Lauenburg. Auf dem Schlossplatz in Lauenburg haben sich mehr als 450 Bürger für eine Menschenkette bis zur Moschee versammelt. Die Hintergründe.

„Ich habe den Traum, dass wir in Lauenburg Hand in Hand stehen gegen Rassismus und Ausgrenzung“, sagte Pastor Phillip Graffam zu Beginn der Veranstaltung. Zumindest an diesem Nachmittag gab es daran keinen Zweifel: Zahlreich waren Lauenburgerinnen und Lauenburger auf dem Schlossplatz erschienen, um eine Menschenkette bis zur Moschee zu bilden. Als die Kette fast stand, reiten sich spontan zufällige Passanten ein. Von etwa 450 Teilnehmern sprach die Polizei später.

Nach der rassistisch motivierten Bluttat in Hanau ist auch in Lauenburg das Entsetzen groß. Ein 43-jähriger Deutscher hatte neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Der Aufruf zur Menschenkette des Lauenburger Bündnisses „Demokratie leben!“ verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer.

Die evangelische Kirchengemeinde und die türkisch-islamische Gemeinde riefen ebenfalls zur Teilnahme auf. Die Lauenburgerin Yildiz Frühauf übersetzte die Grußworte von Pastor Phillip Graffam und Imam Eren Kösterelioglu jeweils in Türkisch und Deutsch. Als der Imam seine Rede mit den Worten schloss, „Wir sind Lauenburger!“ gab es Applaus.

„Mit türkischem Namen ist die Wohnungssuche schwer“

Womit wohl nicht mal die Organisatoren gerechnet hatten: Dank der großen Teilnehmerzahl reichte die Menschenkette tatsächlich vom Schloss bis zur Moschee. Julia Becker war mit Tochter Lina gekommen. „Ich bin mit türkischen Kindern in die Schule gegangen und habe türkische Nachbarn. Ich bin entsetzt, dass es Menschen gibt, die das nicht völlig normal finden“, sagte sie. „Viele Mitbürger erleben einem Alltagsrassismus, den ich mit gar nicht vorstellen kann“, sagte Sara Opitz, Koordinatorin von „Demokratie leben!“ in ihrem Grußwort.

Was sie meint, wurde kürzlich in einer Facebookgruppe deutlich: Ein Familienvater mit türkischem Namen berichtete, dass er sich auf eine Wohnung in Lauenburg beworben hätte. „Der Eigentümer will keine Türken im Haus“, hatte ihm der Makler zu verstehen gegeben. „Mit türkischem Namen ist die Wohnungssuche schwer“, schrieb der geborene Lauenburger und deutsche Staatsbürger.

„Ich habe einen Traum, dass Menschen nicht mehr nach Herkunft und Religion beurteilt werden“, hatte Pastor Philip Graffam zu Beginn der Veranstaltung gesagt.