Schwarzenbek. Das Geschäft schließt nach 44 Jahren. Ein Investor sucht nun einen neuen Mieter für die Räumlichkeiten am Ritter-Wulf-Platz.

Wenn Margot Kastorf mit ihrem lilafarbenen Auto durch die Stadt fuhr, wussten viele Schwarzenbeker: Die Raumausstatterin ist unterwegs, um eine Wohnung mit Gardinen, Vorhängen oder Plissees nach Maß schöner und behaglicher zu machen. Das wird es in wenigen Tagen nicht mehr geben. Am Sonnabend, 5. Dezember , wird das Geschäft Raumdekor Kastorf am Ritter-Wulf-Platz in Schwarzenbek zum letzten Mal öffnen . Nach 44 Jahren gibt sie ihren Betrieb auf und geht in den Ruhestand.

„Ich bin sehr traurig. In den vielen Jahren haben sich Freundschaften zu den Kunden entwickelt, und mir wird viel Wertschätzung entgegengebracht. Manche Kunden habe ich lange begleitet, und inzwischen sind auch ihre Kinder bei mir“, sagt Margot Kastorf. Viele Kunden kommen in diesem Tagen vorbei, um Lebewohl zu sagen und alles Gute zu wünschen. „Schade, dass man sich in dieser Zeit nicht umarmen oder mit Sekt anstoßen kann“, bedauert sie.

Raumdekor Kastor in Schwarzenbek schließt – Betreiberin geht in den Ruhestand

Am Schaufenster blieben die Schwarzenbeker gern stehen und haben sich von den neuesten Trends inspirieren lassen.
Am Schaufenster blieben die Schwarzenbeker gern stehen und haben sich von den neuesten Trends inspirieren lassen. © BGZ | Monika Retzlaff

Margot Kastorf übernahm 1977 die Gardinenabteilung im Malereigeschäft Erich Kastorf, das ihre Schwiegereltern hatten. Die damals 22-Jährige hatte Einzelhandelskauffrau gelernt und sich auf Textilien spezialisiert. Das Geschäft der Kastorfs befand sich damals in dem Gebäude an der Hamburger Straße 4. Ihr Ehemann Erich arbeitete als Malermeister und übernahm in der Raumausstattung die handwerklichen Arbeiten.

Als das Haus dem neuen Verlauf der Hamburger Straße am Rathaus weichen musste und abgerissen wurde, zogen die Inhaber 1983 als eine der ersten Nutzer in das neu erbaute Geschäftshaus am Ritter-Wulf-Platz um. Die Freude über das neue, 170 Quadratmeter große Domizil war groß, doch 1991 kam der Schock: Nach einem Stadtfest warfen Unbekannte einen brennenden Müllsack in den Laden.

Raumdekor Kastorf spezialisierte sich auf Gardinen, Vorhänge und Tapeten

Das Malereigeschäft Erich Kastorf mit Gardinenabteilung war zuerst an der Hamburger Straße 4. Das Haus wurde Anfang der 80er-Jahre abgerissen.
Das Malereigeschäft Erich Kastorf mit Gardinenabteilung war zuerst an der Hamburger Straße 4. Das Haus wurde Anfang der 80er-Jahre abgerissen. © BGZ | Monika Retzlaff

Der Ruß eines Schwelbrandes legte sich auf die Einrichtung und verschmutzte die gesamte Ware. Die Geschäftsleute zogen die Konsequenzen: Die Schwiegereltern zogen sich mit dem Malergeschäft zurück. Der Laden wurde verkleinert und nur der hintere Bereich mit Ausgang zum Parkplatz hin genutzt. Der vordere Bereich wurde vermietet, dort befindet sich jetzt der Friseur „Visage“.

Raumdekor Kastorf spezialisierte sich fortan auf Gardinen, Vorhänge, exklusive Tapeten und Sonnenschutz. Am Schaufenster, das die Tochter Bianca als gelernte Schauwerbegestalterin seit vielen Jahren gestaltet, konnten sich die Kunden über neue Trends in der Raumgestaltung informieren. Die Mode hat sich über die vielen Jahre sehr verändert: Waren in den 1970er- und 1980er-Jahren noch üppige Stoffvorhänge angesagt, entscheiden sich heute die meisten für Plissees, erläutert Margot Kastorf.

Margot Kastorf hat ihre Geschäftsräume an einen Investor verkauft

Eines ist aber geblieben: die ausführliche Beratung bei den Kunden, das genaue Aufmaß für das Vorhaben und die hohe Qualität der Ausführung. „Die Vernunft plant die Wohnräume. Tapeten, Gardinen, Vorhänge und Plissees verleihen ihnen eine individuelle Gestalt und geben der Behaglichkeit viel Raum“ – so das Credo des Geschäftes.

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Mit der Schließung des Geschäftes Raumdekor Kastorf verwaist der Ritter-Wulf-Platz am Rathaus noch mehr. Dort, wo heute kahle Schaufenster sind, gab es früher einen ­Blumenladen, eine Servicestelle der Sparkasse, einen Geschenkeladen sowie ein Geschäft für Abendmode. Auf der anderen Seite, wo heute das Sanitätshaus, ein Kosmetikstudio und der Friseur sind, wurden früher eine Parfümerie und ein Reisebüro betrieben.

Auf der Seite zur Hamburger Straße hin zog eine Tanzwerkstatt ein, nachdem der Fernsehladen Ende der 90er-Jahre schloss. Neben dem Raumdekor Kastorf ist das Eisparadies, das jedoch derzeit geschlossen ist. Im Geschäftshaus sind weiterhin ein Bistro, eine Apotheke und Arztpraxen vorhanden. Margot Kastorf hat ihre Geschäftsräume an einen Investor verkauft. Er hat das Objekt inseriert und wirbt um einen neuen Mieter für die Fläche.