Schwarzenbek/Ratzeburg. Städte und Gemeinden stocken Mitarbeiter in ihren Wohngeldstellen auf: Neue Regeln erhöhen Kreis der potenziellen Empfänger.
2023 löst das Bürgergeld das Arbeitslosengeld II ab. Zudem wird das Wohngeld erhöht und der Kreis der Berechtigten ausgeweitet. Viele Städte und Gemeinden stocken jetzt das Personal auf, um der vielen neuen Anträge und Mehrarbeit im Wohngeldbereich Herr werden. Das Jobcenter Herzogtum Lauenburg hat vorgebaut, die meisten Bürgergeld-Bescheide sind berechnet. Die Verantwortlichen setzen darauf, dass die Mehrzahl der Bedürftigen darauf verzichtet, neue Anträge zu stellen.
Bürgergeld: Die meisten Bescheide sind schon raus
Während andernorts noch diskutiert wurde, wann die neuen Bescheide erstellt werden dürfen, hat das Jobcenter im Kreis gehandelt. Viele Bescheide sind bereits verschickt. Allerdings suchen die Empfänger nach dem Stichwort Bürgergeld vorerst meist vergebens. Jedoch gilt die Neuberechnung genau zur Umstellung zum 1. Januar.
„Für unsere Bestandskunden erfolgt die Neuberechnung automatisch“, betont Silke Baumgarten, stellvertretende Bereichsleiterin der Leistungsabteilung im örtlichen Jobcenter. Die Erhöhung ihrer Regelsätze sei bereits eingepflegt. „Das ist über die Bundesanstalt für Arbeit geschehen und hat funktioniert.“
Stress zum Jahreswechsel ist die Regel
Dass solche Änderungen problemlos über die Bühne gehen, ist tatsächlich erwähnungswert. Jedes Jahr vor dem Jahreswechsel bricht in vielen kommunalen Amtsstuben, vor allem aber in Kranken- und Rentenversicherungen Hektik aus. Änderungen in der Sozialgesetzgebung greifen meist zum neuen Jahr.
Damit nicht genug, entscheidet die Politik über Anpassungen wie grundlegende Änderungen häufig so kurzfristig, dass Auswirkungen und Umsetzungen noch gar nicht im Detail geklärt sind. Folge: Die zuständigen Stellen sollen über Sozialbeiträge, neue Regelungen oder neu berechnete Auszahlungen befinden, ohne dass die notwendigen Vorschriften oder Handlungsanweisungen vorliegen.
Jobcenter betreut 6200 Bedarfsgemeinschaften, Tendenz steigend
Für das Jobcenter Herzogtum Lauenburg arbeiten 165 Mitarbeiter an vier Standorten. Dazu zählen neben Ratzeburg und Mölln im Norden auch Geesthacht und Schwarzenbek im Süden. Aktuell betreuen sie etwa 6200 Bedarfsgemeinschaften – vom alleinlebenden Single bis zur vielköpfigen Familie. In diesem Jahr neu hinzugekommen sind viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. „Auch wir rechnen mit einem Anstieg aufgrund neuer Regeln, doch nicht in dem Umfang wie im Bereich der Wohngeldgewährung durch Städte und Gemeinden“, sagt Silke Baumgarten.
Wer bislang ALG II und künftig Bürgergeld erhält, bezieht sein Wohngeld auch künftig über das jeweilige Jobcenter. Beträge und Zuschläge können steigen. Die Zahl der Wohngeldberechtigen mit Einkommen über der Bürgergeldgrenze werden insgesamt deutlich zunehmen. Sie müssen ihre Anträge wie bisher in ihren Städten, Gemeinden oder Ämtern stellen.
Städte stocken Wohngeldstellen personell auf
Zum neuen Jahr werden in Geesthacht, Schwarzenbek und Lauenburg die Wohngeldstellen personell verstärkt, um dem Ansturm gewachsen zu sein. Dies geschieht teils durch Umbesetzungen oder Stundenaufstockungen, mehr noch aber durch Neueinstellungen. „Anders werden wir das nicht bewältigen können“, ist Lauenburgs Kämmerer Wilhelm Steffens überzeugt.
„Wir behalten die Situation im Auge“, gibt sich Silke Baumgarten gelassen. „Damit wir, wenn nötig, schnell reagieren können.“ Für Fachfremde ist die Einarbeitung in die neue Materie allerdings recht zeitaufwendig.