Ratzeburg. Im Interview spricht der neue Leiter des Diakonischen Werks im Kreis, Dr. Ulf Kassebaum, über die großen Herausforderungen.

Dr. Ulf Kassebaum ist der neue Geschäftsführer des Diakonischen Werks im Herzogtum Lauenburg. Der 50-Jährige hat die Aufgabe zwar bereits am 1. März von seinem Vorgänger Heiko Steiner übernommen, wird aber erst am heutigen Mittwoch, 25. Mai, um 14 Uhr in der Ratzeburger Stadtkirche St. Petri (Schrangenstraße 3) offiziell im Rahmen eines Gottesdienstes durch Pröpstin Frauke Eiben in seinem neuen Amt begrüßt.

Der promovierte Psychologe hat in Ratzeburg sein Abitur gemacht, in Hamburg studiert und zunächst für die Erziehungsberatungsstelle des Kreises gearbeitet. 2005 wurde er Bildungsreferent des Kreisjugendrings (KJR), wechselte zwei Jahre später als Leiter der Integrierten Beratungsstelle zum Diakonischen Werk. Kassebaum ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Für viele sind Sie der Neue, dabei sind Sie im Diakonischen Werk alles andere als das…

Kassebaum: Das stimmt. Ich bin seit 2007 leitender Mitarbeiter im Diakonischen Werk und hab die Entwicklung von einem recht überschaubaren Werk mit 15 bis 20 Mitarbeitenden hin zum heutigen Stand mit nahezu 100 Beschäftigten in sieben Fachbereichen miterleben können. Ganz neu bin ich also nicht, im Gegenteil. Die Geschichte und Entwicklung in den verschiedenen Fachbereichen ist mir vertraut.

Als der Abschied Ihres Vorgänger näher rückte, haben Sie sich regulär beworben?

Ja, es gab eine reguläre Ausschreibung, und dem Verfahren habe ich mich gestellt. Tatsächlich habe ich vorher an der einen oder anderen Stelle schon einmal das Gespräch gesucht, um herauszufinden, ob ich für das verantwortungsvolle Amt überhaupt in Frage kommen würde und die Erwartungen erfüllen kann.

Mussten Sie lange nachdenken, ob Sie Ihren Hut in den Ring werfen?

Mir für die Aufgabe als Geschäftsführer zusätzliche Fähigkeiten anzueignen oder zu erwerben, das habe ich mir zugetraut. Aber: Es ist etwas anderes, ob man von innen aus dem Betrieb oder frisch von außen kommt. Ich habe mir sehr intensiv die Frage gestellt, ob ich mit einer internen Bewerbung dem Werk unter Umständen Chancen nehme. Das habe ich sorgsam abgewogen und bin schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass der interne Blick keinesfalls schädlich sein wird. Im Gegenteil, die Vertrautheit mit den komplexen Themen der unterschiedlichen Fachbereiche erschien mir als Vorteil. Rückblickend war es genau richtig, als jemand einzusteigen, der die Strukturen kennt. Ich wusste, wo welche Kompetenzen liegen, welche Kapazitäten vorhanden sind. Durch den Krieg in der Ukraine war ein hoher Handlungsdruck gegeben. Entscheidend war: Was können wir tun, mit wem muss ich sprechen, um in Not geratenen Menschen zu helfen.

Was werden die großen Herausforderungen sein?

Ein zentrales Thema wird der Fachkräftemangel werden. Als ich in der Kreisverwaltung anfing, türmten sich die Bewerbungsschreiben noch. Das ist heute anders. Sozialpädagogen zu finden, ist nicht leicht. Diesen Fachkräftemangel spüren Städte und Kreise, aber auch freie Träger. Wir haben den Vorteil, dass wir im Hamburger Umland liegen und gut erreichbar sind. Zudem decken wir eine große Bandbreite ab mit Familien- und Erziehungsberatung, Kinderschutz, Migrations- und Integrationshilfen, Beratung für Schwangere bis zur Schuldner- und Insolvenzberatung. Das macht uns als Arbeitgeber attraktiv und davon profitieren aber auch die Menschen, die zu uns kommen. In unseren internen Beratungen werden zwar keine Namen genannt, aber Fälle beispielhaft geschildert. Diese Kultur des Austausches ist mir wichtig.

Wie sieht das Diakonische Werk in zehn Jahren aus?

Ich glaube, dass wir viele Aufgaben, die wir jetzt übernommen haben, weiterhin begleiten werden und in einigen Bereichen die Angebote noch ausweiten. Im Bereich Migration und Integration ist die Entwicklung sehr dynamisch. Da wird sich noch viel verändern – nicht zuletzt unter Aspekten wie dem Klimawandel. In Hinblick auf Digitalisierung und digitale Zugänge haben wir noch großes Entwicklungspotenzial. Es wird lange vor 2032 selbstverständlich sein, dass Menschen mit ihrem Smartphone Informationen erhalten, Termine buchen oder Zugänge zu Angeboten bekommen. Corona hat uns gezeigt, dass das durchaus möglich ist. Corona hat uns aber auch gezeigt, dass die persönlichen Kontakte zu den Menschen unverzichtbar sind. In nahezu allen unseren Arbeitsbereichen ist der direkte zwischenmenschliche Kontakt, die Begegnung im Gespräch, nicht ersetzbar.