Schwarzenbek. Trotz Corona hat der Verein „Biker fahren für Kinder“ im vergangenen Jahr 17.000 Euro Spenden für Kinder in Not gesammelt.

Er trägt eine schwarze Lederweste, auch „Kutte“ genannt, überm Holzfällerhemd. Doch Hartwig „Hucky“ Holst, seit zwei Jahren „Presi“ des Vereins „Biker fahren für Kinder“ (BffK) ist beileibe kein Rocker. Ganz im Gegenteil: „Das B steht immer noch für Biker“, sagt Holst, doch ein Motorrad ist kein Muss: „Das einzige was jemand mitbringen muss, der bei uns mitmachen will: Er muss sich für Kinder engagieren.“

2016 war der Verein der kinderfreundlichen Motorradfahrer gegründet worden, ist seit 2019 als gemeinnützig anerkannt. Die Biker sammeln Spendengelder für Familien, deren Kinder schwer erkrankt sind, helfen diesen aber auch mit reiner Muskelkraft etwa bei Umzügen oder der Wohnungsrenovierung. Profitiert von der Spendensammlung haben aber auch die Schwarzenbeker Tafel, der Förderverein „Peter Pan“ der Geesthachter Vamed Klinik, die Arche Jenfeld, das Möllner Don Bosco-Haus oder die Behinderteneinrichtung Louisenhof in Müssen.

Dank großzügiger Sponsoren kein Einbruch bei Spendengeldern

Und die sind trotz Corona-Pandemie nicht eingebrochen: Sammelten die Biker im Jahr 2019 noch 19.000 Euro an Spendengeldern ein, waren es im vergangenen Jahr immer noch 17.000 Euro. Und das, obwohl es pandemiebedingt kaum Möglichkeiten für die Motorradfahrer gab, ihren Stand auf Stadtfesten oder Flohmärkten aufzubauen. „Im Jahr 2019 hatten wir nur zwei gemeinsame Ausfahrten“, erinnert sich Holst: „Wir haben unserer Stand aber bei 40 Veranstaltungen aufgebaut, waren also praktisch jedes Wochenende im Einsatz.“

2021 war das anders: Da waren die Biker nur bei sechs Veranstaltungen als Spendensammler dabei, unter anderem beim Schwarzenbeker Marktfest im September sowie beim „Dodge Ram Camp“ (www.drc-moelln.de) in Mölln. Die dortigen Vereinsmitglieder sind Fans US-amerikanischer Autos und Spenden, wie die Schwarzenbeker „Biker“, den Überschuss ihrer Veranstaltungen für soziale Zwecke und Hilfsorganisationen. Dass die Spendensumme trotz weniger Veranstaltungen in 2021 so hoch war, hat auch „Hucky“ Holst überrascht. Das liege vor allem daran, so der „Presi“, dass der Verein einige hochkarätige Sponsoren gewinnen konnte, die größere Summen gespendet haben.

Motorradfahrer übernehmen Kosten, die die Krankenkasse nicht trägt

Doch die Biker spenden nicht nur an Fördervereine und Einrichtungen, die sich um behinderte und schwersterkrankte Kinder kümmern, sie helfen auch zwei „Patenkindern“ ganz direkt: Bereits seit 2019 wird der mittlerweile neunjährige Marcel aus Ratzeburg unterstützt. Im Alter von dreieinhalb Jahren war der Junge im Kindergarten schwer gestürzt und erlitt schwere Kopfverletzungen. Bei der Untersuchung entdeckten die Ärzte einen Hirntumor. Der Krebs ist zwar besiegt, doch Marcel ist seither schwerstbehindert und zudem blind. Die Biker helfen, indem sie die Kosten für Akupunkturanwendungen bezahlen, die von der Krankenkasse nicht übernommen werden. 280 Euro kosten die jeweils vier Anwendungen pro Monat. Geld, das laut Holst gut angelegt ist: Marcel sei seither viel agiler und „besser drauf“. Neuestes „Patenkind“ ist ein 14-jähriger Geesthachter mit dem Down-Syndrom: Die Biker haben die Kosten für dessen wöchentliche Reittherapie übernommen.

Motorradfahrer spielen seit vier Jahren auch Weihnachtsmann

Seit 2018 vertreten die Biker auch den Weihnachtsmann und bringen Geschenke zu Bedürftigen. Imbissinhaberin Doris Schmied hatte ihre private Weihnachtsaktion im Jahr 2015 gestartet, als ihr beim Aufbau ihres Marktstandes immer mehr Menschen auffielen, die schon früh morgens auf dem Ritter-Wulf-Platz nach Pfandflaschen oder Essbaren suchen. Seither bittet sie zur Weihnachtszeit Kunden um Spenden und um Adressen bedürftiger Menschen. Die erhalten dann von den Bikern Heiligabend ein liebevoll gepacktes Geschenk. „Es ist schon berührend, wenn wir an der Haustür klingeln und eine alte Dame überraschen, der dann die Tränen in den Augen stehen“, sagt Holst.

Etwa 40 Mitglieder zählt der Verein, davon sind die meisten jedoch fördernde Mitglieder. „Wir haben etwa 13 Aktive, die bei Veranstaltungen dabei sind“, sagt Holst. Fördermitglieder zahlen mindestens fünf Euro Monatsbeitrag, aktive Mitglieder mindestens 15 Euro. „Fördermitglieder dürfen natürlich auch bei unseren Veranstaltungen dabei sein, müssen es aber nicht“, sagt Holst. Wer dem Verein beitreten möchte, muss das Engagement für Kinder teilen. Welches Motorrad er fährt, ist hingegen völlig unwichtig: „Es muss keine Harley sein. Wir nehmen auch Mitglieder, die Roller oder E-Motorrad fahren, denn wir sind keine Raser“, sagt Holst.

Biker wünschen sich ein eigenes Vereinsheim für ihre Treffen

Dringendster Wunsch der Biker ist aber aktuell ein eigenes Vereinsheim. Es sollte bis zu 60 Quadratmeter Platz bieten, Strom und Sanitäranschlüsse haben. „Alles andere können wir machen“, sagt Holst. Bis zu 450 Euro Miete könnte der Verein dafür zahlen. „Es muss auch nicht direkt in Schwarzenbek sein“, sagt Holst, sollte aber abseits von Wohngebieten möglichst in einem Gewerbegebiet liegen. Holst: „Wenn dort abends die Motorräder auftauchen und die Musik etwas lauter gedreht wird, gibt es sonst nur Ärger.“ Kurz nach seiner Gründung hatten die Biker schon ein Vereinsheim, gaben es jedoch wieder auf und trafen sich zu ihren monatlichen Veranstaltungen im Veranstaltungsraum der Seniorenresidenz St. Franziskus oder in der Gaststätte „Zum Schinderhannes“. Doch die Biker würden sich gerne auch spontan treffen oder Gäste empfangen. Wer eine Immobilie anbieten oder dem Verein beitreten möchte, kann sich per E-Mail an Hartwig Holst unter presi@bffk-ev.de wenden oder den Verein bei einem der nächsten öffentlichen Termine treffen.

Im März wollen die Biker ihr fünfjähriges Bestehen feiern. Angesichts der Corona-Lage ist allerdings noch offen, in welcher Form das geschehen kann. Geplant ist zudem ein Stand bei den Bergedorfer Bautagen am 26. und 27. März auf dem Frascatiplatz. Im Mai wollen die Biker beim Motorradtreffen „Klimperkasten“ in Stelle, im Juli bei den Hamburger Harley Days und im August beim Möllner Dodge Ram Camp dabei sein.