Bargteheide. Eduard Buczkowski arbeitete 35 Jahre auf der Kircheninsel. Als vielfach engagierter Bürger ist er ein bekanntes Gesicht in der Stadt.
In Bargteheide ist Eduard Buczkowski so bekannt wie ein bunter Hund. Wenn der Mann, den alle nur Eddi nennen, in der Stadt unterwegs ist, wird er immer wieder angesprochen und freudig von Passanten begrüßt. Seit Anfang des Monats hat der 65-Jährige mehr Zeit für einen kleinen Plausch. Denn nach 35 Jahren Tätigkeit als Küster für die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde ist Buczkowski jetzt in den Ruhestand verabschiedet worden.
Nein-Sagen gehört nicht gerade zu Buczkowskis Stärken
Wie groß seine Beliebtheit ist, lässt sich an den vielen Gästen ablesen, die zu seinem Abschied kamen, darunter Landrat Henning Görtz, Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht und Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Gefeiert wurde vor der Kirche, mit Abstand, Musik, Grußworten und Geschenken. Pastor Jan Roßmanek sagte: „So eine kleine Stadt wie Bargteheide wird eben geprägt von Menschen – und einer dieser Menschen war und bleibt Eddi Buczkowski.“ Roßmanek erinnerte ihn daran, sich Zeit für sich und seine Familie zu nehmen: „Die Königsdisziplin des Nein-Sagens hat Eddi nicht erfunden.“
Ganz im Gegenteil: Dank Dienstwohnung direkt auf dem Kirchengelände war Buczkowski schnell auch außerhalb der Arbeitszeit zur Hand, sprang immer wieder ein, wenn Not am Mann war.
Bewaffnet mit Forke schlug er Einbrecher in die Flucht
So auch, als ein Einbrecher mitten in der Nacht versuchte, in den Kindergarten einzudringen. Buczkowski erzählt: „Der Alarm schreckte mich aus dem Schlaf. Ich bin sofort nach draußen, habe den Mann gesehen, mir eine Forke genommen und bin ihm hinterher.“ Der wütende Küster in wehendem Bademantel, Badelatschen und lautstarken „Ich schnappe dich noch!“-Rufen dürfte bei dem Täter für bleibenden Eindruck gesorgt haben: Er flüchtete.
Dass er den Einbrecher nicht zu fassen bekam, schreibt Buczkowski den Badelatschen zu, in denen rennen nicht möglich gewesen sei. „Ich fühle mich sehr fit“, sagt er. „Einbrecher müssen aufpassen, ich laufe schnell.“ Das bekamen auch zwei Jugendliche zu spüren, die während des Gottesdienstes ein Kirchenfenster einwarfen. Der Stein landete direkt vor Buczkowskis Füßen. Der reagierte prompt und stürzte den beiden Richtung Schwimmbad hinterher. Nach 700 Metern bekam er einen der Jungs zu fassen. „Er war so erschrocken. Er ging wie ein Hund neben mir zurück zur Kirche“, erinnert sich Buczkowski. Er nahm den Jungen mit hinein. „Das war ihm schon peinlich, so vor allen Leuten vor dem Altar zu stehen.“
Er bekam die Stelle, weil sein Vorgänger geklaut hatte
Das unkonventionelle Vorgehen schreibt der Bargteheider seiner Herkunft zu. „Ich bin in Polen geboren, vielleicht ticke ich ein bisschen anders“, sagt er. Der Sohn einer Deutschen verließ sein Heimatland, weil er nach seiner Ausbildung als Bautechniker nicht studieren durfte. Es war die Zeit des Kalten Krieges, und „ich wollte nicht in die Partei eintreten“. Er reiste als Tourist nach Deutschland – und blieb.
„Mein Onkel war Pastor in Lübeck. Sein Küster nahm mich für eine Holzsammelaktion mit nach Bargteheide.“ Nach getaner Arbeit saßen sie beim Bierchen mit dem Bargteheider Pastor zusammen. Buczkowski erwähnte, dass er sich vorstellen könne, als Küster zu arbeiten. Kurze Zeit später kam seine Chance. „Der damalige Küster hatte einen Videorekorder aus der Gemeinde geklaut und 100 Meter weiter im Pfandladen verhökert.“ Das flog auf – und der Küster flog raus. „So habe ich die Stelle bekommen“, sagt Buczkowski.
In Polen spielte er als Profi in der 2. Basketball-Liga
Unter dem Titel „Der sportliche Küster“ schaffte er es das erste Mal im Dezember 1993 in die Ahrensburger Zeitung, den Vorläufer der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes. Zuvor war er als Profi in der 2. polnischen Basketball-Liga aktiv gewesen. Seine Sportbegeisterung hat ihn zum Tennisclub Bargteheide gebracht. Seine zweite große Leidenschaft gilt nach wie vor dem Musizieren. Mit seinem Akkordeon ist er bei vielen Anlässen zu Gast.
Derzeit schmiedet Buczkowski Pläne: „Der nächste Urlaub geht nach Mallorca.“ Nach Polen zurückzugehen kommt für ihn nicht infrage. „Mein Zuhause ist hier.“ In Bargteheide, auf der Kircheninsel, wo er nach wie vor wohnt. Er wird weiterhin aushelfen, wenn er gebraucht wird. Aber jetzt darf er auch einfach mal Nein sagen.