Gudow. Der Kreis und das Erholungswerk der Polizei haben haben Interesse an Verhandlungen signalisiert. Der Abriss hat begonnen.

Seit 1987 nutzt der Kreis Herzogtum Lauenburg das ehemalige Erholungsheim in Gudow als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Im Mai dieses Jahres hat ein Großbrand den größten Teil des alten Gebäudes im hinteren Bereich zerstört. 21 Bewohner wurden evakuiert und auf andere Einrichtungen verteilt. Gespräche zwischen dem Erholungswerk der Polizei Schleswig-Holstein e.V. als Eigentümer und dem Kreis Herzogtum Lauenburg als Pächter folgten: Wer baut es wieder auf? Wie soll es künftig genutzt werden?

Jetzt bahnt sich eine Lösung an: Wie Kreissprecher Karsten Steffen mitteilt, will der Kreis die Liegenschaft kaufen und weiter als Gemeinschaftsunterkunft betreiben.

Erste Vorgespräche zwischen Eigentümer und Pächter

„Der Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss des Kreises hat die Verwaltung entsprechend beauftragt, eine Wertermittlung vor- und Verhandlungen mit dem Eigentümer über einen Ankauf des Geländes aufzunehmen“, berichtet Steffen. Es habe auch schon ein Vorgespräch mit Landrat Dr. Christoph Mager und Uwe Müller, dem Vorsitzenden des Vereins Erholungswerk der Polizei, stattgefunden. Beide Seiten bekräftigten ein Interesse an Kaufverhandlungen.

Ein Feuer hat im Mai dieses Jahres den größten Teil des alten Gebäudes zerstört.
Ein Feuer hat im Mai dieses Jahres den größten Teil des alten Gebäudes zerstört. © NEWS & ART | Carsten Neff

„Für uns ist die Anlage nicht mehr interessant“, sagt Uwe Müller. Bis 1987 war es das vierte Haus des Erholungswerks, in dem Mitglieder günstig Urlaub machen konnten. „Zu der Zeit war Gudow noch Zonenrandgebiet, und die Auslastung war gering“, erläutert Müller. Nach dem Brand habe es im Verein Überlegungen gegeben, wie die Anlage künftig genutzt werden könnte. „Ein Verkauf ist für uns tatsächlich die beste Lösung“, gibt Müller zu.

Das Chaos fällt nicht auf den ersten Blick ins Auge

Wer zum Flüchtlingsheim in Gudow fährt, sieht das Chaos nicht auf den ersten Blick. Erst im hinteren Bereich wird das Ausmaß der Verwüstung durch den Großbrand im Mai deutlich sichtbar: Der alte Gebäudeteil ist vom Feuer weitestgehend zerstört. Trümmer, verschmorte Einrichtungsgegenstände und Spielzeug türmen sich zu großen Müllhaufen auf. Jetzt sind die Bagger angerückt, um das schadstoff­belastete Brandgebäude in der Straße Am Kaiserberg abzureißen und das Gelände freizuräumen. Im Anschluss daran soll der Betrieb zumindest teilweise wieder aufgenommen werden, kündigt Steffen an.

„Für den Kreis hat die Gemeinschaftsunterkunft eine wesentliche Clearingfunktion“, begründet der Kreissprecher das Kaufinteresse. Für viele Flüchtlinge war es die erste Station im Kreis. Dort sollte den Menschen Orientierung geboten werden sowie die Chance, in Ruhe anzukommen und sich auf den Transfer in die aufnehmende Gemeinde des Kreises vorzubereiten.

Betreuung soll weiterhin das Diakonische Werk übernehmen

Darüber hinaus werden regelmäßig Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht, für die eine Aufnahme in den Kommunen angesichts fehlender geeigneter barrierearmer Unterbringungsmöglichkeiten nicht kurzfristig zu lösen ist. „Auch die kreisangehörigen Kommunen schätzen aus diesem Grund die Gemeinschaftsunterkunft als notwendig und erforderlich ein“, sagt Steffen.

Die Gemeinschaftsunterkunft verfügte bisher über eine Kapazität von 45 Plätzen. Coronabedingt wurde sie zuletzt bewusst nicht voll ausgelastet, um auch Quarantänemöglichkeiten vorzuhalten. In diesem Umfang wird auch ein Weiterbetrieb angestrebt, sagt Steffen. Die Bewirtschaftung und Betreuung soll weiterhin das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg übernehmen.