Lauenburg. Lauenburgs Grüne wollen die Verkehrswende in der Stadt einläuten. Es gibt schon Lösungsansätze, aber kein Gesamtkonzept.
Im ersten Moment scheint es absurd: Kann eine kleine Stadt wie Lauenburg die Verkehrswende einläuten, wenn das Ziel schon bundesweit an Grenzen stößt? Doch Lauenburgs Grüne wagen einen Vorstoß. Zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Ausschuss für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung bringt die Fraktion den Antrag „Einleitung einer aus Klimaschutzgründen erforderlichen Verkehrswende“ ein.
Kerngedanke des Antrags ist die Zusammenführung bereits diskutierter Konzepte, die sich mit dem Thema Verkehrslösungen für Lauenburg beschäftigen. Dazu gehören unter anderem die Stellplatzsatzung, das touristische Radwegeleitsystem, das Parkraumkonzept, das Radverkehrskonzept und die Überlegungen zur Einführung eines City-Tickets für die innerstädtischen Busverbindungen. All diesen Konzepten ist gemeinsam, dass sie in den politischen Gremien zwar oft diskutiert, aber nie beschlossen oder gar umgesetzt wurden.
Nach Ansicht der Grünen sollen dabei auch „heilige Kühe“ geschlachtet werden. Es geht um Fragen wie diese: Sollten nicht auch auch in der Oberstadt Parkgebühren erhoben werden? Warum müssen bei neuen Bauvorhaben vom Investor zwar Stellplätze nachgewiesen, aber keine Flächen, auf denen man Fahrräder sicher abstellen kann? Und würden weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Stadt für weniger Lärm und mehr Sicherheit sorgen?
Es wird seit Jahren diskutiert – eine Verkehrswende gibt es nicht
Seit über zwölf Jahren wird über das Radverkehrskonzept für Lauenburg diskutiert. Die besonderer Herausforderung: Wie kann es gelingen, für Radfahrer mehr Sicherheit entlang der B 5 zu schaffen? Für Fahrradschutzstreifen auf beiden Seiten ist kein Platz, denn die Fahrbahn ist fast durchgängig nur 7,60 Meter breit. Ein Konstrukt aus verschiedenen Markierungslösungen auf der Straße, das der Gutachter schließlich vorlegte, konnte nicht überzeugen. Im Juni vergangenen Jahres war das Radverkehrskonzept dann vom Tisch. Mit einer Stimme Mehrheit setzten sich CDU und die Lauenburger Wählergemeinschaft gegen SPD und Grüne durch.
Nur mal kurz mit dem Bus vom Lauenburger ZOB bis zum Friedhof – und es werden 2,40 Euro fällig. In Geesthacht gibt es diesen Stadttarif schon lange. Dort kostet eine Fahrt im gesamten Stadtgebiet von Grünhof bis Besenhorst und von der Elbe bis in die Oberstadt jeweils 1,80 Euro. Über die Einführung eines City-Tickets wurde in den politischen Gremien deshalb bereits diskutiert. Im August vergangenen Jahres hatte die SPD einen entsprechenden Antrag eingebracht, der – verbunden mit einem Prüfauftrag an die Verwaltung – einstimmig angenommen wurde. Ein entsprechender Beschluss steht noch aus.
In der Oberstadt werden keine Parkgebühren erhoben
Auch über die Erhebung von Parkgebühren wurde in Lauenburg lange diskutiert. Mittlerweile müssen Besucher in der Altstadt ein Ticket ziehen, Anwohner mit entsprechendem Ausweis sind davon freigestellt. In der Oberstadt werden keine Parkgebühren fällig. Hier hatte die Verwaltung mit Hinweis auf die Revitalisierung der Innenstadt von einen entsprechenden Vorschlag abgesehen.
Auch die Ausweitung der Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Stadt auf Tempo 30 ist kein neues Thema. Auf den beiden Bundesstraßen gibt es die schon lange. Während der Sanierung der Fahrbahn im Juli 2010 galt auf der B 5 in Lauenburg Tempo 30. Dann entschied die Verkehrsaufsicht des Kreises, dass die Schilder nicht mehr abgebaut werden. Ein halbes Jahr später ordnete die Behörde die Tempo-Begrenzung auch für die Hafenstraße (B 209) an. Im Januar dieses Jahres scheiterten die Grünen mit dem Antrag, Tempo 30 auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten.
Konzept der Verkehrswende soll wissenschaftlich begleitet werden
Da sich schon die Diskussion über einzelne Verkehrslösungen als langwierig erwiesen hat, dürfte ein Gesamtkonzept noch schwieriger durchzusetzen sein. Deshalb wollen die Grünen von Anfang an die Bürger beteiligen. „Dazu wird die Verwaltung beauftragt, als ersten Schritt eine Veranstaltungsreihe zu konzipieren, die sich thematisch den einzelnen Verkehrsträgern widmet“, heißt es in dem Antrag. Dabei sollten insbesondere auch die Belange behinderter Menschen und Senioren berücksichtigt werden.
Um am Ende ein Verkehrskonzept aus einem Guss vorliegen zu haben, sollte der gesamte Prozess aus Sicht der Grünen wissenschaftlich begleitet werden. Ihr Vorschlag: Prof. Carsten Geertz von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und sein Team ins Boot zu holen. Die Wissenschaftler sind mit der Lauenburger Verkehrssituation bestens vertraut. Von 2018 an betreuten sie drei Jahren das Projekt TaBuLa (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg). Dafür gab es 2021 den Deutschen Ingenieurspreis.
Die Sitzung der Ausschusses für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung am Montag, 21. März, beginnt um 19 Uhr in der Albinus-Gemeinschaftsschule