Lauenburg. Im neuen Wohngebiet am Stadtrand von Lauenburg stockt die Erschließung. Warum es nicht voran geht und was die Stadt dazu sagt.
Ziehen sich dunkle Wolken zusammen, richten die Bewohner der Häuser im neuen Wohngebiet Birnbaumkamp bange Blicke in den Himmel. Aus berechtigtem Grund: Immer, wenn es hier wie aus Eimern gießt, fließen Sturzbäche über die Grundstücke. Eine Straßenentwässerung gibt es nämlich nicht, genauso wenig wie befestigte Straßen oder Beleuchtung. Und es besteht derzeit auch keine Aussicht, dass sich das bald ändern wird.
Die meisten Häuser auf den 70 Grundstücken im ersten Bauabschnitt sind seit Monaten fertiggestellt und bezogen. Doch bei den Außenanlagen geht es nicht voran. Wie berichtet, gibt es Streit zwischen dem Erschließungsträger Werretal und der bauausführenden Firma B&N aus Büchen, der sich derzeit weiter zuspitzt.
Viele der Eigentümer fühlen sich neben ihrer Verärgerung schlecht informiert über den weiteren Zeitablauf. Es fehle an Verlässlichkeit und Kommunikation wird in vielen Google-Bewertungen der Firma Werretal von Bauherren aus dem Birnbaumkamp beklagt.
Lauenburg: Beide Firmen rechnen mit Rechtsstreit statt schneller Lösung
Doch jetzt hat Werretal reagiert. Vor ein paar Tagen hat das Unternehmen den Eigentümern des ersten Bauabschnittes ein Informationsschreiben zukommen lassen. „Wir haben B&N Ende April dieses Jahres mit dem Endausbau beauftragt. Am 30.05.2022 sollten die Arbeiten aufgenommen werden. Leider ist das nicht geschehen“, heißt es darin. Anschließend habe man der Firma B&N eine Nachfrist bis zum 13. Juli gesetzt. Bis auf einen Hinweis auf einen bevorstehenden Betriebsurlaub habe die Baufirma weder eine Reaktion gezeigt noch mit den Arbeiten begonnen.
Das will man bei der Firma B&N nicht auf sich sitzen lassen. „Es ist richtig, dass die Firma Werretal Ende April den Endausbau bei uns abgerufen hat. Leider ist das so ziemlich das einzig Positive, was wir über die Kommunikation mit Werretal zum jetzigen Zeitpunkt berichten können“, sagt Geschäftsführer René Panten. Vertragliche Grundlage zwischen beiden Unternehmen sei die Vergütung von Preissteigerungen gemäß Baupreisindex, so der Firmenchef. Beim Baupreisindex handelt es sich um eine vom Statistischen Bundesamt regelmäßig ermittelte Kategorie.
Schachtdeckel waren nicht abnahmefähig
Doch das sei nicht der einzige Punkt. „Fakt ist, dass während der Baumaßnahme aus diversen, nicht durch uns zu vertretenden Gründen zusätzliche Leistungen ausgeführt werden mussten“, sagt der Firmenchef. So seien zum Beispiel die vorgesehenen Schachtdeckel auf dieser Baustelle nicht abnahmefähig gewesen. Die alternativen Deckel seien rund 27.000 Euro teurer gewesen. „Insgesamt reden wir von einem mittleren sechsstelligen Betrag“, sagt Panten. Teilweise würden die Forderungen aus 2019 stammen, also aus der ersten Erschließungsphase im Birnbaumkamp.
Dass B&N auf Schreiben von Werretal nicht reagiere, sei falsch. „Zahlreiche von uns angeschobene Versuche der Kommunikation für eine konstruktive Lösung verliefen im Sande. Aufgrund des Verhaltens von Werretal sehen wir das Vertrauensverhältnis als belastet an“, so der Standpunkt der Geschäftsführung von B&N. .
Panten geht davon aus, dass man sich vor Gericht treffen werde. „Wir haben eine Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens“, sagt er. Werretal hat in dem Schreiben an die Eigentümer ebenfalls angekündigt, einen Anwalt einzuschalten.
Stadt erwägt Schritte gemäß dem Erschließungsvertrag
In der Lauenburger Verwaltung ist man verärgert über die Situation. Zwischen den Stadtbetrieben und Werretal besteht ein Erschließungsvertrag. Darin ist geregelt: Erst wenn Außenanlagen und Straßen fertig sind, erfolgt deren Widmung als öffentlicher Raum. Bis dahin hat Werretal im Neubaugebiet eine Verkehrssicherungspflicht. „Wir haben die Firma Werretal vor einiger Zeit angeschrieben und erwarten seitdem einen Sachstandsbericht“, sagt Christian Asboe aus dem Stadtentwicklungsamt. Dort prüfe man derzeit weitere Schritte auf Grundlage des Erschließungsvertrages.
Für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Firma B&N ist Werretal trotz schriftlicher Bitte und telefonischer Nachfrage unserer Redaktion innerhalb von zwei Tagen nicht zu erreichen gewesen.