Lauenburg. Auch vor Weihnachten gibt es eine lange Schlange bei der Lauenburger Tafel. Viele haben nicht mal Geld für das Nötigste.
„Ohne die Tafel würde Weihnachten ganz schön traurig aussehen. Ich bin so dankbar“, sagt Astrid Nachtigall. Die Lauenburgerin hat schon um 6 Uhr morgens eine Nummer gezogen. So weiß sie in etwa, wann sie sich die Kiste mit den Lebensmitteln abholen kann. Heute, so hat es sich herumgesprochen, soll es auch noch eine Extra-Tüte geben. Sofort kommt Bewegung in die Warteschlange, in der kaum Senioren zu sehen sind. „Die können nicht so lange stehen“, weiß Astrid Nachtigall.
„Ich würde lieber arbeiten, aber die Gesundheit spielt nicht mit“, bedauert die 49-Jährige. Seit wie vielen Jahren sie schon von staatlicher Hilfe lebt, weiß sie nicht mehr. Wohl aber, wie sie sich gefühlt hat, als sie zum ersten Mal Lebensmittel bei der Tafel geholt hat. „Ich habe mich in Grund und Boden geschämt und mich immer wieder umgeschaut, ob ich jemanden kenne. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran“, sagt sie und winkt ab.
180 Kisten und Weihnachtstüten gepackt
Schon lange bevor die ersten Lebensmittel durch das Ausgabefenster gereicht werden, waren Sabine Neumann und die anderen ehrenamtlichen Helfer vor Ort. Insgesamt 180 Kisten und Tüten haben sie gepackt und sortiert. Jeder weiß genau, was er zu tun hat, damit es nachher nicht zu langen Wartezeiten kommt. Sabine Neumann ist die zweite Vorsitzende der Lauenburger Tafel. Bei ihr laufen die Fäden an den Ausgabetagen zusammen.
„Es ist ganz großartig. In diesem Jahr haben wir vor allem private Spenden erhalten. Viele Lauenburger haben vor Weihnachten auch selbst eingekauft und uns Lebensmittelpakete gebracht“, freut sich Sabine Neumann. Ohne diese Zuwendungen könnte die Tafel die Versorgung der Kunden nicht mehr sicher stellen. „Die Discounter und Supermärkte sind sehr zurückhaltend geworden, Lebensmittel an uns abzugeben. Viele Menschen kaufen die preisgesenkten Produkte jetzt auch dort“, hat sie festgestellt.
Bürgerstiftung und Raiffeisenbank spenden 4400 Euro
So kurz vor Weihnachten ist die Spendenbereitschaft auch bei Unternehmen groß. Der Vorstand der Raiffeisenbank, Thomas Göthling, kam am letzten Ausgabetag in diesem Jahr mit einem Scheck vorbei, ebenso Walter Schütt und Dr. Jörg Heinsohn von der Bürgerstiftung.
„Ich bin erschüttert, wie viele Menschen hier anstehen, um sich vor dem Fest mit Lebensmitteln zu versorgen“, sagte Schütt angesichts der langen Schlange vor dem Nachbarschaftstreff ToM im Morring. Fast 4400 Euro spendeten Raiba und Bürgerstiftung zusammen der Lauenburger Tafel. „Das Geld ist gut angelegt. Ohne den Zukauf von Lebensmitteln müssten wir viele Bedürftige abweisen“, bedankte sich die Vorsitzende der Tafel, Friederike Betge.
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„So was leiste ich mir schon lange nicht mehr“
Astrid Nachtigall hat von der offiziellen Spendenübergabe nichts mitbekommen. Sie muss aufpassen, dass sie es nicht verpasst, wenn ihre Nummer aufgerufen wird. Sie legt zwei Euro auf das Fensterbrett und erhält dafür eine Kiste mit Lebensmitteln und einen Beutel , aus dem ein großer Schokoweihnachtsmann schaut. „Den hebe ich mir für Heiligabend auf“, legt sie fest.
Kloßmehl,ein Glas Sauerkirschen und vor allem Käse – seltene Köstlichkeiten für Astrid Nachtigall. „So was leiste ich mit schon lange nicht mehr. Das Weihnachtsfest ist gerettet“, freut sie sich.