Gülzow. Feuerwehr Gülzow nimmt eines von 52 modernen Hightech-Fahrzeugen in Dienst. Schleswig-Holstein hat noch 41 weitere geordert.

Bei Rot musst Du steh’n, bei Grün kannst Du geh’n – dieser Kinderreim gilt seit Donnerstagabend, 30. Juni, auch für Gülzows Feuerwehrleute. Denn im neuen Löschfahrzeug zeigt ihnen ein LED-Licht im Dachhimmel an, dass die pneumatischen Trittstufen ausgefahren sind und sie aussteigen können. Immerhin sitzen die Feuerwehrleute – in der Kabine ist Platz für vier Retter mitsamt Ausrüstung – in rund 1,20 Meter Höhe.

Am Donnerstagmorgen waren Wehrführer Andreas Diersen, Zugführer Björn Stichweh und der stellvertretende Gerätewart Thies Töbermann mit dem neuen Fahrzeug im baden-württembergischen Herbolzheim aufgebrochen. Nach 780 Kilometern Fahrt waren sie gegen 19 Uhr zu Hause. Feuerwehrkameraden aus Gülzow und Kollow hatten das neue Fahrzeug an der Elbbrücke in Geesthacht erwartet und waren dann im Konvoi zum Gülzower Feuerwehrgerätehaus (Dorfstraße 21) gefahren.

„Wir sind bereits am Dienstag mit einem Reisebus, nach Herbolzheim gefahren“, sagt Diersen. Mit an Bord weitere 30 Feuerwehrkameraden aus zehn Wehren. Am Dienstagabend duften die Feuerwehrleute einen ersten Blick auf ihre neuen Fahrzeuge werfen, am Dienstag folgte die Einweisung und am Donnerstag die Heimreise. Die Reise hat das Land organisiert und bezahlt, denn die elf Fahrzeuge sind für den Katastrophenschutz vorgesehen.

Im Katastrophenfall stellt Gülzow Fahrzeug und Einsatzkräfte

Das LF 20 verfügt zumindest in der Fahrerkabine über Schwingsitze, ist mit Klimaanlage und Standheizung ausgerüstet und hat sogar einen Kühlschrank. Eingesetzt wird das Fahrzeug bei Einsätzen vor Ort, es gehört aber auch zur 5. Brandschutzbereitschaft des Landes. Das bedeutet: Im Katastrophenfall, wie etwa dem Elbe-Hochwasser 2002 und 2013 oder dem großen Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern, wird das Fahrzeug in den Einsatz geschickt – samt Besatzung. Dafür übernimmt das Land die Beschaffungskosten, nur ein kleiner Anteil verbleibt bei der Gemeinde.

„Wir waren in Lübtheen dabei, und diese Erfahrung hat uns bestärkt, uns um ein solches Fahrzeug zu bewerben. Die Bereitschaft im Katastrophenfall können wir dank der Zusammenarbeit mit den anderen Wehren im Amtsbereich sicherstellen“, so Diersen. Besonders beeindruckt hat Töbermann die Einführung in Herbolzheim sowie auf der zehnstündigen Rückfahrt der Komfort: „Das Fahrzeug hat Abbiegeassistenten und Rückfahrkamera, ist aber insgesamt technisch nicht überfrachtet.“

Die „Oma“ hat ausgedient: LF 20 ersetzt 56 Jahre alten Oldtimer

„Wer unsere alten Fahrzeuge fahren kann, kommt auch mit dem neuen zurecht – umgekehrt ist das schwieriger“, sagt Diersen. Die stammen aus den Jahre 1989 und 1992. Hinzu kommt die „Oma“: ein Löschgruppenfahrzeug aus dem Jahr 1966. Die ersetzt das neue LF 20: Am kommenden Mittwoch werden in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Elmenhorst die Geräte des Neufahrzeugs überprüft und inventarisiert sowie noch fehlende Teile, wie etwa die Funkgeräte, nachgerüstet – dann ist es einsatzbereit.

Hintergrund: Schleswig-Holstein ordert im großen Stil

Das Löschfahrzeug ist Teil einer Großbestellung, die das Land Schleswig-Holstein bereits 2018 bei der polnischen Firma Wiss und ihrer deutschen Tochterfirma geordert hatte: Seit 2019 wurden 30 Fahrzeuge ausgeliefert. In diesem Jahr folgen 22 weitere Fahrzeuge – insgesamt 52 Stück zu einem Gesamtpreis von mehr als 17 Millionen Euro.

Gebaut werden die Fahrzeuge mit der Bezeichnung LF 20 KatS-SH im polnischen Bielsko-Biala auf einem Mercedes-Fahrgestell mit Allradantrieb und Automatikgetriebe. Endausgerüstet werden sie in Herbolzheim. LF 20 KatS bedeutet: Löschgruppenfahrzeug für den Katas­trophenschutz, wobei 20 für die Pumpleistung pro Minute steht, die bei einem LF 20 bei 2000 Liter Wasser liegt.

Aktuell baut Wiss weitere 41 Löschfahrzeuge für die Wehren im Land, die als Pilotprojekt von der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein ausgeschrieben wurden.