Lauenburg. 80.000 Euro zahlt die Lauenburg jährlich für die Beseitigung von Schmierereien. Jetzt soll ein Kopfgeld zu den Tätern führen.

Häuserwände, Bushaltestellen und ganz besonders die beiden Schulgebäude – nichts ist vor den Schmierfinken in Lauenburg sicher. Immer wieder lässt die Stadt wilde Krakeleien an öffentlichen Gebäuden beseitigen. Das schlägt im Haushalt zu Buche. „Für die Beseitigung der Schmierereien zahlen wir jährlich rund 80.000 Euro. Das ist Geld, das für die Instandhaltung unserer Gebäude eigentlich dringend gebraucht wird“, sagt Bauamtsleiter Reinhard Nieberg.

Jetzt geht die Stadt Lauenburg einen ungewöhnlichen Weg. „In Absprache mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft setzen wir 500 Euro aus für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede.

Stadt Lauenburg sucht Schmierfinken und lobt eine Belohnung aus

Das Fass zum Überlaufen hatten die kürzlich festgestellten Schmierereien an der Albinus-Gemeinschaftsschule gebracht. Am 6. Januar hatten Unbekannte Türen, Fenster, Wände und Zäune vollgeschmiert. Dabei benutzten sie Sprühdosen mit den Farben Grün, Schwarz, Weiß und Dunkellila.

„Die Reinigung dieser Flächen kostete über 10.000 Euro“, sagt Nieberg. Die Schule sei überhaupt immer wieder ein Ort für Vandalismus. In kurzen Abständen wurden dort unter anderem Sanitärräume zerstört und Trennwände eingetreten. Aber auch außerhalb der Schule hätten die mutwilligen Zerstörungen zugenommen. „Quer durch die Stadt zieht sich die hässliche Spur der blinden Sachbeschädigung. Damit muss Schluss sein“, meint der Bürgermeister.

Zwar erstattet die Stadt bei Feststellung von Vandalismus regelmäßig Strafanzeige. Werden die Täter geschnappt, müssen sie mit einer deftigen Schadenersatzforderung rechnen. Doch nicht nur das. Immerhin handelt es sich dabei nicht um ein Kavaliersdelikt. Im Strafgesetzbuch heißt es dazu: „Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.“

Die jüngsten Schmierereien an der Albinus-Gemeinschaftsschule schlagen mit 10.000 Euro zu Buche.
Die jüngsten Schmierereien an der Albinus-Gemeinschaftsschule schlagen mit 10.000 Euro zu Buche. © Elke Richel | Unbekannt

Bisher können die Täter nur sehr selten überführt werden

Immer mehr Kommunen beklagen zunehmende Schäden durch mutwillige Zerstörungen. Auf 200 bis 250 Millionen Euro schätzt der Deutsche Städtetag die Höhe der Schäden, die die Sprayer pro Jahr an Verkehrsmitteln und Gebäuden anrichten – Tendenz steigend. Deutschlandweit wurden 2020 rund 576.000 Sachbeschädigungen gezählt. Das sind 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Marco Liebisch von der Firma Clean Force aus Hittbergen beseitigt Schmierereien.
Marco Liebisch von der Firma Clean Force aus Hittbergen beseitigt Schmierereien. © Elk Richel | Unbekannt

In der Realität ist es allerdings so, dass viele Täter nicht geschnappt werden, weil ihnen die Schmierereien nicht nachgewiesen werden können. Auch in Lauenburg konnte die Stadt nur selten Schadenersatz geltend machen. Das soll sich jetzt ändern. „Sicher werden die Täter in einigen Fällen beobachtet. Möglicherweise motiviert die ausgesetzte Belohnung dann doch, der Polizei einen Tipp zu geben“, sagt der Bauamtsleiter.

Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Entscheidung der Stadt Lauenburg, eine „Fangprämie“ auf die Täter auszusetzen, ist nicht neu. Immer mehr Kommunen setzen auf diese Art der Motivation. Wie erfolgreich sie damit sind, ist umstritten. Im vergangenen Jahr hatte beispielsweise die Harzstadt Thale eine Summe in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt, um dem ausufernden Vandalismus in der Kleinstadt Herr zu werden. Die Bilanz nach einem Jahr ist ernüchternd: Die Belohnung wurde nicht ein einziges Mal gezahlt, die Zerstörungen sind nicht weniger geworden.

Kritiker meinen zudem, man würde auf diese Weise das Denunziantentum fördern. Befürworter halten dagegen, dass es im Interesse der Bürger sei, Steuergelder nicht für die Beseitigung von Schäden einzusetzen, die aus blinder Zerstörungswut entstanden sind.

Lauenburg will keine legalen Flächen zum Sprühen anbieten

Um den Schmierereien etwas entgegenzusetzen, bieten viele Kommunen legale Flächen zum Besprühen an. Diesen Weg will auch die Stadt Schwarzenbek gehen.

In Lauenburg hält man nichts von einem solchen Lösungsansatz. „Wir haben das abgewogen, aber uns dagegen entschieden“, sagt der Bauamtsleiter. Für Sprayer, die Ruhm und Nervenkitzel suchten, seien legale Flächen keine Option.

Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizei Lauenburg (Alte Wache 10) unter Telefon 04153/307 10 entgegen. Die Belohnung von 500 Euro wird gezahlt, wenn der Hinweis zur Aufklärung führt und die Sachbeschädigung an einem kommunalen Gebäude vorgenommen wurde.