Schwarzenbek. In der Schwarzenbeker Stadtbücherei finden Hobbygärtner jetzt eine Saatgut-Bibliothek. Wie jeder mit wenig Aufwand Gemüse ziehen kann.

„Veni, vidi, vici“ (Lateinisch: Ich kam, ich sah, ich siegte), soll der römische Kaiser Gaius Julius Caesar (100 v. Chr. - 44 v. Chr.) im Jahr 47 vor Christus nach der Schlacht bei Zela gesagt haben, in der römische Truppen nach nur vier Stunden den Sieg errungen haben. Genauso heißt auch eine Freilandtomatensorte, die Karen Engelke vom Verein VEN (Verein für die Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt) im Gepäck hatte und in der Saatgut-Bibliothek in der Schwarzenbeker Stadtbücherei präsentierte. 100 Sorten Gemüse, davon 24 unterschiedliche Tomaten, hatte die Hamburgerin mitgebracht.

Die „siegreiche“ Tomate sowie die schwarz-weiß-gestreifte Zebrabohne erweckte das Interesse von Lore Heeger aus Müssen, die mit ihrer Schwarzenbeker Freundin Andrea Will gekommen war. „Ich habe einen 800 Quadratmeter großen Garten. Wir ziehen dort diverse Gemüsesorten, haben auch Äpfel, Birnen und Plaumen. Der Garten ernährt meine Familie weitestgehend, aber wir müssen auch zukaufen“, so die Müssenerin. Ihr Favorit ist allerdings der Kürbis. Außerdem erntet sie Kartoffeln, Sellerie und Zucchini. Ihre Freundin Andrea Will hat einen wesentlich kleineren Garten, konzentriert sich auf Salat und Tomaten. Die beiden haben die Saison bereits begonnen und die ersten zarten Plänzchen auf der Fensterbank gezogen.

Für Hobbgärtner: Saatgut-Bibliothek in Schwarzenbeks Stadtbücherei

„Urban Gardening“ – das Gärtnern auf Gemeinschaftsflächen in der Stadt – liegt voll im Trend. Auch gibt es einen Hang zu biologisch erzeugten Produkten und gerade angesichts steigender Lebensmittelpreise auch zur Selbstversorgung. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen Teile ihres Gartens in Anbauflächen umwandeln und Kleingartenparzellen heiß begehrt sind. Auch Patricia Fasheh, Leiterin der Stadtbücherei Schwarzenbek, war bei der Auftaktveranstaltung der Saatgut-Bibliothek positiv überrascht. „Ich habe schon mehrere Saaten verliehen und freue mich auf die weitere Resonanz“, sagte sie.

Denn das Verleihen ist die Grundidee, die hinter der Saatgut-Bibliothek steht. „Die Nutzer bekommen die Samen und sollen im Idealfall nach der Ernte dieses oder anderes Saatgut zurückbringen“, so die Bibliothekarin. Das ist auch die Idee des Vereins „VEN“, dem Karen Engelke seit vielen Jahren angehört und für den sie bei diversen Vorträgen und Veranstaltungen auch Werbung macht.

Wer jetzt denkt, dass die Hamburgerin einen riesigen Garten hat, der irrt. „Ich habe 50 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, nutze Beete und Töpfe, um Gemüse zu ziehen. Am liebsten mag ich Tomaten“, sagt sie. Cherry-Tomaten stehen ganz oben auf ihrem Speiseplan. Ihre Lieblingssorte ist aber „König Humbert“, eine 1884 erstmals erwähnte Tomatensorte. Kartoffeln sind dagegen nicht so ihr Fall. Die Erdäpfel findet Karen Engelke ganz persönlich eher langweilig. „Es gibt zu viel Blumen in den Gärten. Wer Land hat, sollte Gemüse anbauen“, so ihr Credo.

Stadtbücherei will nicht nur einen Vormittag lang die Welt retten

Ein Grundkonzept der Saatgut-Bibliothek, die unter dem Motto „Einen Vormittag die Welt retten“ startete und nun zur dauerhaften Einrichtung in der Stadtbücherei wird, ist die Rückgewinnung von Samen für die Aussaat im kommenden oder in den Folgejahren. So funktioniert das Konzept: Eine Tüte Saatgut auswählen, einpflanzen, aussäen, auf Wachstum warten und sich über die Ernte freuen. „Das Saatgut der abgeernteten Pflanzen, Blüten, Früchte oder Gemüse können die Hobbygärtner dann wieder zu uns zurückbringen und im nächsten Jahr wieder ausleihen oder eine andere Sorte probieren“, erläutert Patricia Fasheh.

Übrigens: Das Saatgut ist bis zu zehn Jahre haltbar. Bei Aussaat und Aufzucht gibt es aber verschiedene Dinge zu beachten. Gerade Tomaten benötigen nährstoffarme Erde, die Aussaat sollte nicht zu früh erfolgen. „Die Pflanzen brauchen nicht nur Wärme, sondern vor allem Licht. Vor dem März ist es für viele Pflanzen zu dunkel. Anspruchsvoll ist beispielsweise auch Lavendel, der neben der Erde auch Sand benötigt“, sagt Karen Engelke. Deshalb sollten sich Hobbygärtner vorab umfangreich informieren, damit die Ernte kein Flop wird. Die Stadtbücherei hat auch dazu reichlich Tipps und Literatur.