Lauenburg. Wen hätten Schüler ab der 7. Klasse bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein gewählt? Das sind die Ergebnisse aus Lauenburg.
Eine Wahlurne, drei Wahlkabinen und „Wahlhelfer“ Sven Peter – auf den ersten Blick könnte man meinen, in einem echten Wahllokal zu sein. Auch die Namen der Kandidaten und Parteien für die Landtagswahl waren dieselben, die auch am Sonntag auf den Wahlzetteln standen.
Doch in der Albinus-Gemeinschaftsschule wurde schon am Donnerstag gewählt – und zwar auch von Schülerinnen und Schülern, die das altersmäßig noch gar nicht dürfen. Das bundesweite Projekt Juniorwahl simuliert ab Klassenstufe 7 Wahlen zum Deutschen Bundestag oder zu Landtagswahlen. Etwa 350 Schüler der Albinus-Gemeinschaftsschule haben sich daran beteiligt – freiwillig natürlich.
Wahlalter ab 16 Jahren auch unter den Jugendlichen umstritten
Für Kaya Kemmer und Moritz Leopoldt war die Juniorwahl am Donnerstag eine Art Generalprobe. Nach Brandenburg, Bremen und Hamburg war 2017 Schleswig-Holstein das vierte Bundesland, das seinen 16- und 17-jährigen Bürgerinnen und Bürgern bei Landtagswahlen das Recht zur Stimmabgabe gab. Im Unterricht haben sie darüber diskutiert, ob das Wahlalter im Land nicht zu niedrig angesetzt ist. „Das setzt schon viel Verantwortung voraus, und ich weiß nicht, ob jeder 16-Jährige wirklich mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache geht“, gibt die Schülerin zu bedenken. „Ich denke, mit 16 kann man schon durchaus entscheiden, welche Kandidaten oder welche Partei die jeweiligen Interessen am besten vertritt“, meint Moritz Leopoldt.
Die beiden Elftklässler haben sich nicht nur mit den Wahlprogrammen der Parteien auseinandergesetzt, sondern auch die Kandidaten unter die Lupe genommen. Kaya Kemmer hat dabei auch auf die Körpersprache geachtet. „Es gab nur einen Kandidaten, den ich für glaubhaft halte“, sagt sie. Im Politikunterricht haben sie sich mit den Abläufen vertraut gemacht. Ihr Lehrer Sven Peter war es auch, der ihnen die Funktion der Online-Plattform Wahlomat erklärt hat. „Wir sind alle Fragen durchgegangen. Am Ende habe ich mich dann für die Partei entschieden, die meinen Vorstellungen am nächsten kam“, erzählt Moritz.
Digitalisierung und Bildungspolitik im Fokus der Jugendlichen
Es sei gar nicht so leicht herauszufinden, für welche Themen das Land verantwortlich ist, und was der Bund entscheidet, sagen beide. Das Thema Bildungspolitik hätten sich ja alle Parteien auf die Fahne geschrieben. „Ich wünsche mir, dass die neue Landesregierung dafür sorgt, dass es mehr Lehrer an den Schulen gibt. Ich stehe kurz vor dem Abi und habe soviel Unterrichtsausfall, dass es schwer wird, den Stoff richtig bis dahin zu lernen“, fürchtet Leopoldt.
Auch beim Thema Digitalisierung sehen die beiden Elftklässler Nachholbedarf. „Wir haben jetzt zwar alle Tablets, was wirklich toll ist, aber keinen IT-Spezialisten an der Schule, den wir bei Problemen ansprechen können“, berichtet Kaya Kemmer. Beide haben versucht herauszufinden, in welchen Wahlprogrammen die Interessen der Jugendlichen keine bloßen Schlagworte waren. Am Ende waren sich die beiden 17-Jährigen sicher, die Kreuze an der richtigen Stelle gemacht zu haben – bei der Juniorwahl und am Wahlsonntag.
Die Stimmen der Schülerinnen und Schüler des Landes Schleswig-Holstein wurden nach der Auszählung an den Projektträger der Juniorwahl übermittelt. Um die echte Wahl nicht zu beeinflussen, wurden die Ergebnisse erst nach Schließung der Wahllokale auf www.junior wahl.de veröffentlicht.
Bei den Schülern im Südkreis liegt die SPD vorn, AFD auf Platz 4, Grün auf 5
Ginge es nach den teilnehmenden Schülern aus dem Süden des Kreises, hätte Anika Pahlke (SPD) den Wahlkreis direkt gewonnen. Auch bei den Zweitstimmen liegt in Lauenburg-Süd die SPD (26,2 Prozent) vor CDU (15,7), FDP (14,9) und überraschend der AFD (12,6). Die Grünen, bei Schülern landesweit mit 19,7 Prozent an der Spitze, folgen im Lauenburgischen erst auf Platz 5 mit 11,2 Prozent.