Reinbek/Geesthacht. In Stormarn und Herzogtum Lauenburg schnellen die Arbeitslosenzahlen nach oben. Die Arbeitsagentur hat dafür mehrere Erklärungen.

Bislang ist der deutsche Arbeitsmarkt trotz Corona-Pandemie, unterbrochenen Lieferketten, trotz Ukraine-Krieg, massiven Problemen mit der Energieversorgung und weiter anziehender Inflation gut über die Runden gekommen. Teils lagen die Arbeitslosenzahlen niedriger als vor dem Corona-Ausbruch.

Doch das positive Bild bekommt jetzt Schrammen. Aktuell sind die Zahlen in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg emporgeschnellt, mehr noch, sie erreichen mit 3,5 Prozent (2021: 3,7) beziehungsweise 5,4 Prozent (5,3) etwa die Werte der Arbeitslosigkeit im Sommer 2021.

Arbeitsmarkt: Warum die Zahl der Arbeitslosen so stark steigt

Dass im Juli jeden Jahres die Erwerbslosigkeit gegenüber den Vormonaten deutlich steigt, ist allgemein bekannt. Befristete Verträge laufen aus, mehr noch aber tragen die im Sommer endenden Ausbildungsverträge dazu bei, dass sich mehr Menschen arbeitslos melden. „Gerade bei jüngeren Menschen unter 25 Jahren nimmt die Zahl Jobsuchender im Juli regelmäßig zu“, erläutert Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe.

Dazu kommt aktuell ein Sondereffekt: In diesem Monat sind deutlich mehr ukrainische Geflüchtete in die Betreuung der Jobcenter gewechselt, tauchen damit in den Statistiken der Bundesanstalt auf. „Seit dem 1. Juni können sie Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten und werden im Jobcenter beraten und betreut“, so Wieczorek.

In Stormarn hat sich die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit von 313 im Juni auf jetzt 947 verdreifacht, im Kreis Herzogtum Lauenburg ist sie von 540 auf aktuell 834 gewachsen.

Arbeitsagentur sieht den Arbeitsmarkt aber als stabil an

„Trotz des deutlichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in diesem Monat sehe ich den Arbeitsmarkt in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg aktuell in einer stabilen und aufnahmefähigen Verfassung“, sagt Wieczorek. Die Unternehmen haben großen Personalbedarf: In Stormarn sind gut 2700 freie, sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet, im einwohnerschwächeren Kreis Herzogtum Lauenburg beträgt die Zahl 1745.

Die Arbeitslosenquote ist im Kreis Herzogtum Lauenburg im Juli um 0,5 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent gestiegen, in Stormarn beträgt das Plus im selben Zeitraum 0,4 Punkte. Damit liegt die Quote dort jedoch bei weiter rekordverdächtig geringen 3,5 Prozent. Im Geschäftsstellenbereich Reinbek beträgt die Arbeitslosenquote aktuell 3,4 Prozent. Die Zahl der Betroffenen ist im Juli zwar um 133 auf 1909 Personen gestiegen. Zum Juli 2021 ist sie damit jedoch um 0,2 Prozentpunkte gesunken.

In Geesthacht liegt die Arbeitslosenquote für Juli bei 6,3 Prozent

In Geesthacht liegt sie dagegen deutlich höher, bei 6,3 Prozent. Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen um 238 auf 3260 Personen gewachsen, das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 83 Arbeitslosen.

Ein anderes Bild bietet der Blick auf die freien Stellen im Bereich der Geschäftsstelle in Geesthacht: Seit Jahresanfang vermeldet die Statistik ein Plus von 273 gemeldeten Stellen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum, aktuell beträgt die Zahl 1080. In Reinbek ist sie leicht auf 954 gesunken, seit Jahresanfang wurden 1138 Stellen gemeldet, zum Vorjahr ein Plus von 94.