Schwarzenbek und Geesthacht mit jeweils 30 Metern nicht die Spitze des Silos erreichen konnten, wurde ein bis zu 53 Meter reichendes Teleskopmastfahrzeug der Hamburger Berufsfeuerwehr eingesetzt. Unter Atemschutz beseitigten Feuerwehrleute eine weitere Gefahrenquelle: In einem Nebengebäude des Silos waren in Tanks rund 8000 Liter Heizöl für die Trocknungsanlage gelagert.

Das 38 Meter hohe Silo in Brunstorf brennt lichterloh. Mehr als Hundert Feuerwehrleute aus der Region und die Berufsfeuerwehr Hamburg waren mehrere Stunden im Einsatz.
Das 38 Meter hohe Silo in Brunstorf brennt lichterloh. Mehr als Hundert Feuerwehrleute aus der Region und die Berufsfeuerwehr Hamburg waren mehrere Stunden im Einsatz. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Durch das Feuer sind im weiten Umkreis die Verbindungen gestört

Ein Tankfahrzeug der Lübecker Possehl-Gruppe übernahm das Öl, die Bedienung des Fahrzeugs mussten wegen der Gefahr jedoch die Feuerwehrleute übernehmen. Hilfe kam zudem aus Fehmarn: Dort hatte im Juni 2022 ein Getreidesilo gebrannt. „Für uns war das eine ganz neue Situation, deshalb haben wir bei den Kameraden in Fehmarn nachgefragt“, so Grimm. Auch dort hatte Raps gebrannt, eine Spezialfirma die Flammen damals mit Stickstoff erstickt. Doch einen Tag später musste der Bereich in Burgstaaken erneut großräumig gesperrt werden, weil es im Silo wieder brannte und Explosionsgefahr bestand. Erst nach einer Woche waren die Flammen wirklich gelöscht.

Auf der Spitze des Turms befanden sich auch zahlreiche Sendemasten für den Mobilfunk: Durch das Feuer sind im weiten Umkreis die Verbindungen gestört. Auch die Feuerwehr hatte Probleme: Zwar konnte sie ihre Drohnen zur Erkundung des Brandortes starten. Doch die Übermittlung der Bilder, die über das Internet gesendet werden, funktionierte nicht.

Brunstorfer Siloturm ist der letzte im Südkreis

Offen ist, ob der Turm zu retten sein wird: Während die Technik im Inneren sowie die Siloröhren durch das Feuer wahrscheinlich zerstört sind, ist offen, wie die Bausubstanz des Gebäudes durch den Brand beschädigt wurde. Der Siloturm ist der letzte in der Region: In Schwarzenbek und Lauenburg wurden die Lagerflächen stillgelegt.

„Heute geht der Trend eher zum Flachlager“, sagt Peter Koll, Geschäftsführer der Kreisbauernverbände Herzogtum Lauenburg und Stormarn. Raps und Getreide wird in großen Hallen aufgeschüttet. Dabei haben die Silotürme einen großen Vorteil: Der Inhalt muss nur einmal nach oben befördert werden, rutscht beim Abtransport unten jedoch ganz selbstständig heraus.

Auch bei der Trocknung hat die Technik Vorteile, so Kroll: „In einem Trocknungsgang können nur zwei bis drei Prozent Feuchtigkeit entfernt werden.“ Sind mehrere Gänge notwendig, wird das Getreide aus einer Siloröhre in die obere Trocknungsanlage befördert und rieselt dann in einen anderen Silo.

Dauerregen ist für Landwirte das größere Problem

Ein weiterer Standort der Hauptgenossenschaft Nord (HaGe Nord), die seit Oktober 2022 in einer der größten Unternehmensfusionen in Norddeutschland mit der team Gruppe die Sparte team Agrar bildet, ist in Großensee in Stormarn. Die team Gruppe ist ein Handelsunternehmen mit den Bereichen Energie, Tankstellen, Baumärkte, Baustoffhandel und Agrar. Hauptsitz der Gruppe ist in Süderbrarup im Kreis Schleswig-Flensburg.

Sollte team Agrar mangels Kapazitäten kündigen, müssten sich die Landwirte neue Abnehmer für ihre Ernte suchen. Neben den Landwirten selbst, von denen gerade größere Betriebe über eigene Läger verfügen, sind in der Region noch die Landhandelsunternehmen Ceravis (Breitenfelde, Mölln und Bälau), ATR Landhandel (Müssen und Möhnsen) sowie Rudolf Peters (Marschacht). Koll hofft jedoch, dass der Betrieb in Brunstorf auch ohne Siloturm bald weitergehen kann, weil er für Landwirte ohne eigene Lagermöglichkeit wichtig ist.

Der Silobrand sei ärgerlich für die Landwirte, sagt Koll: „Viel mehr bedrückt uns jedoch das Wetter.“ Aktuell seien Raps sowie fast alle Getreidearten erntereif. Der Bauerverbandsgeschäftsführer geht von Qualitäts- und Umsatzeinbußen für die Landwirte bei der Ernte 2023 aus.