Groß Pampau. Das Grabungsteam aus Groß Pampau präsentiert seine Idee für ein Urmeer-Museum. Doch Lübeck will die Fundstücke behalten.

Der Streit um urzeitliche Funde aus der Tongrube in Groß Pampau treibt Blüten. Bevor am Donnerstag, 21. Oktober, der Bildungs- und Kulturausschuss des Kreises Herzogtum Lauenburg über die Frage berät, ob in der Region ein Urmeer-Museum geschaffen werden soll, hat Landrat Christoph Mager die Hansestadt Lübeck und das Grabungsteam um Gerhard Höpfner um Stellungnahmen gebeten. Die Meinungen, wer über die etwa elf Millionen Jahre alten Wal- und Hai-Skelette, prähistorische Schildkrötenknochen und viele weitere Funde verfügen darf, gehen weit auseinander.

Der Streit hat sich entzündet an der Frage, ob Lübeck die seit 1984 zutage geförderten Funde hinreichend wertschätzt und entsprechend präsentiert. Dass diese teils von überragender Bedeutung sind, weil versteinerte Knochen, Wirbel und Zähne die Existenz bislang unbekannter Arten belegen, ist dabei unstrittig.

Groß Pampau: Streit um urzeitliche Fossilien aus der Tongrube

Die ehrenamtlichen Gräber bezichtigen Lübeck, bereits seit Jahren gegen Abmachungen zu verstoßen. Die Funde seien als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt – gegen die Zusage, dass die Exponate öffentlich ausgestellt werden. Dagegen verstoße die Hansestadt schon jetzt. Mit dem Umbau des Museums für Natur und Umwelt zu einem Lübecker Umweltbildungszentrum werde die Bedeutung der Sammlung noch weiter in den Hintergrund gerückt, fürchten auch namhafte Politiker der Region.

Kreispräsident Meinhard Füllner (CDU) hat mit weiteren Politikern die Überlegung aufgegriffen, für die Präsentation der Exponate im Kreisgebiet ein Urmeer-Museum zu schaffen. Neben einem geeigneten Standort und der Finanzierung eines solchen Millionen-Projektes ist dafür von großer Bedeutung, wer denn Eigentümer der Funde ist. In der (inzwischen überarbeiteten) Stellungnahme der Hansestadt Lübeck heißt es dazu, „das Museum unterstützt die Arbeit des Teams finanziell“, so durch das „Einwerben von Drittmitteln, insbesondere vom Land Schleswig-Holstein und von Lübecker Stiftungen“.

Grabungsleiter betont, 160.000 Euro selbst eingeworben zu haben

In ihrer Antwort, die zwischenzeitlich aus den online öffentlich einsehbaren Unterlagen des Kreises entfernt worden war, vertritt Lübecks Kultur- und Bildungssenatorin Monika Frank (SPD) die Auffassung, „die Zuwendungen aller Fördergelder beruhten stets auf der Prämisse, dass die Funde wissenschaftlich aufgearbeitet werden und dem Museum für die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit übergeben werden“.

Keine Rede ist mehr davon, dass das Grabungsteam im Auftrag des Museums tätig sei. Die Frage, wer denn Eigentümer der Funde sei, umschifft das Schreiben: „Nach unserer Auffassung verbleiben die bereits übergebenen beziehungsweise mithilfe der vom Museum bereitgestellten Drittmittel geborgenen und präparierten Funde in den Sammlungsbeständen der Hansestadt Lübeck. Andernfalls ist eine Rückforderung von Förderbeiträgen nicht auszuschließen“, so die Senatorin.

Gerhard Höpfner ist seit gut 30 Jahren Leiter des ehrenamtlichen Grabungsteams

In der ersten Fassung war ein Bezug zu einigen Förderern hergestellt worden. Dazu zählten die Lübecker Possehl-Stiftung und die Sparkasse Lübeck. Tenor: Ihre finanzielle Förderung der Ausgrabungen sei an die Ausstellung der Exponate in der Hansestadt gebunden.

Derartige Äußerungen treiben Gerhard Höpfner, seit gut 30 Jahren Leiter des ehrenamtlichen Grabungsteams, Zornesfalten auf die Stirn. „Das Geld ist von mir eingeworben worden, bei der Landesregierung und auch bei Stiftungen“, sagt der Lübecker. Etwa 160.000 Euro seien so binnen zehn Jahren zusammengekommen. „Stiftungen haben sich nach Vorträgen an mich gewandt und gefragt, wie sie uns unterstützen können“, so Höpfner.

Lübeck habe weder nennenswert zur Finanzierung der Ausgrabungen beigetragen noch Eigentum an den Fundstücken. „Der Riesenhai und der Zahnwal sowie weitere Exponate im Museum sind mein Eigentum“, sagt Höpfner. Viele weitere Dinge seien aus Privatbesitz. „Der größte Teil der Funde gehört jedoch dem Betreiber der Tongrube, der Firma Ohle/Lau. Lübeck gehört von den Fundstücken nichts.“

Vorbild ist das moderne Ozeaneum in Stralsund mit Multimedia-Konzept

Das Grabungsteam, zu dem mehrere Architekten gehören, will am Donnerstag dem Kulturausschuss seine Ideen für ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg präsentieren. Höpfner: „Wir nehmen uns das Ozeaneum in Stralsund zum Vorbild.“ Das hochmoderne Ausstellungsgebäude am Ostsee-Hafen lockt mit seiner Mischung aus atemberaubenden Exponaten und Multimedia seit Jahren Hunderttausende Besucher in die alte Hansestadt.

Für das Urmeer-Museum denken die Aktiven an eine Zeitreise – von heute über die verschiedenen Eiszeiten bis zurück ins Urmeer, das lange Zeit weite Teile der Region überflutet hatte. Der Konflikt mit Lübeck scheint nahezu unausweichlich. „Wir nehmen alles raus aus dem Lübecker Museum“, sagt Gerhard Höpfner. Eine Aufteilung der Exponate auf zwei Standorte mit wenigen Ausstellungsstücken für das künftige Lübecker Umweltbildungszentrum sei für das Grabungsteam unvorstellbar. „Eine Zersplitterung macht weder für die Museumsplanung noch wissenschaftlich Sinn.“

Sitzung des Ausschusses beginnt am Donnerstag um 17.30 Uhr

Die Sitzung des Ausschusses für Soziales, Bildung und Kultur beginnt am Donnerstag um 17.30 Uhr in der Kreisfeuerwehrzentrale in Elmenhorst (Lankener Weg 26). Mehr als ein Fingerzeig ist dort aber eher nicht zu erwarten. Landrat Mager rät, zunächst den Abschluss einer Studie abzuwarten.

Lübecks zuständige Senatorin hat bereits klare Vorstellungen, wie das Ergebnis aussehen soll: „Wie die zukünftige Präsentation der Funde im Rahmen der konzeptionellen Weiterentwicklung des Museums für Natur und Umwelt anbelangt, so wurde die Machbarkeitsstudie, die hierzu aktuell von einer Hamburger Agentur durchgeführt wird, mit dem Land Schleswig-Holstein, das die Studie anteilig finanziert, inhaltlich abgestimmt.“ Die Suche nach einem Kompromiss klingt anders.