Mölln/Tillhausen. Tillhausen lebt! 300 Kinder freuen sich darauf, bis zum 14. Juli ihre eigene Stadt zu gestalten und dabei Demokratie zu üben.
Normalerweise gibt es mit Geesthacht, Lauenburg, Schwarzenbek, Ratzeburg und Mölln nur fünf Städte im Kreisgebiet. Seit Dienstag, 5. Juli, ist eine sechste hinzugekommen: Tillhausen. 300 Kinder und Jugendliche von acht bis 14 Jahren erfüllen die Kinderzeltstadt am Rande des Möllner Luisenbades für zehn Tage mit Leben. Mehr als 150 Betreuer begleiten sie dabei als Zeltgruppenleiter in den diversen Projekten.
Die Kinder und ihre Betreuer leben in 80 Gruppenzelten und werden von Helfern des DRK-Kreisverbandes mit deftiger Kost, vegetarischen und veganen Speisen versorgt. Ganz nebenbei lernen sie Demokratie hautnah mit eigenen Erfahrungen kennen. Die Handys sollen dabei weitgehend in der Tasche bleiben und nur der Kommunikation mit den Eltern dienen.
Kinder gestalten in Tillhausen für zehn Tage ihre eigene Welt
„Kinder gestalten ihre Welt“ ist der Untertitel des vielfach ausgezeichneten Stadtspiels, denn in Tillhausen gibt es einen Bürgermeister, der von allen Stadtbewohnern gewählt wird, und ein Stadtparlament, das bestimmt, was man in der Stadt darf und was nicht und was verbessert werden muss. Beim Arbeitsamt gibt’s auch noch andere Jobs, die man machen kann, um sich täglich sein eigenes Geld zu verdienen, das in Tillhausen „Till Taler“ heißt.
Damit kann man sich dann am Markttag verschiedene Sachen kaufen, den Freizeitpark besuchen, die Till Zeitung kaufen oder Kuchen in der Cafeteria. Weitere Jobs gibt’s zum Beispiel im Sportstadion, Zirkus, Theater oder die Kinder arbeiten in Holz- und Kreativwerkstatt, Kupferschmiede oder der Tillhausener Sparkasse, die von Azubis der Kreissparkasse unterstützt wird. Und es gibt auch ein Till-Radio.
Für Bürgermeister Schäper war die Eröffnung eine Premiere
„Das ist Wahnsinn, was hier alles auf die Beine gestellt wird“, sagte Möllns neu gewählter Bürgermeister Ingo Schäper nach einem Rundgang über das Gelände mit Julian Schlicht, dem neuen Vorsitzenden des veranstaltenden Kreisjugendrings (KJR). Für beide war die Eröffnung des Stadtspiels eine Premiere, die sie mit Bravour absolvierten. „Tillhausen ist eure Stadt.
Durch das Stadtparlament habt ihr die Gelegenheit, sie nach euren Wünschen zu gestalten“, begrüßte Schlicht die 300 Kinder. Schäper hatte als Gastgeschenk lediglich ein paar Kekse dabei: „Reicht Euch das?“, fragte er die Kinder und auf deren lautes „Nein“ erläuterte der Möllner Bürgermeister, dass dieses Geschenk nur ein Symbol ist: Die Stadt Mölln hatte dem Stadtspiel ein Pavillonzelt für dessen Cafeteria gestiftet.
Ehrenbürger Wolfgang Engelmann war auch dabei
Am Rande der Versammlung freute sich Wolfgang Engelmann, von 1998 bis 2010 Möllner Bürgermeister und Ehrenbürger von Tillhausen, über die Eröffnung. „Er ist der Grund, warum das Stadtspiel in Mölln veranstaltet wird“, verriet KJR-Geschäftsführer Arne Strickrodt.
Engelmann hatte dem KJR für das erste Stadtspiel im Jahr 1999 das Gelände am Luisenbad zur Verfügung gestellt. Bis heute werde der Jugendverband beteiligt, wenn am Areal Umgestaltungen vorgenommen werden, die das Stadtspiel betreffen könnten. „Tillhausen ist bei uns in der Verwaltung tatsächlich ganz hoch angesiedelt“, so Schäper.
Viele neue Kinder und Betreuer sind dabei
Das Stadtspiel wird normalerweise alle zwei Jahre ausgerichtet. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Zeitraum diesmal auf drei Jahre verlängert. „Normalerweise sind ein Drittel der Kinder neu, die anderen waren schon mal hier“, sagt Strickrodt.
Dieses Verhältnis hat sich in diesem Jahr etwas verschoben. Auch bei den Teamern sind etwa 60 neu dabei. Teilnehmen können Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren, darunter sind auch wieder 20 Kinder aus dem polnischen Partnerkreis Slupsk.