Schwarzenbek. Der Ehrenamtliche Kommunalpolitiker Heinz-Werner Rose hat zwei Wochen den hauptamtlichen Verwaltungsleiter von Schwarzenbek vertreten.

Er hat das Sommerfest der Modelleisenbahnfreunde eröffnet, den Verwaltungschef in zwei Sitzungen von Haupt- und Planungsausschuss vertreten, einen Eilantrag für eine dringende größere Ausgabe unterschrieben und den Weg für den Bau der Feuertreppe am Rathaus frei gemacht: Der erfahrene Kommunalpolitiker Heinz-Werner Rose (72, SPD) vertrat zweieinhalb Wochen den parteilosen BürgermeisterNorbert Lütjens.

Während der hauptamtliche Verwaltungschef seinen ersten längeren Urlaub nach dem Amtsantritt mit Frau und drei Kindern in Dänemark zwischen Aarhus und Aalborg verbrachte, hielt der Ehrenamtler „die Stellung“ im Verwaltungsgebäude am Ritter-Wulf-Platz.

Die Vertretung des Bürgermeisters ist rechtlich genau geregelt

Beide sind seit Ende 2020 im Amt. Der ehemalige Stadtjugendpfleger Lütjens wurde mit deutlicher Mehrheit zum hauptamtlichen Bürgermeister und Nachfolger von Ute Borchers-Seelig gewählt. Damit ist er Chef von 120 Mitarbeitern in der sogenannten Kernverwaltung im Rathaus am Ritter-Wulf-Platz.

Heinz-Werner Rose, der seit Dezember 2020 Erster Stadtrat ist und die Nachfolge von Rüdiger Jekubik (SPD) nach dessen Wahl zum Bürgervorsteher antrat, übt den Posten im Verwaltungsgebäude zum ersten Mal aus. „Es hat mich schon geehrt, aber letztlich musste es ja irgendeiner machen“, sagt Heinz-Werner Rose.

Als Offizier a.D. ist der Chef auf Zeit mit Führungsqualitäten ausgestattet

Als pensionierte Offizier bringe ich auch reichlich Führungserfahrung mit“, so der 72-Jährige, der unter anderem Kommandeur des Artillerieregiments 12 in Fürstenfeldbruck war und nach der Grenzöffnung in Potsdam eingesetzt wurde. Über die Bundeswehr hat der gebürtige Brandenburger aus Luckenwalde auch seine Frau Andrea Rose aus Schwarzenbek kennengelernt. Er diente als Leutnant in Wentorf und traf sie beim Tanztee nahe der Kaserne.

Norbert Lütjens  an seinem erster Arbeitstag als Bürgermeister von  Schwarzenbek. 
Norbert Lütjens  an seinem erster Arbeitstag als Bürgermeister von Schwarzenbek.  © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

1990 zog er in die Europastadt und kam 2006 über die Wählergemeinschaft FWS zur Politik, in der er auch Fraktionschef war. Nach internen Querelen wechselte er vor sieben Jahren zur SPD. Der Erste Stadtrat ist das höchste Kommunalpolitische Amt, dass Rose je bekleidet hat.

Bürgermeister soll ungestört Urlaub machen können

„Ich habe mich in den vergangenen Monaten bereits alle vier Wochen mit dem Bürgermeister getroffen und über die aktuellen Entscheidungen sowie seine Ansicht zu verschiedenen Fragen gesprochen. Wenn jetzt wirklich ein größeres Problem auftreten sollte, kann ich ihn jederzeit anrufen. Aber das habe ich eigentlich nicht vor. Den ungestörten Urlaub hat er sich mehr als verdient“, so Rose.

Zweieinhalb Wochen war Rose jeden Tag im Rathaus, für das Bürgermeisterzimmer hat er einen eigenen Schlüssel, und er kann sich auch auf die Unterstützung von Vorzimmerdame Harriet Melcher verlassen. „Bei Fragen kann ich auch die Amtsleiter kontaktieren, viele Themen kenne ich aber auch durch meine kommunalpolitischen Ämter im Finanz- und im Bauausschuss“, so Rose.

Es standen für Rose keine grundsätzlichen Entscheidungen an

In den zweieinhalb Wochen war er meistens in der Zeit von 9 bis 12 Uhr im Rathaus. „Ich treffe ja keine grundlegenden Entscheidungen und Gäste sind auch nicht zu begrüßen. Da reichen drei Stunden aus. Ich will ja nicht einfach hier rumsitzen und Däumchen drehen. Das ist nicht meine Art“, so der Sozialdemokrat.

Obwohl keine grundsätzlichen Entscheidungen anstehen, ist doch einiges zu tun. „Wir haben sehr viele Frauen im Rathaus, die in Teilzeit arbeiten. Da gibt es immer wieder Änderungen im Stundenkontingent, die genehmigt werden müssen. Außerdem geht es auch um Auftragsvergaben oder Sitzungsunterlagen, die genehmigt werden müssen und keinen Aufschub vertragen“, so Rose.

Den Auftrag für die Feuertreppe am Rathaus freigegeben

Am Donnerstagabend direkt vor der Sitzung des Planungsausschusses hat er beispielsweise den Auftrag für die Feuertreppe am Rathaus freigegeben, mit deren Bau im Oktober begonnen werden soll. Sie wird der zweite Rettungsweg für die oberen Stockwerke im Rathaus. Außerdem hat Rose, selbst begeisterter Modelleisenbahner, vor zwei Wochen das Sommerfest der Eisenbahnfreunde offiziell eröffnet.

Gestern Mittag schloss er das Büro ab. Montag übernimmt wieder Norbert Lütjens. Lange Pause hat Rose nicht. Im Oktober macht Lütjens noch eine Woche Urlaub.

Erster Stadtrat vertritt als Ehrenamtler den Verwaltungsleiter

In Städten, deren Verwaltung von einer hauptamtlichen Bürgermeisterin oder einem hauptamtlichen Bürgermeister geleitet wird, wählt die Stadtvertretung bis zu drei Stellvertreter des Verwaltungsleiters. Die Stadträte vertreten den Bürgermeister im Fall einer Verhinderung – sei es durch Urlaub, Krankheit oder einer Dienstreise. Ein Ausscheiden des Bürgermeisters – wie jetzt beispielsweise durch Abwahl des Verwaltungschefs in Ratzeburg – führt zu einer Dauervertretung bis zur Neuwahl eines Nachfolgers.

Der erste Stellvertretende der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters führt die Amtsbezeichnung Erste Stadträtin oder Erster Stadtrat. Die Hauptsatzung kann eine andere Bezeichnung vorsehen. Die Bezeichnung „Bürgermeister“ ist nur in kreisfreien und in großen kreisangehörigen Städten zulässig. Es gibt die Möglichkeit, einen hauptamtlichen Stadtrat zu beschäftigen: wie in Geesthacht.