Schwarzenbek. Spaziergänger erfreuen sich an bunten Zwergenhöhlen und fragen sich, was es damit auf sich hat. Eine Reise in die Märchenwelt.

Wichtel und Feen sind in den Rülauer Wald eingezogen. Sie wohnen zwischen dicken Baumwurzel, in den Höhlen der Stämme und haben ihre kleinen Gärten im dichten Moos. Aber die Spaziergänger sehen die Märchenwesen nicht. Ihre Wohnungen sind mit bunten Türen verschlossen.

Hier und da gibt es aber einen Hinweis auf die Lebensweise der Winzlinge: Auf einem Baumstumpf ist ein Spielplatz aufgebaut, woanders hat ein Wichtel seine Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Ein anderer macht Werbung für frische Eier, während seine Hühner vor der Baumhöhle nach Körnern picken.

Auf Entdeckungstour: Wichtel und Feen besiedeln jetzt den Rülauer Wald

Auf diesem Spielplatz auf einem verwitterten Baumstumpf dürfen sich die Zwergenkinder austoben. Schaukel, Wippe und auch ein Klettergerüst gibt es.
Auf diesem Spielplatz auf einem verwitterten Baumstumpf dürfen sich die Zwergenkinder austoben. Schaukel, Wippe und auch ein Klettergerüst gibt es. © Privat

Spaziergänger erfreuen sich seit Tagen an den liebenswerten Zwergenhöhlen und fragen sich, was es damit auf sich hat. Die Fantasie führt in Märchenwelten, wo Zwerge nach Gold und Edelsteinen graben, wo es keine Sorgen gibt und Wünsche schnell erfüllt werden. Sie fragen sich auch, wo die Winzlinge plötzlich herkommen. Nie wurden die kleinen Wesen beim Bau ihrer Behausungen gesehen, und auch sonst wurde niemand beobachtet, der an ihnen gewerkelt hat.

Doch vor einem Anwesen der neuen Waldbewohner gibt es eine heiße Spur – einen winzigen Wegweiser. „Fam. Nelke“ steht auf dem Holzschildchen. Der Familienvater Sven Nelke ist schnell auf Facebook gefunden. „Ich war nur der Bote und habe ein wenig geholfen. Meine Tochter hat aber auch mitgemacht“, sagt er. Sven Nelke kennt sich aber inzwischen aus im Zauberwald und weiß, wer die Hauptakteure sind: Familie Stolz aus der Rülau in Schwarzenbek.

Die Spur führt zu Nadine Stolz und ihrem neunjährigen Sohn Lennart

Nadine Stolz und ihr neunjähriger Sohn Lennart basteln und werkeln seit einigen Tagen an den Wichtelwohnungen. An dem Rundweg beginnend an der Waldstraße haben sie sie errichtet. Damit möchten sie zweierlei bewirken. „Einerseits tut Bewegung an der frischen Luft gut. Und andererseits brauchen wir, wie viele andere im Lockdown, schöne Erlebnisse. Wir hoffen, dass wir damit anderen auch eine Freude machen“, sagt die gelernte Hotelfachfrau.

Wichtig sind die Türen zur Zwergenwelt. Sie werden meist aus dünnem Holz gefertigt. Aus zarten Zweigen, zusammengebunden mit einer Schnur, entstehen Leitern zu den Anwesen. Gardinen für die Fenster und die Wäsche auf der Leine sind aus Papier. Kleine Möbel werden aus Pappe gemacht. Meistens sind die Anwesen bescheiden hergerichtet, nichts ist überladen oder üppig. Vereinzelt haben weitere Bastler ihre Wichteltüren an einen Baum gestellt.

Jeder kann mitmachen, doch nur Naturmaterialien sollten verwendet werden

Einen kleinen Postkasten hat jedes Wichtelhaus.
Einen kleinen Postkasten hat jedes Wichtelhaus. © Privat

Es sollten aber nur Naturmaterialien verwendet werden, die verwittern können und keinen Schaden für die Tiere anrichten. Vieles findet man an Ort und Stelle im Wald“, sagt Nadine Stolz. Acrylfarben sollten die Bastler am besten nur sparsam verwenden und kaputte Dinge reparieren oder entsorgen. So gehen die Bastler sorgsam mit der Natur um.

Und Spaziergänger bittet sie, die Wichtelwohnungen nicht zu versetzen oder gar mitzunehmen. „Die kleinen Wesen finden sonst ihre Behausungen nicht mehr“, sagt Nadine Stolz und schmunzelt.