Lauenburg. Im Büro des Ortsjugendrings stapeln sich derzeit Tüten und Kartons mit Wintersachen. Wer bei der Aktion alles mitmacht.
Als eine „Jahrhundertkatastrophe“ bezeichnete Ahmet Basar Sen, türkischer Botschafter in Deutschland, am Mittwoch, 8. Februar, im ZDF-Morgenmagazin das schwere Erdbeben. Sen bat im Fernsehen um Hilfe – und fand auch in Lauenburg Gehör. „Als ich erfahren habe, dass nicht nur fabrikneue Sachen als Spenden gewünscht sind, sondern auch gebrauchte, die allerdings neuwertig und sauber sein müssen, habe ich gleich bei Nuri Barcin angerufen“, sagt Christine Taucher, zweite Vorsitzende des Ortsjugendrings (OJR) in Lauenburg.
Barcin ist stellvertretender Vorsitzender des Türkischen Elternvereins in der Schifferstadt, der ebenfalls Mitglied im OJR ist. Als er versprach, die nötigen Kontakte für den Weitertransport der Spenden zu klären, rief Taucher zum Spenden auf. Seither sortieren im OJR-Büro an der Alten Wache 1 freiwillige Helfer, was die Lauenburger vorbeibringen.
Die Kartons spendete das Lauenburger Werk des Verpackungsherstellers Smurfit Kappa
Und das sind seit Mittwochnachmittag säckeweise Kleidung für Männer, Frauen und Kinder. „Wir mussten einige Sache aussortieren. Nicht weil sie nicht in Ordnung waren, sondern weil es sich um Sommersachen handelte“, sagt Aysun Arslan, Vorsitzende des Elternvereins. Abends kamen Jugendliche aus der türkischen Gemeinde sowie vom Lauenburger Kinder- und Jugendbeirat, um beim Sortieren zu helfen. Fünf oder sechs in der Schifferstadt lebende Familien haben Verwandte im Erdbebengebiet. Barcin weiß von einer Familie, die um ihren Großvater bangt.
Auch Nadja Andresen brachte jede Menge Kleidung vorbei. „Ich habe in meiner Whatsapp-Gruppe den Aufruf geteilt, und die Nachbarn haben mir Sachen gebracht“, sagt die Hohnstorferin. Von ihr kamen warme Kindersachen. Seine Hilfe angeboten hatte auch Jörg Sönksen vom Sozialkaufhaus der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Die Kartons, in die die Sachen verpackt wurden, hatte das Lauenburger Werk des Verpackungsherstellers Smurfit Kappa gespendet. „Wenn es ums Helfen in derartigen Notfällen geht, sind wir in Deutschland immer ganz weit vorn dabei“, zeigte sich Barcin von der Spendenbereitschaft der Lauenburger überwältigt.
Erster Lieferwagen mit warmen Sachen fuhr bereits zu einem Sammellager in Hamburg
Bei der in Norddeutschland vom türkischen Konsulat in Hamburg organisierten Hilfe ist es wichtig, die Hilfsgüter möglichst „sortenrein“ in Kartons zu verpacken: Gebraucht wird warme Oberbekleidung für Frauen, Männer, Kinder und Babys, dazu Hygieneartikel wie Windeln und Schlafsäcke.
Ein erster Lieferwagen voll mit warmen Sachen fuhr bereits am Mittwochabend zu einem Sammellager in Hamburg-Billbrook, zwei weitere Transporte folgten am Donnerstag. In Hamburg werden die Kartons auf Paletten umgeladen und per Lastzug in die Türkei transportiert. Am Freitag, 10. Februar, nehmen die Helfer zwischen 7.30 und 8.30 Uhr noch einmal Spenden im OJR-Büro entgegen.