Geesthacht/Lauenburg. IHK und Wirtschaftsverbände wünschen sich einen Anschluss an die A 39 als Ostumfahrung Hamburgs. Reicht künftig eine Elbbrücke?
Die Elbbrücke Geesthacht ist schon vor der geplanten Sperrung im Sommerfür alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen tabu, dazu kommen der marode Zustand der Lauenburger Elbbrücke und die A-1-Norderelbbrücke in Hamburg, die wieder instand gesetzt wird. Die Industrie- und Handelskammern der Region machen Druck für eine weitere leistungsfähige Elbquerung.
Die IHKs zu Lübeck, Lüneburg-Wolfsburg sowie die Handelskammer Hamburg fordern gemeinsam, bestehende Autobahnlücken östlich und südöstlich der Elbmetropole zu schließen. Dazu zählt, die B 404 komplett zur vierspurigen Autobahn auszubauen und diese A 21 über Schwarzenbek und Geesthacht über die Elbe an die A 39 Richtung Lüneburg anzuschließen.
Elbbrücke Geesthacht als Ostumfahrung Hamburgs
Ziel der Kammern ist eine Ostumfahrung der Hansestadt – einschließlich Verlängerung der A 39 Richtung Braunschweig. Dies alles ist aus Sicht der Wirtschaft umso dringlicher, als sie für die Zukunft neue Verkehrsströme auf die Metropolregion zurollen sieht.
„Der Ausbau der B 404 zur A 21 mitsamt neuer Elbbrücke steht im weiteren Bedarf des Bundesverkehrswegeplans mit Planungsrecht. Die Planungen könnten also morgen beginnen“, mahnt Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck. Dies scheitere jedoch an der personellen wie finanziellen Ausstattung der Autobahn GmbH. „Wir fordern die Politik auf, die GmbH entsprechend auszustatten, um die A 21 auch im südlichen Abschnitt voranzubringen.“
Fehmarnbelt-Tunnel bringt mehr Verkehr in die Metropolregion
Mit dem Fehmarnbelt-Tunnel werde der Verkehr von und nach Skandinavien deutlich zunehmen. Während nach Jahren des Vorlaufs jetzt zumindest die Schienenverbindung für weiter wachsenden Güterverkehr im Osten Hamburgs ausgebaut wird, träten die Straßenplanungen auf der Stelle, so Kritiker. Der Ausbau der S 4 über Ahrensburg nach Bad Oldesloe soll auf den Fernbahngleisen mehr Platz für Güterzüge freimachen. Das Gesamtvorhaben ist im Landesnahverkehrsplan Schleswig-Holsteins mit 1,7 Milliarden Euro veranschlagt.
„Die A 21 würde mit dem Lückenschluss zur A 39 eine leistungsfähige Ostumfahrung Hamburgs ermöglichen. Das entlastet die Straßen rund um Hamburg und verbessert den Verkehrsfluss“, mahnt Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. Angesichts zusätzlicher Verkehre durch die Fehmarnbeltquerung seien Fortschritte nötig. „A 21 und A 39 sind zentrale Projekte, um die Metropolregion Hamburg mit der Wachstumsregion Kopenhagen-Malmö-Göteborg zu vernetzen.“
Zustimmung von Wirtschaftsvertretern vor Ort
Der vierspurige Weiterbau der A 21 sei geeignet, viele Verkehrsprobleme in der Metropolregion zu lösen, sagt auch Michael Zeinert (IHK Lüneburg-Wolfsburg). „Die Lauenburger Elbbrücke ist keine echte Alternative. Allein schon, weil sie auch neu gebaut werden muss.“
Der Vorstoß stößt bei Wirtschaftsvertretern vor Ort auf Zustimmung. Zur Zahl der benötigten Elbquerungen wie zur Notwendigkeit, die B 404 zur Autobahn auszubauen und bei Geesthacht über die Elbe zu führen, gibt es verschiedene Ideen.
Sperrung bei Geesthacht hat Lage in Lauenburg verschärft
Abwarten, bis die Pläne für eine neue, vielleicht vierspurige Querung realisiert werden könnten, ist keine Option, herrscht Einigkeit. „Wir brauchen leistungsfähige Elbbrücken, kommen derzeit um deren Sanierung nicht umhin“, sagt Karsten Legeler, Vizevorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Lauenburg. Die Sperrung in Geesthacht habe die Lage in Lauenburg noch verschärft. Und der Verkehr im Dreiländereck mit Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern führe wie nach der Grenzöffnung vor gut 30 Jahren bis heute durch Lauenburg. Legeler: „Eine geplante Querung im Bereich Darchau wurde wegdiskutiert, ohne dass der Bedarf verschwunden wäre.“
Tatsächlich unternimmt der niedersächsischer Landkreis Lüneburg derzeit einen neuen Anlauf für den Bau dieser Brücke. Hannover hat die Deckelung der eigenen finanziellen Beteiligung aufgehoben.
„Brauchen Gesamtkonzept, keine Einzellösungen“
Wie Legeler plädiert auch der neue Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG) für eine Gesamtbetrachtung. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept, keine Einzellösungen“, fordert Alexander von Strombeck.
Die Entlastung der Städte müsse dabei mitgedacht werden. „Wenn der Ersatz für die Lauenburger Brücke dichter an Geesthacht rückt, vielleicht reicht dann eine.“ Voraussetzung: „Die Umgehungsstraße für Geesthacht wird gebaut und der Verkehr hierüber auf eine neue mehrspurige Elbbrücke geführt.“