Schwarzenbek. Schon 2015 war die Schule für Flüchtlinge vorbereitet worden, wurde aber nie dafür genutzt. Nur wenige Änderungen sind notwendig.
Seit Jahren wird in der Stadt Schwarzenbek über die alte Realschule als Standort für die Volkshochschule (VHS), Bücherei und Teile der Stadtverwaltung diskutiert. Nachdem neben dem Corona-Testzentrum ab 1. April auch das zentrale Impfzentrum im Kreis Herzogtum Lauenburg in das leer stehende Schulgebäude zieht, rückt eine weitere, zeitlich beschränkte Nutzung in den Fokus – die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.
Im Rathaus sind Überlegungen erfolgt, wie und wo diese Menschen untergebracht werden können. Zusätzlich zu eigenen Räumen haben sich bereits einige Familien bereit erklärt, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Als dritte Option bliebe nur die alte Realschule, für den Fall, dass es schnell gehen müsse, bestätigt Bürgermeister Norbert Lütjens auf Nachfrage. Der Kreis Herzogtum Lauenburg verfügt nach einem verheerenden Brand in der zentralen Unterkunft Gudow vergangenes Jahr nur über wenige Plätze.
Ukraine-Krieg: Alte Realschule war schon mal als Notunterkunft ausgestattet worden
„Eine solche Unterbringung ließe sich, wenn es notwendig wird, parallel zum neuen Impfzentrum betreiben“, ist Schwarzenbeks Verwaltungschef überzeugt. Die alte Realschule war bereits während der Flüchtlingswelle 2015 als Notunterkunft ausgestattet worden, wurde aber nie als solche genutzt. „Ein Teil der Infrastruktur ist noch vorhanden. Wir müssten Spinde aufstellen, weitere Matratzen sowie einiges mehr beschaffen und die Warmwasserbereitung wieder in Betrieb nehmen“, erläutert Lütjens.
Auch die Armaturen müssten erneuert und neue Möbel besorgt werden, da man sich bei der Ausstattung der dezentralen Unterkünfte aus dem Bestand in der Realschule bedient hatte. Nach wenigen Tagen könnten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine jedoch untergebracht werden. „Dafür bräuchten wir aber die Unterstützung des DRK, damit es die Verpflegung sicherstellt.“
Umbau der Realschule in Schwarzenbek soll nicht vor 2023 beginnen
Die Nothilfe habe Vorrang vor den anderen Plänen, diese sollen jedoch darüber keineswegs aus dem Blick geraten. Nach dem politischen Beschluss zur Umnutzung werde es voraussichtlich bis zum Herbst dauern, bis erste Analysen abgeschlossen und die jeweiligen Bedarfe geklärt sind, so Lütjens.
„Der eigentliche Planungsprozess durch Architekten und Bauingenieure wird Zeit benötigen“, werde aber durch die andere Nutzung nicht gestört. Vor Frühjahr/Sommer 2023 sei mit keiner Bautätigkeit zu rechnen. Für den Umbau ist die Stadt auf Zuschüsse angewiesen. Lütjens: „Wir planen hier keine Leuphana-Universität, auch keine goldenen Wasserhähne. Wir müssen dennoch schauen, wie das Projekt so gestaltet werden kann, dass es förderfähig ist.“
Notunterkunft in alter Realschule? Abstimmungsbedarf für Einzelheiten
Der Zugang zum Impfzentrum soll nicht über das Gelände der benachbarten Kita erfolgen, sondern die Menschen werden, wie bereits beim Testzentrum, um das Gebäude herum zum Nebeneingang geführt. Möglicherweise werde auch eine Zuwegung über den ehemaligen Lehrerparkplatz von der Frankfurter Straße aus geschaffen.
Für Einzelheiten bestehe noch Abstimmungsbedarf, so der Verwaltungschef. Betrieben werden die künftigen Impfzentren nicht mehr durch die jeweiligen Kreise, sondern durch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein.