Schwarzenbek. Ann-Kathrin Karschnick schreibt unter einer Handvoll Pseudonymen. Am 22. September kommt die Dalldorferin zur Lesung nach Schwarzenbek.
„Mein Mann berichtete mir damals von einer jungen Frau, die immer morgens im Regionalexpress nach Hamburg in der ersten Klasse mit einem Laptop sitzt. Er meinte, das müsse eine Schriftstellerin sein und fragte mich: Kennst Du die“, erinnert sich Buchhändlerin Andrea Anders-Koch an ein Erlebnis vor mehr als zehn Jahren.
Zeitgleich berichtete ihr Sohn, der im Jugendrotkreuz aktiv war, von einer Betreuerin namens Kuddel, die Bücher schreibt und „ganz toll“ sei, während sie selbst Anfragen nach Fantasyromanen einer gewissen Ann-Kathrin Karschnick erreichten. „Es hat ein paar Jahre gedauert, bis uns klar wurde, dass es ein und dieselbe Person ist, von der wir geredet haben“, sagt Anders-Koch schmunzelnd.
Phantastikpreis für die „Frau im grünen Kleid“ gewonnen
Am Donnerstag, 22. September, liest Karschnick um 19.30 Uhr in der Buchhandlung LeseZeit am Markt 3 aus ihren Geschichten. Denn neben den Fantasyromanen, vor 14 Jahren ist Karschnicks erster – „Kara – Der Sturm“ – erschienen, ist sie mittlerweile in mehreren Genres aktiv. Dafür hat sie sich für jede Gattung einen eigenen Namen zugelegt.
In der Fantasyszene als „Frau in dem grünen Kleid“ bekannt, hatte die 36-Jährige überlegt, sich auch für die anderen Genres nicht nur Namen, sondern auch Persönlichkeiten samt Bekleidung auszudenken – und es dann verworfen. „Ich wäre dann selbst durcheinandergekommen und außerdem hätte ich ja Unmengen an Kleidung zu den Buchmessen mitschleppen müssen“, sagt Karschnick.
Zu großen Teilen auf dem Arbeitsweg nach Hamburg im Regionalexpress entstanden
Ihre ersten Fantasyromane „Kara“ oder „Phönix“ sind tatsächlich zu großen Teilen auf dem Arbeitsweg nach Hamburg im Regionalexpress RE 1 entstanden. 2014 erhielt Karschnick den Deutschen Phantastikpreis für „Phönix – Tochter der Asche“.
Da hatte sie unter dem Pseudonym Karyna Leon bereits zwei Erotiknovellen veröffentlicht. Es folgten ernste Liebesromane – im Buchhandel als „Happy Tears“ bezeichnet – unter dem Pseudonym Violet Thomas: Im aktuellen Roman „Wie ein Stern in dunkler Nacht“ verliebt sich die deutsche Ärztin Christina, die als Urlaubsvertretung in eine kleine schottische Landarztpraxis kommt, in Farmbesitzer Aidan – der natürlich ein Geheimnis mit sich trägt.
Feel-Good-Roman spielt in einer kleinen Pariser Straße
Das dritte Pseudonym von Karschnick, die mittlerweile verheiratet ist und mit Mann und zwei Töchtern in Dalldorf lebt, ist Clara Simon: Dabei handelt es sich um sogenannte Feel-Good-Romane. „Das sind leichte Liebesgeschichten, die man an einem Tag am Strand lesen kann“, so die Autorin. Das Besondere: Diesmal hatte nicht Karschnick die Idee zur Geschichte, sondern sie erhielt eine Anfrage des Bastei-Lübbe-Verlags.
„Und dann kam das Glück“ spielt ein einer kleinen Pariser Straße, Hauptperson ist die schüchterne Floristin Chloe. „Ich hatte von Juni bis September 2021 Zeit, die Geschichte zu schreiben. Das war ganz schön sportlich, hat aber funktioniert“, so die 36-jährige Autorin. Teil zwei der Reihe „Und dann kam die Liebe“, deren Hauptperson diesmal die Patissier Bernadette ist, kommt am 28. Oktober in den Buchhandel.
Die Idee zum „Pirateneinhorn“ kam von Karschnicks Töchtern
Kuddel ist der vierte Name, unter dem die Autorin schreibt: „Das ist mein Spitzname seit der sechsten Klasse und ich finde, ein guter Name für eine Kinderbuchautorin.“ Als ihre Tochter eine Gutenachtgeschichte wünschte, die von Einhörner und Piraten handelt, erfand Karschnick das „Pirateneinhorn“ – ein kleines Einhorn, das gerne Pirat wäre. Ihre besten Gutenachtgeschichten hat Karschnick aufgeschrieben. Zu guter Letzt ist sie noch Teil des Autorentrios Robin G. Hunter: Die Paranormal-Crime-Geschichten, in denen auch Werwölfe und andere Wesen vorkommen, gibt es bisher nur als Hörbuch bei Audible. 2023 sollen sie aber auch in Buchform erscheinen.
Ihren ursprünglichen Beruf als Schifffahrtskauffrau hat Karschnick mittlerweile aufgegeben: Seit Jahresbeginn ist sie freiberufliche Autorin. „Ich habe auch während meiner Elternzeit geschrieben und mich, als die endete, selbstständig gemacht.“ Statt im Regionalexpress entstehen ihre Romane und Novellen jetzt in einem kleinen Arbeitszimmer, während die Töchter in Schule und Kita sind.
Die Hälfte der maximal 40 Plätze ist bereits vergeben
Die Buchhandlung LeseZeit bietet die Lesung mit Karschnick im Rahmen der bundesweiten Regionalbuchtage an. „Wir haben dafür Fördermittel des Bundesinnenministerium erhalten, können sie deshalb kostenfrei anbieten“, sagt Buchhändlerin Anders-Koch, die mit Petra Baumhof und Thomas Evers vor 15 Jahren die Buchhandlung gründete.
Die kostenfreie Lesung ist auch ein Dankeschön an die vielen treuen Kunden, die die Buchhandlung durch die zweieinhalb Jahre der Pandemie begleitet haben. Wer dabei sein will, muss allerdings schnell sein: Die Hälfte der maximal 40 Plätze ist bereits vergeben.