Schwarzenbek. Die Stadt Schwarzenbek genehmigt dem Nachbardorf Grabau ein großes Gewerbegebiet. Dafür gibt es einen Flächentausch.

In den vergangenen Jahren herrschte ein Bauboom in Schwarzenbek. Die Einwohnerzahl lag viele Jahre um 15.000, stieg jetzt auf 17.500. Aktuell wird als letztes großes Projekt die Dreiangel gegenüber dem Lupuspark hochgezogen – mit deutlich mehr als 200 Wohnungen. Dann ist mit Großprojekten aber erst einmal Schluss.

Denn größere freie Flächen gibt es im Stadtgebiet nicht mehr. Doch das wird sich bald ändern: Die Stadt bekommt zehn Hektar Flächen südlich der Bahnlinie Hamburg-Büchen direkt im Anschluss an das Wohngebiet Rülau zugeschlagen.

Schwarzenbek und Grabau: An den Besitzverhältnissen ändert sich nichts

Das Gebiet wird zurzeit landwirtschaftlich genutzt und gehört zu Grabau. „Das trapezförmige Areal wird im neuen Flächennutzungsplan als potenzielles Bauland eingetragen. Bislang werden die Flächen, die mehreren Eigentümern gehören, landwirtschaftlich genutzt.

An den Besitzverhältnissen ändert sich nichts, aber die Gemarkung fällt jetzt in unsere Stadtgrenzen und damit in unsere Planungshoheit“, sagt Bauamtsleiter Ralf Hinzmann.

Der Gebietszuwachs wird als potenzielles Bauland eingestuft

Seit geraumer Zeit wird der F-Plan überarbeitet. Der Gebietstausch kommt gerade richtig, weil ansonsten nur noch Nachverdichtungen auf Grundstücken im Stadtgebiet möglich sind. Das ändert sich jetzt. Die Neuauflage ist erforderlich, weil der bestehende Plan aus dem Jahr 2001 stammt und mittlerweile die 24. Änderung hinter sich hat.

Vor 19 Jahren standen noch 35 Hektar überplanbare Wohnbaufläche zur Verfügung, diese Areale sind jetzt ausgeschöpft. Der neue Plan soll demnächst – so weit das unter Corona-Bedingungen möglich ist – erstmals öffentlich vorgestellt werden. Eine Einwohnerversammlung, wie sonst bei Themen von so zentraler Bedeutung, kann es allerdings definitiv nicht geben.

Grabauer Gewerbegebiet nur durch Gegengeschäft möglich

Im Gegenzug zur Gebietsübertragung gestattet Schwarzenbek der Nachbargemeinde Grabau die Schaffung eines zehn Hektar großen Gewerbegebiets an der B 207 gleich im Anschluss an den Lupus-park. Ohne die Zustimmung aus der Europastadt dürfte das 350 Einwohner-Dorf so ein großes Gebiet nach den Vorgaben der Landesplanung gar nicht ausweisen.

Der Landesentwicklungsplan 2010 regelt, dass eine über den Bedarf hinausgehende Gewerbeflächenentwicklung, wie sie von der Gemeinde Grabau umgesetzt wird, einen Interessenausgleich mit dem eigentlich zentralen Ort, Schwarzenbek, notwendig macht. Den im Kreisgebiet bislang einzigartigen „Deal“ hat der scheidende Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg (WFL), Ulf Hahn, eingefädelt.

Aktuell läuft die Erschließung des Gewerbegebiets

Das haben Stadt und Gemeinde im Mai 2017 mit einem sogenannten interkommunalen Vertrag geregelt, der im Juli 2017 in Kraft getreten ist. Bis zur Realisierung des Projektes dauerte es wegen des aufwendigen Planungsprozess allerdings. Vor einigen Monaten starteten erste Arbeiten. Aktuell läuft die Erschließung des Gewerbegebiets.

Auf großflächigen Plakatwänden wirbt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für die Gewerbeflächen. In dem Gebiet „Grabauer Ruhm“ gibt es 14 Gewerbeflächen mit 2800 bis 16.000 Quadratmetern. Lediglich eine große Fläche direkt an der Bundesstraße neben dem geplanten Kreisverkehr für die im Bau befindliche Schwarzenbeker Ortsumgehung ist bereits verkauft.

Gebietsübertragung wird jetzt vertraglich geregelt

Was bislang ausstand, ist der Vollzug der Gebietsübertragung. Der Entwurf der Vereinbarung wurde im März von der Gemeindevertretung Grabau beschlossen. Jetzt müssen die Schwarzenbeker Politiker über den „Deal“ mit der sperrigen Bezeichnung „öffentlich–rechtlicher Vertrag zur Änderung der Gemeindegrenzen“ beraten.

Das geschieht Dienstag, 20. April, um 18.30 Uhr im Hauptausschuss. Das Gremium tagt im Festsaal des Rathauses. Das letzte Wort haben die Stadtvertreter im Mai. Danach müssen die Bürgermeister Bernd Granzow (Grabau) und Norbert Lütjens (Schwarzenbek) noch ihre Unterschrift unter den Vertrag setzen.