Lauenburg. Arbeiten, Sport und Kultur: Der Mix beim Coworking hat viele Lauenburger angesprochen. Lässt sich das Angebot etablieren?
Es war ein Experiment, ein Ausloten, ob der Bedarf an externen Heimarbeitsplätzen gegeben ist: Seit dem 6. August stand auf der Freifläche an der Berliner Straße in der Lauenburger Innenstadt ein Pop-up-Coworking-Container mit vier Arbeitsplätzen. Nach knapp vier Wochen wird der Container am heutigen Donnerstag abgebaut. Ein guter Zeitpunkt für ein erstes Fazit.
Corworking-Projekt in Lauenburger Innenstadt endet
„Wir sind zufrieden“, sagt Sabine Kaufmann, die mit Martin Merlitz und Thorsten Pollfuß das Projekt initiiert hat. Gemeinsam mit Community-Managerin Silke Schippmann war die 61-Jährige jeden Tag vor Ort und hat miterlebt, wie der Container angenommen wurde.
„Die Auslastung der Arbeitsplätze lag bei rund 25 Prozent“, informiert Silke Schippmann. Für einen Probelauf ist sie mit dieser Zahl durchaus zufrieden. Die 48-Jährige hat genau Buch darüber geführt, wer sich eingemietet hat, und sie hat Interviews geführt, um den Bedarf an einem festen Coworking Space in der Elbestadt zu eruieren. „Die Auswertung dazu wird Coworkland, die den Container zur Verfügung gestellt haben, vornehmen“, erläutert Silke Schippmann.
Das vielfältige Rahmenprogramm hat alle angesprochen
Die Auslastung der Arbeitsplätze steht für die beiden Frauen jedoch nicht im Fokus. „Wir haben beobachtet, dass der Container und die Veranstaltungen drumherum einen Effekt hatten, den wir viel wichtiger finden: Er hat Menschen zusammengebracht. Hier fand tagtäglich Networking statt, es wurden Kontakte geknüpft und Ideen ausgetauscht. Und genau das ist es, was Lauenburg braucht und voranbringen kann“, ist sich Sabine Kaufmann sicher.
Das vielfältige Rahmenprogramm hat alle angesprochen: Es gab sportliche Angebote wie Hula Hoop und Zumba, bei denen viele Lauenburger mitgemacht haben. Dazu kamen kulturelle Events wie das Mini-Festival mit dem DJ Vargo am vergangenen Wochenende, und es standen politischen Diskussionen unter anderem zum Bau der neuen Elbbrücke auf dem Programm, die viele Anwohner aus ihren Wohnzimmern gelockt hat.
Anfangs hätte es noch viele neugierige Blicke gegeben,und nicht jeder Kommentar zum Container sei freundlich gewesen, schildert die Community-Managerin den Start. „Aber im Laufe der Wochen kamen immer mehr Menschen, die sich für das Projekt interessierten, eine Pause machen wollten oder sich spontan für wenige Minuten an einen freien Arbeitsplatz gesetzt haben“, berichtet sie.
Bei den Treffen für Gründer haben sich viele Menschen neu vernetzt
Als sehr erfolgreich bezeichnen Sabine Kaufmann und Silke Schippmann auch die Treffen für Gründer. „Die Resonanz war so gut, dass die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Herzogtum Veranstaltungen dieser Art weiterführen möchte“, freut sich Silke Schippmann. Es hätten sich dadurch viele Menschen neu vernetzt.
Und noch ein Effekt: Der Container mit seinen urigen Sitzmöglichkeiten und Angeboten habe das Zentrum enorm belebt. „Durch die vielen Angebote und Veranstaltungen wurde die Innenstadt spürbar lebendiger. Und das wünschen wir uns für Lauenburg“, sagt Sabine Kaufmann.“ „Wir haben einen Funken gezündet, aus dem mehr werden kann“, ergänzt Silke Schippmann. Ein Coworking Space bringe mehr und vor allem auch eine neue Klientel an Menschen in die Innenstadt. „Das kann eine positive Entwicklung in Gang setzen. Cafés entstehen, Geschäfte öffnen“, prognostiziert Schippmann.
Initiatoren möchten festen Coworking Space etablieren
Wie geht es weiter? Wie Sabine Kaufmann mitteilt, werden sich die Initiatoren für einen festen Coworking Space in der Oberstadt einsetzen. „Wir haben noch kein klares Konzept erarbeitet. Und wir möchten die Stadtverwaltung gern ins Boot holen, weil es für das Zentrum eine Aufwertung bedeutet, wovon ja auch die Stadt was hat“, sagt Kaufmann.
Bauamtsleiter Reinhard Nieberg, der einen Nachmittag im Container gearbeitet hat, steht solchen Plänen generell positiv gegenüber. „Ich finde hier vor allem die Kombination von Arbeitsplätzen und Veranstaltungen gelungen“, lobt er. Nur wird nicht die Stadt solche Möglichkeit dauerhaft einrichten, zumal sowohl im Maritimen Center, was bei der Hitzler-Werft entstehen soll, als auch im neuen Medienzentrum mobile Arbeitsplätze geschaffen werden, die bereits 2022 zur Verfügung stehen sollen.