Schwarzenbek. Freitag kam der Testbus der Kassenärztlichen Vereinigung gleich drei Mal an die Berliner Straße. Alle Corona-News aus dem Herzogtum.
Am Freitag standen für mehr als hundert Kinder und Jugendliche aus der Grund- und Gemeinschaftsschule sowie der Grundschule Nordost in Schwarzenbek Corona-Tests auf dem Stundenplan. In drei Etappen nahmen Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung die Abstriche vor. Untersucht wurden Schüler, die Kontakt mit Infizierten gehabt haben könnten. Die Kinder und Jugendlichen wurden klassenweise von ihren Lehrern zum Testbus auf dem Lehrerparkplatz an der Grund- und Gemeinschaftsschule an der Berliner Straße gebracht. Mit dem erforderlichen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern warteten sie geduldig auf ihren Abstrich am Bus.
Trotz der Aufteilung auf mehrere Termine in der Zeit von 10 bis 16 Uhr bildeten sich wegen der vielen wartenden Schüler lange Schlangen, die beispielsweise in den Vormittagsstunden bis kurz vor das Kaufhaus CML zurückreichten.
Corona-Testbus stoppt an Schwarzenbeks Schulen
In der Grundschule Nordost gibt es aktuell zwei bestätigte Corona-Fälle in einer ersten und einer vierten Klasse. 41 Kinder sind in Quarantäne. „Die Eltern sind sehr verunsichert. Wir haben täglich sehr viele Anrufe. Die von den Corona-Fällen betroffenen Klassen werden zu Hause im E-Schooling unterrichtet. Damit haben wir ja mittlerweile Erfahrung“, sagt Liane Maier. Leiterin der Grundschule Nordost.
An der Gemeinschaftsschule sind 23 Kinder und zwei Lehrer in Quarantäne, am Gymnasium 19 Schüler und zehn Lehrer.
Mobile Teststationen der Kassenärztlichen Vereinigung am Limit
Die Corona-Infektionen an den Schwarzenbeker Schulen sind bereits Ende Oktober bekannt geworden, aber wegen des starken Infektionsgeschehens im Land – vor allem in Nordfriesland an der Westküsten – sind allerdings die mobilen Teststationen der Kassenärztlichen Vereinigung am Limit. eigentlich sollen maximal zwei Tage bis zur Testung nach einem Corona-Ausbruch an Schulen vergehen. Wegen der hohen Fallzahlen sind es aber bis zu fünf Tage.
Drei umgebaute Wohnmobile vom Typ Malibu-Van auf Basis eines Fiat-Ducato Kleintransporters sind im Einsatz. Allein in Nordfriesland nahmen die Mitarbeiter Anfang der Woche 800 bis 1000 Abstriche vor. Deshalb mussten die Schulen in Schwarzenbek bis gestern warten. Auch in Geesthacht wurde in dieser Woche getestet. Am Dienstag stand eines der weinroten Wohnmobile vor der Bertha-von-Suttner-Schule. Dort wurden Abstriche bei mehr als 60 Schülern gemacht.
Im LADR Zentrallabor wird bis an die Leistungsgrenze gearbeitet
Die Testkapazitäten sind nicht nur bei der Kassenärztlichen Vereinigung am Limit. Auch im LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen in Geesthacht, wo die PCR-Testungen durchgeführt und ausgewertet werden, wird seit Monaten bis an die Leistungsgrenze gearbeitet. „Unsere Testkapazität für die SARS-CoV-2-PCR liegt bei 35.000 Tests pro Woche“, sagt Prof. Dr. Jan Kramer. In der letzten Woche erreichten das Labor 41.000 Test-Anforderungen auf SARS-CoV-2. „Wir arbeiten unter einer Dauerbelastung. Nicht nur in unserem Labor in Geesthacht, sondern in allen medizinischen Laboren bundesweit“, berichtet der Internist und Laborarzt.
Lesen Sie auch:
- Geesthachter LADR-Labor testet jetzt Reiserückkehrer
- Bertha-von-Suttner-Schule Geesthacht: Schüler an Corona erkrankt
Rund 1,4 Millionen Corona-Tests werden zurzeit pro Woche von den Mitgliedslaboren des Berufsverbands der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), dessen stellvertretender Vorsitzender Kramer ist, bundesweit durchgeführt. Zum Vergleich: Anfang März lag die Kapazität bei rund 100.000 Tests. „Die medizinischen Labore sind zu fast 100 Prozent ausgelastet. Das ist nicht dauerhaft durchzuhalten“, sagt er. Nicht nur, dass das Personal damit überlastet sei, es gebe auch Lieferengpässe bei Reagenz- und Verbrauchsmaterialien. Ebenfalls seien die Befundlaufzeiten von 24 bis 48 Stunden zeitweise nicht für alle Proben einzuhalten.
Nur noch Schüler testen, die Krankheitssymptome haben
Erleichtert haben Prof. Kramer und seine Kollegen zur Kenntnis genommen, dass es seit Kurzem eine Empfehlung des Robert-Koch-Instituts gibt, in dem die Fokussierung auf medizinische notwendige Corona-Tests empfohlen wird, um die Labore wieder zu entlasten und somit Reserven für die medizinisch notwendigen Tests zu sichern.
Um solche Priorisierung zu erreichen, muss die Zahl sonstiger Abstriche runtergefahren werden. Das bedeutet aber, dass bei einem an Covid-19 erkrankten Schüler nicht mehr die ganze Klasse durchgetestet wird, wie jetzt in Schwarzenbek. „Der Bus war bereits vor dieser neuen Empfehlung geordert“, erläutert Kreissprecher Tobias Frohnert. Künftig würden die Klassen in häusliche Quarantäne geschickt und nur noch die Schüler auf das Virus getestet, die tatsächlich Krankheitssymptome zeigten.