Lauenburg/Büchen. Der aus Niedersachsen bekannte Bahnbetreiber ist jetzt auch in Schleswig-Holstein am Start. Was Kunden erlebten.

Seit dem Fahrplanwechsel am Wochenende 10./11. Dezember ist das bereits aus Niedersachsen bekannte Bahnunternehmen Erixx jetzt auch in Schleswig-Holstein am Start. Es war ein Stotterstart, wie gleich am Montag, 12. Dezember, auf den Bahnsteigen wartende Kunden befanden. Tatsächlich sind am Morgen Züge in Lauenburg und Büchen ausgefallen. Wie viele es waren und wie viele Menschen betroffen waren, konnte Erixx Schleswig-Holstein bis Dienstagnachmittag (13. Dezember) nicht klären. „Mittwoch soll aber alles funktionieren“, heißt es aus dem Unternehmen.

Erixx kämpft mit Zugausfällen und Verspätungen

Mit Jonathan Soethe (15) warteten Montag gegen 6.40 Uhr einige Schüler und weitere Reisende auf den Bahnhöfen Lauenburg und Büchen auf den Regionalzug RE83 Richtung Lübeck/Kiel. Der Gymnasiast wohnt in Lauenburg, besucht das Marion-Dönhoff-Gymnasium in Mölln.

Auch für viele Berufsschüler, die nach Mölln ans Berufsbildungszentrum BBZ müssen, ist die Bahn das Verkehrsmittel der Wahl. Die meisten kamen Montag zu spät, manche nach einer Odyssee mit verschiedenen Verkehrsmitteln.

„Das ist doch ein Unding, ich musste meinen Termin bei einem Facharzt, auf den ich dreieinhalb Monate gewartet habe, verschieben“, schimpft Janina Franke, die unverrichteter Dinge Montagvormittag den Büchener Bahnhof verließ. Dass ein Zug ausfalle, sei ärgerlich, „dass es niemand für nötig hält, die Wartenden zu informieren, ist eine Sauerei“.

Technische Probleme: keine Anzeigen, keine Durchsagen

Auch auf dem Lauenburger Bahnhof herrschte Unklarheit: Keine Anzeigen, auf denen über Zugausfälle oder Verspätungen informiert wurde, Durchsagen gab es auch keine. Jonathans Vater Ferdinand Soethe wollte ebenfalls Klarheit, ob möglicherweise der Anbieterwechsel Auslöser der Probleme ist. Er erlebte eine Odyssee ähnlich der, die manche Reisenden absolvierten, um an ihr Ziel zu kommen.

Zunächst wandte sich der Lauenburger an die Hotline-Nummer der Deutsche Bahn AG. Dort erfuhr er, die DB AG sei nicht mehr zuständig, er solle sein Glück doch mal bei Erixx versuchen. „Mit der mir genannten Telefonnummer bin ich bei Erixx Niedersachsen gelandet. Da hieß es dann auch, wir sind nicht zuständig“, berichtet der Trainer in der Erwachsenenbildung.

Wenn „nicht zuständig“ zum Reizwort wird

Nächster Versuch beim Hamburger Verkehrsverbund. „Eine Dame des HVV sagte mir, wir organisieren zwar den Schülerverkehr, aber für die Umsetzung der Beförderung sind wir leider nicht zuständig.“

Es folgten mehrere Anrufe bei der inzwischen ermittelten Hotline von Erixx Schleswig-Holstein: Über den Tag sei er mehrfach aus der Leitung geflogen. „Die Ansage lautete, alle Mitarbeiter sind beschäftigt, versuchen Sie es später noch einmal. Ganz so, als hätte sich die Erfindung der Warteschleife noch nicht bis Lübeck herumgesprochen.“

Fahren die Züge wieder? Oder doch nicht?

Schließlich entdeckte Ferdinand Soethe auf der Website von Erixx Schleswig-Holstein einen Hinweis: „Die erhellende Auskunft lautete, wir haben ein technisches Problem. Ich konnte nicht mal herausfinden, ob denn der nächste Zug fährt, oder ob die Schüler nachmittags mit dem Zug wieder nach Hause kommen.“

Der Stotterstart von Erixx war Montag auch Thema auf einem Termin der Lauenburger Grünen: „Auf unserem Bahnhof haben manche Zugreisenden von 6.40 bis gegen 10 Uhr gewartet“, berichtet Fraktionschef Thorsten Pollfuß.

Drei Stunden warten, dann per Taxi nach Lüneburg

Einige hätten dann Taxen gerufen, um zum Bahnhof Lüneburg zu gelangen. „Offenbar hat Erixx Startschwierigkeiten gehabt, das kann passieren.“ Dass die Bahnkunden über die Situation im Unklaren gelassen wurden, sei aber nicht zu akzeptieren.

Schwierigkeiten hatte Erixx auch Dienstag noch, Züge verspäteten sich in Lauenburg teils bis zu einer halben Stunde und länger. „Wir hatten auch in der Nacht noch Probleme, die hatten teilweise Ausfälle zur Folge“, betätigte Unternehmenssprecherin Michelle Kränzlein Dienstagnachmittag auf Nachfrage.

Mittwoch soll Verkehr wieder fahrplanmäßig laufen

Zu den Problemen könne sie nur sagen, dass diese technischer Art gewesen seien. „Einen Teil haben wir bis Mittag behoben gehabt, die Durchsagen und Anzeigen auf den Bahnhöfen funktionieren wieder, ebenso die Online-Meldungen.“ Das Beheben der weiteren Problem sei gerade in Arbeit, so die Pressesprecherin. „Morgen soll zwischen Lüneburg und Lübeck alles fahrplangemäß laufen.“

Gerüchten, Erixx Schleswig-Holstein habe aufgrund von Personalknappheit Schwierigkeiten, seine 25 Loks auf die Schiene zu bringen, widerspricht Michelle Kränzlein: „Unsere Mitarbeiter sind nicht das Problem, auch nicht krankheitsbedingte Ausfälle.“

Gleisarbeiten zwingen Erixx zu Schienenersatzverkehr

Pünktlich zum Einstieg in Schleswig-Holstein muss sich die 100-Prozent-Tochter der Osthannoverschen Eisenbahnen AG (OH) im Norden jedoch mit weiteren Baustellen herumschlagen. Im Großraum Kiel muss Erixx wegen nächtlicher Gleisarbeiten Busse als Schienenersatzverkehr auf die Straße schicken. Eigentümer der Strecken sind die DB Netz AG sowie in einem kleinen Teilabschnitt zwischen Kiel und Kiel-Oppendorf die AKN.