Schwarzenbek. Schwarzenbeker Kirchengemeinde erarbeitet Verhaltenskodex für Mitarbeiter. Präventionskonzept soll Kinder vor Missbrauch schützen.

Sexualisierte Gewalt ist ein sehr sensibles und oft auch tabuisiertes Thema. Aber gerade an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, ereignen sich solche Fälle oder sie werden von Aufsichtspersonen bemerkt.

„In Kirchen, Sportvereinen, Internaten und anderen Institutionen ist in der Vergangenheit immer wieder Missbrauch offensichtlich geworden. Das war für uns ein Grund, offensiv Prävention zu betreiben“, sagt ­Pastorin Sigrun Kühn von der Evan­gelischen Kirchengemeinde Schwarzenbek.

Kirche erweitert Engagement gegen sexualisierte Gewalt

Die Stadt hat eine der größten Kirchengemeinden in Norddeutschland, es gibt zwei große kirchliche Kitas, das Familienzentrum St. Elisabeth, mehrere Chöre und eine sehr aktive Jugendarbeit. Deshalb hat die Gemeinde jetzt als zweite im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ein Präventionskonzept auf den Weg gebracht. Unter dem Motto „Miteinander achtsam sein: wir sehen hin, wir handeln“ haben Pastorin Kühn und ihr Team gemeinsam mit Janina Timmermann und Jochen Schultz von der Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt Richtlinien und einen Verhaltenskodex entwickelt.

„Wir haben alleine in der Jugendarbeit etwa 20 ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie werden bereits in der Ausbildung sensibilisiert, achtsam mit ihren Teilnehmern in den Gruppen umzugehen und auf Anzeichen für Missbrauch zu achten“, erläutert Jugenddiakonin Tanja Derlin-Schröder.

Missbrauch betrifft auch Erwachsene, Frauen wie Männer

Es gibt seit 2018 ein Kirchengesetz, nach dem alle Gemeinden ein Schutzkonzept entwickeln sollen. Weil wir eine sehr große Gemeinde sind, haben wir es schnell umgesetzt. Betreuer, die unseren Verhaltenskodex nicht unterzeichnen, können nicht weiter für uns arbeiten. Außerdem fordern wir künftig alle fünf Jahre auch von den Ehrenamtlern ein erweitertes Führungszeugnis, in dem Vorstrafen vermerkt sind“, sagt Sigrun Kühn.

Sexualisierte Gewalt ist aber nicht nur ein Thema, das Jugendliche betrifft. „Solche Fälle kommen selbstverständlich auch bei Erwachsenen vor, davon können Frauen und Männer betroffen sein“, ergänzt Fachfrau Janina Timmermann.

Konkrete Fälle hat es in Schwarzenbek noch nicht gegeben

Konkrete Fälle habe es in der Kirchengemeinde Schwarzenbek bislang nicht gegeben, so die Initiatoren, aber die festangestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter sollen für das Thema weiter sensibilisiert werden.

„Wenn jemand einen Verdacht auf einen Missbrauchsfall hat, besprechen wir das im Team. Dann entscheiden wir, welche weiteren Maßnahmen zu ergreifen sind. Wichtig ist aber auch, wie der Betroffene selbst die Situation sieht. Ein weiteres Vorgehen wird mit ihm oder ihr besprochen“, erklärt Tanja Derlin-Schröder.

Kirche richtet für schnelle Hilfe neue E-Mail-Adresse ein

Wichtig ist Pastorin Kühn, dass mögliche Opfer verschiedene Möglichkeiten haben, Ansprechpartner in der Kirchengemeinde zu finden, denen sie sich anvertrauen können. „Natürlich stehen wir alle zur Verfügung. Wir haben aber auch eine E-Mail-Adresse eingerichtet, auf die nur ich, Pastor Andreas Schöer und Jugenddiakonin Tanja Derlin-Schröder Zugriff haben. So können wir schnellstmöglich Hilfe leisten, eine Beratung anbieten oder einfach nur zuhören“, so die Pastorin.

Die E-Mail-Adresse ist unter beschwerde@kirche-schwarzenbek.de erreichbar. Über das Angebot informiert die Kirche auch im Gemeindebrief, der jetzt versandt wird.