Groß Pampau. Ausgrabungsleiter und FDP fordern eine bessere Präsentation der historischen Funde. Mehrere Museen haben ihr Interesse bekundet.

Seit 30 Jahren werden immer wieder neue Walskelette in der Kiesgrube bei Groß Pampau gefunden. Die Grabungen leitet eine Gruppe von ehrenamtlichen Hobby-Archäologen um die Brüder Gerhard und Wolfgang Höpfner. Die Tiere schwammen einst vor elf Millionen Jahren auf dem Grund der Ur-Nordsee.

Mehr als 20 Wale, dazu Schildkröten und Haie haben die Freizeit-Forscher in den vergangenen Jahrzehnten in der Tongrube von Ohle und Lau in Groß Pampau mittlerweile gefunden. Allerdings ist ein Streit um die Nutzung der Funde entstanden. „Uns ist ein Urmeermuseum in Lübeck versprochen worden. Davon hat sich die Stadt mittlerweile verabschiedet“, sagt Grabungsleiter Gerhard Höpfner, der seine ersten Funde in der Tongrube als Kind im Jahr 1967 machte. 20 Jahre später gingen die eigentlichen Grabungen los, die Wolfgang und Gerhard Höpfner mit einem achtköpfigen Team leiten.

Hobby-Archäologen leiten Grabungen in Kiesgrube bei Groß Pampau

FDP-Landtags- und Kreistagsfraktion schaut sich den Friedhof der Wale in Groß Pampau an. Grabungsleiter Gerhard Höpfner (l.) zeigt Jan Marcus Rossa, Christopher Vogt und Christel Happach-Kasan eine Auswahl der Funde der vergangenen Jahrzehnte.
FDP-Landtags- und Kreistagsfraktion schaut sich den Friedhof der Wale in Groß Pampau an. Grabungsleiter Gerhard Höpfner (l.) zeigt Jan Marcus Rossa, Christopher Vogt und Christel Happach-Kasan eine Auswahl der Funde der vergangenen Jahrzehnte. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Um die Funde haben sich laut Auskünften der Brüder Höpfner sowohl Museen in Hamburg als auch in Lübeck beworben. Lübeck bekam in den 1980er-Jahren den Zuschlag. Doch nun gibt es Streit. Die Höpfners wünschen sich ein Urmeermuseum. Das ist in Lübeck so nicht realisierbar und auch die Unterbringung der Funde nicht gesichert.

„Es wäre eine gute Idee, hier am Fundort der Wale ein Museum zu errichten“, betonte der Dassendorfer FDP-Landtagsabgeordnete Jan Marcus Rossa bei einem Ortstermin in der Tongrube. „Wir brauchen eine Machbarkeitsstudie. Das ist ein großes Projekt, das sich ohne Unterstützung vom Land und auch vom Bund vermutlich nicht stemmen lässt. Aber es wäre ein Aushängeschild für den Kreis“, so die FDP-Politikerin Christel Happach-Kasan. Auch Kreispräsident Meinhard Füllner (CDU) hatte einen eigenen Standort für ein Walmuseum im Kreis im Herzogtum Lauenburg nach dem Streit mit dem Lübecker Museum ins Gespräch gebracht.

Aktuellster Fund sind Gehörknochen und Teile des Gehirnschädels eines Urzeitwals

Die Funde in der Tongrube bei Groß Pampau sind einzigartig, weil hier die sogenannte Ur-Nordsee durch einen Salzstock extrem nach oben verschoben wird. „Üblicherweise sind die Fossilien unter 500 bis 1000 Meter Boden verborgen. Hier finden sie sich in 15 Meter Tiefe, weil der Untergrund nach oben gedrückt wurde. Wir haben hier 160 Arten entdeckt. Neben Walen auch Haie, Muscheln und sogar Schildkröten“, sagte Grabungsleiter Gerhard Höpfner.

Der aktuellste Fund sind Gehörknochen (lat.: Perioticum) und Teile des Gehirnschädels eines rund elf Millionen Jahre alten Urzeitwals, den das Grabungsteam von Höpfner kürzlich in 500 Tonnen Abraum aus dem Tonabbau entdeckte (wir berichteten). „Das war ein absoluter Glücksfall, den nur wenige Zentimeter langen Gehörknochen in dem Lehmhaufen zu entdecken“, schilderte Finderin Svenja Warnke den großen Moment. Der Fund ist von besonderer Bedeutung, weil sich mithilfe des Perioticums die Walart bestimmen lässt.

"Groß Pampau ist eine in Deutschland einzigartige Fundstelle"

„Wir gehen davon aus, dass es sich hier um eine bislang unbekannte Art handelt“, sagte Grabungsleiter Gerhard Höpfner. In Groß Pampau werden immer wieder Skelette von urzeitlichen Haien, Walen und anderen Meeresbewohnern gefunden. Die Teammitglieder gehen davon aus, dass sie dort noch mindestens zehn Jahre lang weitere Schätze finden werden.

„Die Artenvielfalt der Meeressäuger macht Groß Pampau zu einer in Deutschland einzigartigen Fundstelle“, sagte Oliver Hampe vom Museum für Naturkunde in Berlin. Der Wirbeltierpaläontologe erforscht die Walfauna der erdgeschichtlichen Epochen des Mittel- und Obermiozäns von Groß Pampau und ist regelmäßiger Gast an der Grabungsstelle. „Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, mir die neuesten Funde anzusehen, was ich aber noch in diesem Sommer vorhabe“, sagte Hampe.

Zuvor waren in der Grube, in der gewerblich Ton für Deponieabdichtungen abgebaut wird, unter anderem die Überreste einer rund elf Millionen Jahre alten Lederschildkröte und eines Riesenhais gefunden worden. „Der Hai war etwa zehn Meter lang und gehörte vermutlich zur Art Cetorhinus maximus“, sagte Höpfner damals. Auch Reste einer rund elf Millionen Jahre alten Ur-Robbe wurden in Groß Pampau gefunden.