Büchen. Drei Bahntunnel und neue Fahrradstraßen gefordert – und das ist längst noch nicht alles. Liste könnte sogar noch länger werden.
Gut 160 Einwohner von Büchen haben im Internet bereits an der Erarbeitung eines Radverkehrskonzeptes für die Gemeinde mitgewirkt, Anregungen wie Bedenken geäußert. Jüngst wurde der nächste Schritt gestartet. Noch bis Anfang Mai können sich die Bürger zu vielen Projektideen äußern. Diese hat das Planungsbüro teamred zusammengefasst und mit Karten und Listen zur Erläuterung online gestellt:
www.jetzt-mitmachen.de/buechen/. Am 18. Mai folgt ein Workshop als Präsenzveranstaltungen im Rathaus-Sitzungssaal.
Radverkehrskonzept: Schulwege sollen sicherer werden
Die Wünsche der bisherigen Teilnehmer zielen auf Verbesserung der Schulwegsicherheit und die Erreichbarkeit von wichtigen Plätzen per Fahrrad. Das gilt auch für die Anbindung von Ortsteilen wie auch von Nachbargemeinden an Büchens Zentrum und den Bahnhof.
Die Verantwortlichen scheuen nicht davor zurück, für ein fahrradfreundlicheres Büchen auch Maßnahmen anzuführen, deren Umsetzung erhebliche Kosten verursachen würden. So werden drei wünschenswerte Tunnel unter den Bahngleisen benannt, jeder mit einer lichten Breite von sechs Metern. Für die „Einkaufsroute“ sind zwei im Gespräch – unter beiden Bahntrassen hindurch, etwa zwischen Nüssauer Weg/Ellernortskamp und Liperi-Ring. Ein weiterer soll Radfahrer und Fußgänger die Gleise zwischen Amtsplatz und der „Schulroute“ sicher queren lassen.
Radverkehrskonzept: Auf der Veloroute 2 zum Einkaufen
Diese etwas irreführend als Veloroute 1 bezeichnete Planung soll den Radverkehr Richtung Schulzentrum sicherer gestalten. Die „Einkaufsroute“ wird als Veloroute 2 benannt. Damit nutzen die Planer den Begriff für kürzere Routen, umgekehrt zu den sonstigen Planungen in der Metropolregion Hamburg, wo lange Trassen aus dem Umland in die Hamburger City als Velorouten bezeichnet werden.
Einschneidende Veränderungen brächte die Umwandlung von existierenden Straßen in Fahrradstraßen. So ist für die Schulroute eine weitgehende Ausweisung als Fahrradstraße geplant, ebenso für den östlichen Teil der Einkaufsroute. Weitere Fahrradstraßen sind für Büchen-Dorf Richtung Kirche gewünscht wie auch „vom Bürgerhaus bis fast zum Schwimmbad“, erläutert Maria Hagemeier-Klose, zuständig für Klimaschutz und Liegenschaften in Büchens Rathaus.
Fahrradstraßen schließen Autofahrer nicht ganz aus
Wobei der Begriff Fahrradstraße nicht bedeuten solle, dass Kraftverkehr ganz ausgeschlossen wird, erläutert Hagemeier-Klose: „Der Radverkehr soll hier Vorrang genießen, die Geschwindigkeit auf maximal Tempo 30 reduziert werden, Familien dürften auch nebeneinander radeln.“ Um Autos abzubremsen oder Durchgangsverkehr zu verhindern, könnten Poller eingesetzt werden, so der aktuelle Entwurf zur Bürgerbeteiligung.
Die vielen Vorschläge aus dem bisherigen Verfahren hat das Planungsbüro teamred zu zwei Velorouten, zehn Hauptrouten entlang von Hauptstraßen sowie 18 Radrouten zusammengefasst. Dazu kommen acht Freizeitrouten zur besseren Anbindung von Freizeitzielen wie etwa Sportanlagen oder dem Elbe-Lübeck-Kanal sowie zwei Radfernwege.
Radverkehrskonzept: Interessenvertretung der Fußgänger meldet sich zu Wort
Während entlang der Hauptrouten außerorts Radwege verlaufen sollen, könnten im Ort Radler Wahlfreiheit zwischen der Fahrbahn und freigegebenen Gehwegen erhalten, so die Idee. Dafür müssten Wege allerdings in vielen Abschnitten verbreitert werden, etwa entlang der Möllner Straße, in Teilabschnitten der Gudower Straße und an der Lauenburger Straße. Von Pötrauer Straße bis Grüner Weg sowie Lindenweg bis Zollweg hätte dies den Wegfall von Parkplätzen zur Folge.
Als Mindestbreite für Kombiwege gelten innerorts 2,50 Meter – sehr zum Ärger von „Fuss e.V.“. Die Interessenvertretung von Fußgängern hält dieses Maß für zu gering. Und betont zugleich die Pflicht von Radfahrern, Rücksicht auf die langsameren Fußgänger zu nehmen.
Dass nur ein Bruchteil der genannten Ideen realisiert werden kann, ist für Maria Hagemeier-Klose kein Grund für Trübsinn: Mit dem Radwegekonzept erhalte Büchen eine Übersicht, wo Verbesserungen für erforderlich gehalten und wo sie sinnvoll erscheinen.
Projekte mit neuen Tunneln kosten mehr als 500.000 Euro
Die Realisierung aller Maßnahmen würde nach vorsichtiger Schätzung einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. In einer Diskussion zur anstehenden Landtagswahl hat Verkehrsminister Bernd Buchholz Dienstag erklärt, Kiel stelle 20 Millionen Euro für die Radwegeförderung in den Kommunen bereit. „Allein ein neuer Radweg zwischen Büchen-Dorf und Gudow könnte mit Grunderwerbs- und Planungskosten etwa fünf Millionen Euro kosten“, schätzt Hagemeier-Klose.
Bei aller Begeisterung für die Ideen haben die Verantwortlichen nicht vergessen, sie finanziell einzuordnen. Projekte, die neue Tunnel unter den Bahngleisen beinhalten, sind mit einem großen Preisschild versehen: mehr als 500.000 Euro. Wo sich Radverkehr mit einigen Bordsteinabsenkungen verbessern lässt, steht in der Kostenspalte „gering“. Kostenpunkt: weniger als 50.000 Euro.