Lauenburg. Wer in Lauenburg lebt, dem kann ein dickes Fell mitunter nicht schaden, mögen sich die Mitarbeiter des Bau- und Planungsamtes der Stadt gedacht haben. Nach ein paar weiteren Überlegungen und dem Studium diverser Literatur kamen sie auf die Idee, für die naturnahe Pflege der Augraben-Niederung Galloway-Rinder einzusetzen.
In der Stadt munkelt man schon, dass die Mitarbeiter um Amtsleiter Reinhard Nieberg zu wahren Rindvieh-Spezialisten geworden sind. Aber es hat sich gelohnt: Seit einigen Tagen sind die 14 Kühe mit ihren Kälbern nun vor Ort und sollen auf der kommunalen Fläche am westlichen Stadtrand von Lauenburg den Bewuchs klein halten.
"Die Flächen der Augrabenniederung erfüllen eine doppelte Funktion ", so Reinhard Nieberg. Zum einen würden sie der Regenrückhaltung großer Siedlungsflächen im Stadtgebiet dienen, zum anderen erfüllen sie naturschutzrechtliche Ausgleichsverpflichtungen für Bauvorhaben an anderer Stelle von Lauenburg. "So sind zum Beispiel die Flächen für die Ausgleichsverpflichtungen der Wohngebiete in der Dornhorst aber auch für den Radweg am Elbe-Lübeck-Kanal in dieser Niederung bereitgestellt worden.
"Mit insgesamt 72 Hektar in diesem Gebiet steht noch ausreichend Potenzial für den Naturschutzausgleich weiterer Bauvorhaben zur Verfügung, " freut sich Wolfgang Genczik, Erster Stadtrat von Lauenburg. Seiner Meinung nach wäre das ein wichtiger Standortvorteil für die Stadt, der gar nicht genug gewürdigt werden kann. Dieses Kleinod müsse aber normalerweise auch ab und zu gemäht werden, was den gebeutelten Stadthaushalt weiter belasten würde,
Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch und so wird nun ein Teil der Flächen landschaftsgerecht von den robusten Galloways "gepflegt" , so dass der Stadt keine Kosten für eine Mahd entstehen. Und den schwarzen Zotteltieren scheint das dürre Lauenburger Gras vorzüglich zu munden. Pächter Torsten Lemmermann zeigt sich darüber nach den ersten Tagen erleichtert: "Die Tiere haben sich schnell eingewöhnt und erkunden jetzt ihr neues Zuhause."
Die Stadt bittet insbesondere Hundehalter um Verständnis: Einige wenige " Trampel-Pfade", an dessen Rand "Bello" so gern sein Geschäft erledigte, stehen nun zum Schutz der Rinder nicht mehr zur Verfügung. Dennoch, ist sich Bauamtsleiter Nieberg sicher, könnten Naturliebhaber auch auf den verbleibenden Wegen die Landschaft genießen. Und wer Glück hat, kann bei diesem Spaziergang auch die zottigen, dickfelligen Galloways hautnah beobachten.