Schwarzenbek. Die LeseZeit Schwarzenbek hat die vergangenen Jahre gut überstanden und trotzen auch dem Online-Handel. Ihr Erfolgsrezept.

Ein Buchhändler, eine Lektorin und eine Verlags­geschäftsführerin trafen sich bei der Buchhandlung Heymann in Bergedorf. Das ist mehr als 15 Jahre her. Buchhändler Thomas Evers war Filialleiter, die beiden Frauen hatten dort nach der Kindererziehungszeit als Halbtagskräfte angefangen. So richtig zufrieden mit der Situation war keiner aus dem Trio.

„Wir wollten unser eigenes Geschäft, und wir wollten kurze Wegstrecken“, erinnert sich Petra Baumhof. Sie und Andrea Anders-Koch wohnten damals bereits in Schwarzenbek, Thomas Evers in Wentorf. Außerdem stand die Schließung der Buchhandlung Jutrczenka an der Lauenburger Straße an. „Das war eine Chance, die wir nutzen wollten“, berichtet Andrea Anders-Koch.

Bezahlbare Räume für die LeseZeit Schwarzenbek waren schwer zu finden

Es war nicht einfach, einen bezahlbaren Geschäftsraum zu finden. „Wir wollten uns frei bewegen können und Platz für Lesungen und Veranstaltungen haben. Deshalb haben wir auch die Lage abseits der Einkaufsstraße akzeptiert“, sagt Andrea Koch-Anders. Der Laden mit der Adresse Markt 3 hat 136 Quadratmeter Verkaufsfläche und beherbergt gut 10.000 Bücher sowie Deko-Artikel und Schreibwaren.

Die Rechnung ging auf: Mit der LeseZeit haben sich die drei Gründer am Markt behauptet. „Wir setzen auf unsere Fachkenntnis. Die Bücher sind unser Hauptgeschäft, dazu kommen Veranstaltungen, Lesungen und Geschenkartikel. Dass es nur mit Büchern alleine nicht funktioniert, war uns von Anfang an klar“, sagt Andrea Anders-Koch.

Die Schwarzenbeker lieben Krimis und Familiengeschichten

Das Konzept kommt bei den Kunden an. Allerdings sind Online-Anbieter wie Amazon eine klare Konkurrenz zum lokalen Buchhandel. „Wir begegnen diesem Phänomen mit guter Beratung. Außerdem sind die Buchpreise gebunden. Egal, wo ein Buch gekauft wird, es kostet das gleiche. Davon müssen wir unsere Kunden überzeugen“, sagt Andrea Anders-Koch.

Der Trend bei der Stammkundschaft, die auch in der Corona-Krise per Fahrrad oder mit dem Auto beliefert wurde, ist klar: Die Schwarzenbeker lieben Krimis. Aber auch Familiengeschichten mit historischem Hintergrund sind gefragt.

Jeder der Drei hat ein eigenes Spezialgebiet

Petra Baumhof ist vor vier Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftsführung ausgeschieden und jetzt nur noch im Verkauf tätig. Dennoch hat sie ebenso wie Thomas Evers und Andrea Anders-Koch ein Spezialgebiet. „Wir lesen mindestens zwei Bücher pro Woche “, sagt Andrea Anders-Koch. Sie selbst ist für Familienromane und Historisches zuständig. Petra Baumhof liebt es „blutig“ und kennt sich mit Action aus. Thomas Evers ist der Mann für Literarisches. Alles zusammen macht den Erfolg der LeseZeit aus.

Buchhandel kam gut durch die Pandemie – jetzt kommt die Krise

Dem deutschen Buchhandel geht es gut – eigentlich: Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat jetzt seine Zahlen vorgelegt. Demnach hat die Branche die Pandemiezeit relativ gut überstanden, erwirtschaftete im Jahr 2021 sogar einen Gesamtumsatz von insgesamt 9,63 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 waren es 9,29 Milliarden Euro.

Der Ukraine-Krieg, wegbrechende Lieferketten, hohe Energie- und Papierpreise machen der Branche jedoch zu schaffen: Die Druckkosten für Bücher waren laut Statistischem Bundesamt im Mai 2022 21,1 Prozent höher als im Mai 2021. Bei grafischen Papieren und Pappen lag die Steigerung gar bei 58,2 Prozent. Zudem leiden auch Buchhandlungen unter der Kaufzurückhaltung: Der Konsumklimaindex ist zur Zeit auf einem Tiefpunkt.

Im Vorjahr war der stationäre Buchhandel mit 3,76 Milliarden Euro und einem Anteil von 39,1 Prozent der größte Vertriebsweg für Bücher. Allerdings ging der Umsatz vor Ort um 3,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 zurück, und sogar um 12,3 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Weiterhin wachsend ist der Umsatz des Internetbuchhandels, von dem etwa die Hälfte auf die Online-Shops der Buchhandlungen entfällt: Am deutlichsten zugelegt haben die Web-Shops der Buchhandlungen (43,7 Prozent), lagen damit weit vor Amazon (18,4 Prozent).

Angesichts der aktuellen Krise fordert Hauptgeschäftsführer Peter Kraus von Cleff jetzt Hilfen von der Politik, unter anderem eine Reduzierung der Mehrwertsteuer für Bücher auf null Prozent und strukturelle Förderungen.