Schwarzenbek. Manchmal haben Schulkinder gar nichts oder nur Süßigkeiten in der Brotdose. Ein Verein aus Schwarzenbek will das ändern.

„Gesunde Ernährung ist gerade für Kinder sehr wichtig, doch nicht immer sind auch gesunde Lebensmittel in der Butterbrotdose. Wenn wir uns die Brotdosen der Grundschüler anschauen, sind diese oft schon am Vormittag leer“, sagt Uwe Bhend, Koordinator für den Grundschulteil an der Grund- und Gemeinschaftsschule Schwarzenbek (GGS). Doch der Schultag der Kleinen ist dann noch lange nicht vorbei: Oft werden die Kinder nach dem Ende der Unterrichtszeit noch in der Offenen Ganztagsschule (OGS) betreut, bis die Eltern von der Arbeit kommen. „Acht oder neun Stunden an der Schule sind für die Kleinen schon eine lange Zeit“, sagt Bhend.

Trend zu Ökokost und veganen Lebensmitteln erreicht auch Schulen

Da soll wenigstens die Ernährung stimmen. Und in vielen Familien spielt die tatsächlich eine immer größerer Rolle: „Wir haben Schüler, die sehr bewusst mit dem Thema umgehen“, so Bhend. Da werde dann aber auch zu Hause über Ernährung gesprochen, sich zum Teil vegetarisch oder gar vegan ernährt. Da erreiche der Trend zu Öko- und veganen Produkten auch die Schule. „Wir kennen das auch schon vom Fach Ernährungslehre, das bei uns im vierten Jahrgang auf dem Stundenplan steht“, verweist Bhend auf Rückmeldungen der Eltern, dass der Familieneinkauf danach nicht mehr ganz so entspannt verlaufen sei, weil die Kinder beim Gang durch die Supermarktregale das in der Schule erlernte Wissen sehr konsequent anwenden.

Brotdosen sind schnell leer oder mit Süßigkeiten gefüllt

Doch es gebe auch andere Kinder, bei denen in der Brotdose weder Brot und Obst oder Gemüse landeten, sondern manchmal gar nichts oder Süßigkeiten. Der eine Grund sei, dass es an Wissen zur gesunden, kindgerechten Ernährung mangele, ein anderer, dass diese Kinder ihre Brotdose selber befüllen müssen, wenn die Mutter mit mehreren Kindern alleinerziehend und berufstätig ist.

Die sind die Hauptzielgruppe des Ernährungsprojekts von OGS-Leiterin Julia Dieckmann: Nachmittags soll es einen gesunden Snack mit Obst und Gemüse geben, bei dem jeder zugreifen darf. Als Anschubfinanzierung überreichten Hartwig „Hucky“ und Hanne Holst mit Schatzmeisterin Kathrin Mewes vom Verein Biker fahren für Kinder (BffK) 500 Euro an die OGS-Leiterin. Am Montag gab es erstmals den Nachmittagssnack. Nach den Osterferien (4. bis 16. April) sollen dann auch die Schülerinnen und Schüler in die Zubereitung integriert werden. „Wir hoffen, dass die Hygieneregeln das dann zulassen“, so Dieckmann.

BffK-Presi Hartwig Holst war mit seiner Harley Davidson Dyna Wide Glide auf den Schulhof der Grundschule gefahren, wo ihn Leevke Schnakenbek und Johann Hertel (beide 7) mit großen Augen bestaunten. Große Augen machten beide aber auch, als Dieckmann eine Tafel Schokolade als Dank an die Biker überreichte. Denn die Ernährungspyramide, mit der sich beide Schüler bestens auskennen, sieht derartige Süßigkeiten nur in ganz geringen Mengen vor. Wasser, Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte dürfen hingegen reichlich verzehrt werden. Presi Holst versprach den Kindern denn auch, dass beim Clubabend jedes Mitglied nur ein Stück Schokolade erhalten werde.

Biker hoffen auf Nachahmer bei Unterstützung der OGS

„Wir sind froh, dass wir hier helfen konnten“, sagt Holst. Obwohl die Biker kaum noch Straßensammlungen bei Stadtfesten durchführen, gab es dank einiger Großspender keinen Einbruch beim Spendenaufkommen. Holst hofft, dass weitere Spender dem Vorbild der Biker folgen und ebenfalls den gesunden Nachmittagssnack unterstützen. „Unser Ziel ist, vor allem regionale und biologisch erzeugte Lebensmittel zu kaufen. Wir wollen mit den Kindern auch mal auf den Wochenmarkt gehen oder einen Bauernhof besuchen“, sagt Dieckmann.

Zu sehen, wie Lebensmittel produziert werden, sei für die Kinder ebenfalls wichtig, sagt Bhend: „Wir haben Kinder, die haben in ihrem Leben noch nie einen Kohlrabi gesehen.“ Derzeit besuchen 261 Schülerinnen und Schüler den Grundschulteil, etwa 60 nehmen am Mittagstisch teil, rund 100 an den Kursen der OGS.