Schwarzenbek. Die evangelische Kirchengemeinde setzt auf Podcasts und kontaktarme Aktionen an den Feiertagen. Wir geben einen kleinen Überblick.

Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi und damit das höchste Fest der Christen nach Weihnachten. Üblicherweise sind die Kirchen am Karwochenende voll, aber diesmal ist wieder alles anders. Zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 müssen die Kirchengemeinden die Notbremse ziehen und ein Alternativprogramm auf die Beine stellen.

„Gesundheit ist das oberste Gebot. Deshalb gilt bei uns die Devise Podcast statt Gottesdienst. Am besten wäre es, wenn über Ostern alle Mitglieder unserer Gemeinde zu Hause blieben“, sagt Pastor Andreas Schöer. Das ist ein frommer, zugleich aber auch unrealistischer Wunsch, wie der Geistliche aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres weiß.

Deshalb geht die evangelische Kirchengemeinde Schwarzenbek neue – zumeist digitale – Wege, um ihren Aufgaben und den Bedürfnissen der Gläubigen nachzukommen. Bereits zu Ostern 2020 gab es ein „Hoffnungsläuten“ am Ostersonntag mit den Kirchenglocken. Kantor Markus Götze spielte dazu Posaune am alten Markt, Pastorin Sigrun Kühn Akkordeon vom Balkon ihrer Wohnung an der Pflasterstraße aus.

Singen ist bei allen kirchlichenVeranstaltungen verboten

Seitdem war nichts mehr wirklich normal im Alltag der Kirchengemeinde, auch wenn es in den Sommermonaten Präsenz-Gottesdienste mit Abstandsregelungen, Hygienekonzept und maximal 50 Teilnehmern gab. Das Singen ist bei allen kirchlichen Veranstaltungen nach wie vor verboten. Präsenz-Gottesdienste hat das Pastorenteam um Andreas Schöer aus Sicherheitsgründen ausgesetzt. Auch an den Osterfeiertagen wird es keine Gottesdienste mit Anwesenheit geben.

Das Pastorenteam und Kantor Markus Götze zeigten sich kreativ. Gottesdienste gibt es seit gut einem Jahr als Podcast. Dazu gibt es Aufnahmen mit Kirchenmusik und Liedtexten von Markus Götze, die sowohl auf der Internetseite der Kirchengemeinde (www.kirche-schwarzenbek.de) verfügbar sind und auf Wunsch auch als E-Mail versandt werden.

Konfirmandenunterricht findet via Zoom-Konferenz im Internet statt

Auch der Konfirmandenunterricht und die Jugendarbeit von Diakonin Tanja Derlin-Schröder finden überwiegend über Zoom-Konferenzen im Internet statt. „Die Konfirmanden bekommen Themen, müssen Fragen beantworten. Wir testen auch, ob sie an Online-Gottesdiensten teilgenommen haben. Für uns ist das ein völlig neues Format, bei den Jugendlichen kommt es aber sehr gut an“, sagt Pastorin Sigrun Kühn.

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Aber auch generell kommen die Online-Angebote bei den Gläubigen in Schwarzenbek gut an. Jeder Podcast wird im Schnitt 100-mal aufgerufen. „Damit erreichen wir deutlich mehr Besucher, als bei herkömmlichen Präsenz-Gottesdiensten“, so die Pastorin. Deshalb könnte es durchaus sein, dass es auch künftig neben den traditionellen Andachten in der St. Franziskus-Kirche und im Familienzentrum St. Elisabeth weiterhin Podcasts geben wird.

Großes Problem ist nach wie vor die seelsorgerische Arbeit

Ein großes Problem bleibt aber die seelsorgerische Arbeit. „Es gibt immer wieder Fälle, in denen die Familie von einem Angehörigen nicht Abschied nehmen kann, weil dieser in Quarantäne liegt. Auch größere Trauerfeiern sind nicht möglich. Das ist eine hohe Belastung“, sagt Sigrun Kühn.

Ein wichtiger Faktor ist auch die Betreuung von alten und einsamen Menschen. „Persönliche Besuche bei Menschen, die der Risikogruppe angehören sind nicht möglich. Wir versuchen, über Telefongespräche Kontakt zu halten und Trost zu spenden. Das ist eine große Herausforderung“, so die Pastorin.

Ältere Menschen bekommen einen Osterbrief mit Gebeten und Texten

Aber auch die Betreuung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern ist zeitaufwendig. „Wir haben Kinder in der Notbetreuung, die Erzieher sind der Gefahr einer Infektion ausgesetzt. Auch andere Mitarbeiter haben zahlreiche Kontakte zu Menschen. Das schafft in dieser Zeit Verunsicherung und erfordert sehr viele Gespräche“, erläutert Pastor Andreas Schöer.

Doch nun steht das Osterfest im Vordergrund. „Wir wollten Weihnachten mobile Gottesdienste vom Anhänger eines Traktors aus an verschiedenen Standorten anbieten. Das wurde nicht genehmigt, weil die Abstandsregelungen schwer einzuhalten gewesen wären. Deshalb verzichten wir Ostern auf Gottesdienste, außer im Podcast“, sagt der Pastor. Da vor allem viele ältere Gemeindemitglieder keinen Internetzugang haben, bekommen alle, die mindestens 75 Jahre alt sind, einen Osterbrief mit Gebeten und Texten. „Wir haben wie schon zu Weihnachten Tausend Exemplare gedruckt, die von unseren Mitarbeitern verteilt werden“, so Schöer

Hoffnungswege erzählen die Passionsgeschichte

Das Team um Pastor Schöer hat gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern für die Osterzeit sogenannte Hoffnungswege gestaltet, auf denen Kinder und Erwachsene sich an verschiedenen Orten mit der Ostergeschichte auseinandersetzen können. Los geht es am morgigen Gründonnerstag von 18 bis 20 Uhr mit einer Zeit der Stille im Kirchenzentrum St. Elisabeth. Dort gibt es auch Trauben und Brot. Sonnabend und Sonntag von 9 bis 12 Uhr ist die St. Franziskus-Kirche geöffnet. Dort gibt es einen Pfad entlang eines Bildes zur Ostergeschichte. Am Franziskushaus am Markt haben Konfirmanden die Schaukästen mit Bibelversen gestaltet. Auf den beiden Friedhöfen gibt es Texte und Bilder zum Nachdenken, am Familienzentrum Mitmachaktionen für Kinder.