Ratzeburg/Schwarzenbek. Jan Eichelberg muss nach nur knapp sechs Monaten an der Spitze der WfL gehen. Beteiligte hüllen sich in Schweigen.

Diese Entwicklung an der Spitze seiner Wirtschaftsförderungsgesellschaft WfL trifft den Kreis Herzogtum Lauenburg zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nach dem Wechsel das langjährigen WfL-Geschäftsführer Ulf Hahn in den Nachbarkreis Stormarn im Sommer ist sein Nachfolger schon nicht mehr im Amt. Der WfL-Aufsichtsrat hat die überraschende Trennung von Jan Eichelberg nach kaum sechs Monaten unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorangetrieben. Derzeit wird das Aufsichtsgremium, das auch für die Bestimmung eines Nachfolgers zuständig ist, nur von einem amtierenden Vorsitzenden geleitet.

Der turnusmäßige Wechsel von einem SPD- auf einen CDU-Vertreter ist gescheitert, weil der designierte Aufsichtsratsvorsitzende das Amt nicht übernommen hat. Dabei ist der Kreis aus der Sicht vieler Unternehmer jetzt in der Position, mächtig zuzulegen. Nicht nur in Hamburg sind Gewerbeflächen rar, auch in Stormarn und anderen Kreisen der Metropolregion werden geeignete Areale immer knapper. Ein Projekt im Herzogtum ist wie berichtet jedoch durchgefallen: Die Schaffung eines Areals verkehrsgünstig an der A 24 bei Kasseburg hat ein Bürgerentscheid gestoppt.

Eichelberg gefeuert: „Das wollen wir nicht kommentieren

Jan Eichelberg hatte deutlich gemacht, dass dieses Votum ein neues, rund 20 Hektar großes Gewerbeareal an der A 24 nicht dauerhaft verhindern soll, die Wirkung des Entscheids auf zwei Jahre begrenzt ist. Die Auseinandersetzungen um die Planungen hatten bereits unter Vorgänger Ulf Hahn begonnen. Vertreter des BUND hatten immer wieder bezweifelt, dass es bei der genannten Größe bleiben werde: Vor Jahren hatte ein Entwicklungskonzept für die Region rund 100 Hektar für denkbar gehalten.

Was genau der Grund für die überraschende Ablösung Eichelbergs ist, dazu schweigen sich die Beteiligten aus. „Es wurde Stillschweigen vereinbart“, heißt es auf Nachfrage immer wieder. „Das wollen wir momentan nicht kommentieren“, erklärt der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Calvin Fromm (SPD). Nur so viel: Der Geschäftsführer des Gitz (Geesthachter Innovations- & Technologiezentrums) nehme die Führung der WfL interimsmäßig wahr.

Eichelberg gefeuert: Jetzt sind die Rechtsanwälte am Zug

„Die WfL hat sich Ende November von Herrn Eichelberg getrennt“, bestätigt Landrat Christoph Mager. Und widerspricht Gerüchten, es könne um finanzielle Verfehlungen des WfL-Geschäftsführers gehen. Wenn es zu einem Gerichtsverfahren komme, werde es nicht um strafrechtliche Fragen gehen, sondern um die Auflösung des Geschäftsführervertrages. Kein Geheimnis: Damit kann Eichelberg nach so kurzer Zeit nicht einverstanden sein. „Derzeit reden die Rechtsanwälte beider Seiten miteinander“, so Mager.

Der frühere Richter ist als Vertreter des Kreises Mitglied im WfL-Aufsichtsrat. Institutionen wie Kreissparkasse und Genossenschaftsbanken sind an der WfL-GmbH beteiligt. Sie entsenden ebenfalls Mitglieder in das Aufsichtsgremium, nicht aber kleine Kreistagsfraktionen wie FDP oder die Linke.

Aufsichtsrat tagt am 26. Januar

Nach dem Verzicht des CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Schlie hat die CDU eine Neubesetzung des ihr zugeordneten Postens vorgeschlagen. „Doch der Aufsichtsrat hat seitdem nicht getagt, konnte darüber noch nicht beschließen“, erläutert Mager. Die nächste Sitzung ist für den 26. Januar anberaumt. Dann wird es auch um die Geschäftsführerposition gehen – allerdings ohne dass bereits eine Entscheidung zu zu diesem Thema fallen dürfte.

„Jetzt muss es passen“, mahnen Kenner der Szene: Eine weitere Personalie à la Eichelberg dürfe sich die WfL nicht erlauben. Der 51 Jahre alte Diplomkaufmann hatte breite Erfahrungen in Führungspositionen verschiedener Konzerne gesammelt, bevor er im Sommer mit der WfL-Geschäftsführung betraut wurde. Eichelberg hatte bei Auftritten vor der heimischen Wirtschaft etwa in Schwarzenbek gepunktet. Die Sprache der Wirtschaft zu sprechen ist jedoch nur ein Punkt: Um als Mittler zwischen Wirtschaftsinteressen, Politik und Verwaltung erfolgreich zu sein, ist mehr vonnöten. Einen Schnellschuss wird es voraussichtlich nicht geben.

Die laufenden Aufgaben bewältigt das eingespielte WfL-Team. Mit Prokuristin Michaela Bierschwall ist seit Gründung eine ausgewiesene Expertin in der Ratzeburger Zentrale tätig. Mager: „Damit die WfL voll handlungsfähig bleibt, brauchen wir aber einen neuen Geschäftsführer.“ Als Interimsgeschäftsführer sei Marouane Sayih erste Wahl: „Das Gitz in Geesthacht und die WfL arbeiten ja bereits eng zusammen.“