Schwarzenbek. 143 Unterschriften haben Bürger schon gegen die Bebauung des Areals in Schwarzenbek gesammelt. Nun kommen 207 virtuelle hinzu.

Wo kann die Stadt Schwarzenbek noch wachsen? Das ist die zentrale Frage, die der neue Flächennutzungsplan (F-Plan) beantworten soll. 16 potenzielle Flächen für weitere Bebauung sind in dem Entwurf des Hamburger Planungsbüros „Evers & Küssner“ vorgesehen, das im Auftrag der Stadt tätig war. Der F-Plan gilt als Vorbereitung künftiger Bebauungspläne: In ihm werden den Flächen der Stadt künftige Nutzungen zugewiesen. Der bisherige Plan stammt noch aus dem Jahr 2001 und weist bereits 26 Änderungen auf, bedurfte deshalb dringend der Erneuerung.

Widerstand gegen die Bebauung der Küsterkoppel in Schwarzenbek

Zahlreiche Bürger und der Ortsverband der Grünen haben sich bereits gegen eine weitere Verdichtung der Bebauung ausgesprochen. Besonderen Unmut ruft bei Anwohnern die mögliche Bebauung der Küsterkoppel hervor: Das Ehepaar Knut und Christiane Tracht aus dem Sperberweg hatte bereits im Oktober eine Liste mit Einwendungen sowie 143 Unterschriften eingereicht, die sich gegen den neuen ­F-Plan und schwerpunktmäßig gegen die Bebauung der Küsterkoppel richten.

Jetzt hat Eckhard Geiger, ebenfalls ein Anwohner des möglichen Neubaugebietes, noch einmal nachgelegt: Stand Sonntag, 19. Dezember, haben 210 Personen die Online-Petition unter www. change.org unterzeichnet.

Menschen aus ganz Deutschland unterschreiben die Petition

Anders als bei der Unterschriftensammlung haben die Online-Petition auch zahlreiche Menschen unterzeichnet, die nicht in Schwarzenbek wohnen. Darunter sind Menschen, die die Natur schützen wollen („Die Natur mir am Herzen liegt“, Tim E., Berlin) oder Kritik am staatlichen Handeln üben („Die Bürokratie steht in Deutschland über der Menschlichkeit“, Anita K., Stuttgart).

Initiator Geiger kritisiert, dass die Stadt „massiv neue Bau­flächen“ ausweisen wolle. Seine Forderung: Die Küsterkoppel dürfe nicht bebaut und der Flächennutzungsplan nur auf Basis eines inte­grierten Stadtentwicklungskonzeptes verabschiedet werden.

Planungsbüro bezeichnet Küsterkoppel als „nicht unkritisch“

Das 1,6 Hektar große Areal der Küsterkoppel grenzt im Norden an Sperber- und Falkenweg, im Süden an den der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gehörenden Rülauer Wald. Bereits das Planungsbüro hat die Fläche als nicht unkritisch gesehen, weil sie möglicherweise Wasserschutzgebiet wird und Anwohner sich bereits 2012 mit einer Unterschriftenaktion gegen eine Bebauung ausgesprochen haben.

Im Rahmen der sogenannten frühzeitigen Beteiligung lag der Planentwurf bis zum 11. Oktober im Rathaus. Zudem gab es eine ­öffentliche Präsentation im Planungsausschuss im August und eine Einwohnerversammlung im September.

Die eingegangenen Einwendungen von Bürgern und Institutionen werden jetzt bewertet und vom Planungsbüro in den F-Plan eingearbeitet, bevor es eine weitere Auslegung gibt. Erst danach wird der Entwurf der Stadtverordnetenversammlung zur Abstimmung vorgelegt.

Petition geht per Mail an die Stadtverordneten in Schwarzenbek

Allerdings zählen Unterschriftensammlungen und Petitionen nicht als Einwendungen. Diesen Schritt des Verfahren hat Geiger auch gar nicht als Ziel. Er will sich mit seiner Online-Petition direkt an die Stadtverordneten wenden.

Dafür bat er in der Einwohnerfragestunde der Stadtverordnetenversammlung Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik um die E-Mail-Adressen der Politiker. Von den 29 Stadtverordneten, die im Ratsinformationssystem der Stadt aufgelistet sind, haben jedoch nur sechs eine E-Mail-Adresse angegeben.

Weil die übrigen E-Mail-A­dressen nicht einfach öffentlich gemacht werden können, wird Jekubik die Petition nun als E-Mail entgegen nehmen und an die Stadtverordneten weiterleiten.

Schwarzenbek erstreckt sich über eine Fläche von 1156 Hektar (zum Vergleich Geesthacht: 3116 Hektar, Lauenburg: 954 Hektar). Davon sind knapp 260 Hektar Wohngebiete, 45 Hektar Mischgebiete, in denen Wohnen und Gewerbe möglich ist, und 98 Hektar reine Gewerbegebiete. Dazu kommen Straßen, Bahnstrecke und Sonderflächen sowie Grünflächen, Wald, Landwirtschaft und Flächen für sogenannte Ausgleichsmaßnahmen – insgesamt 670 Hektar. 16.560 Menschen leben in der Stadt (Stand Dezember 2020).