Lauenburg/Kiel. Das Versorgungsschiff war im Mittelmeer im Einsatz. Als die Rückreise angetreten werden sollte, passierte die Katastrophe.
Eigentlich hätte der Tender „Elbe“ schon vor einigen Wochen vom Einsatz in der Ägäis zurück sein sollen. Dass das Patenschiff der Stadt Lauenburg erst am Dienstag, 14 März, in Kiel einlief, hat mit dem Erdbeben in der Türkei zu tun. Das Versorgungsschiff der Bundesmarine lieferte Hilfsgüter für die betroffenen Regionen.
Um 10 Uhr standen am Dienstag winkenden Menschen am Kai: Von einem Schlepper wurde der Tender zu seinem Liegeplatz bugsiert. Fast fünf Monate war Lauenburgs Patenschiff im Rahmen der Einsatzgruppe der „Standing NATO Maritime Group 2“ (SNMG 2) in der Ägäis unterwegs. Die Aufgabe der Kieler Einheit aus dem Unterstützungsgeschwader bestand im Überwachen der Migrationsbewegungen in Zusammenarbeit mit der türkischen und griechischen Küstenwache.
Tender „Elbe“: Lauensburgs Patenschiff ist nach fünf Monaten zurück
„Es war eine sehr gute, vertraute und professionelle Zusammenarbeit mit dem an Bord eingeschifften Verbindungsoffizieren und den Einheiten aus den beiden Staaten. Die Erwartungen wurden sowohl von unserer Seite als auch von den türkischen und griechischen Behörden vollends erfüllt“, berichtet Fregattenkapitän Nikolaus Berghammer (36).
Da der Tender aktuell keinen eigenen Kapitän hat, wechselten sich Berghammer und Fregattenkapitän Christian Meyer an Bord als Kommandeure ab. „Beide sind ehemaligen Kommandanten, die jetzt als Stabsoffiziere im Unterstützungsgeschwader tätig sind und sich den Einsatz geteilt haben“, erläutert Fregattenkapitän Tim Gabrys von der Pressestelle der Bundesmarine in Kiel.
Unter Meyers Kommando war die „Elbe“ am 18. Oktober vergangenen Jahres in die Ägäis ausgelaufen. Ein Einsatz, den die 60 Marinesoldaten, darunter sechs Frauen, nicht so schnell vergessen werden: Nach knapp fünf Monaten ging es nämlich nicht nach Hause, sondern in die Türkei. Die „Elbe“ transportierte zweimal Hilfsgüter für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien vom türkischen Mersin ins rund 200 Kilometer entfernte Iskenderun nahe der türkisch-syrischen Grenze.
Hilfsgüter und Plüschtiere für die Erdbebenopfer
Doch es wurden nicht nur Hilfsgüter transportiert, auch die Besatzung sammelte an Bord, um den Menschen in ihrer Not zu helfen. So manch ein „Marineteddy“ – ein Plüschtier in Marineuniform, das als Souvenir erhältlich ist – hilft nun einem Kind in der Türkei oder Syrien, zu einem Lächeln zurückzufinden.
„Darüber hinaus hat die Besatzung auch medizinische Hilfe geleistet und auch technische Hilfe angeboten“, so Gabrys. Vor sechs Tagen ging es dann auf die Rückreise in den Heimathafen nach Kiel. Insgesamt hat der Tender auf seinem fünfmonatigen Törn 26.600 Seemeilen zurückgelegt. Der Tenderkommandant und die Besatzungsangehörigen freuen sich nun auf die Familie und Angehörige, haben 14 Tage Urlaub, bevor es wieder an Bord geht. Im April und Mai stehen weitere Fahrten voraussichtlich auf der Ostsee an, bevor die „Elbe“ dann zur Wartung in die Werft fährt.
Patenschaft zwischen „Elbe“ und Lauenburg an der Elbe
Seit 1960 besteht die Patenschaft zwischen der Stadt Lauenburg und dem Tender „Elbe“, heute natürlich nicht mehr mit derselben Besatzung. Selbst das ursprüngliche Schiff wurde im Jahr 1993 durch einen Neubau ersetzt. Die Verbindung hat aber Bestand: Beim Schützenfest, am Volkstrauertag und während des Neujahrsempfangs sind Abordnungen der Besatzung zu Gast in der Schifferstadt, sofern das Versorgungsschiff nicht gerade im Einsatz ist. Der traditionelle Erbsensuppenverkauf auf dem Weihnachtsmarkt musste deshalb ausfallen. Seit 1986 kochen und verkaufen die Matrosen Erbsensuppe und spenden den Erlös für einen guten Zweck.
Neben den Einsätzen, die vom Bundestag mit einem Mandat versehen sind, wie der KFOR-Mission im Kosovo oder der Somalia Operation Atalanta am Horn von Afrika, beteiligt sich die Deutsche Marine laufend an den vier multinationalen Flottenverbänden der Nato. Zu ihnen gehört die SNMG 2 in der Ägäis. Dafür stellt die Marine permanent Schiffe und Boote ab.
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Die Marineverbände gehören zudem zur Nato Response Force (NRF) und sind in dieser Formation Teil der „Very High Readiness Joint Task Force“ (VJTF) – der Speerspitze der Nato, die permanent einsatzbereit ist. Im Februar des vergangenen Jahres war die „Elbe“ dann auch Teil einer Einsatzflottille, die nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in der Ostsee die Nato-Nordflanke verstärken sollte.