Büchen. Pilzkenner warnt Sammler vor dem Grünen Knollenblätterpilz, den er vor allem im Herzogtum Lauenburg entdeckt hat.
Sein Hut ist mehr oder weniger blassgrün. Er ist am Rand heller, halbkegelig, mit zunehmender Reife flacher und hat einen bis zu zehn Zentimer langen rauhen, sogenannten „genatterten“ Stiel. Und er gilt als der tödlichste Pilz in unseren Wäldern: der Grüne Knollenblätterpilz. Bereits 35 Gramm können für einen erwachsenen Menschen tödlich sein, indem sie zu multiplem Organversagen führen.
In diesem Jahr tritt der Giftpilz an einigen Standorten im Herzogtum Lauenburg ungewöhnlich gehäuft auf, wie Pilzkenner Ralf Schmode aus Geesthacht beobachtet hat. Vor allem in den Wäldern rund um Büchen-Nüssen-Pötrau hat er Kolonien von mehr als 100 Exemplaren entdeckt.
Pilze sammeln in Norddeutschland: Giftiger Pilz breitet sich aus
Das Tückische: „Einem Teil der Pilze fehlt das typische Grün der Hutfärbung, sie sind eher cremeweiß, und daher ist eine lebensgefährliche Verwechslung mit hellhütigen Speisepilzen möglich“, warnt Schmode. Besonders für unerfahrene Pilzsammler stellt das eine große Gefahr dar, da die Knollenblätterpilze teilweise mit essbaren Pilzen wie dem Birkenpilz oder Perlpilz vergesellschaftet sind. „Wer nicht genau aufpasst, kann die giftigen Pilze schnell mit essbaren verwechseln“, sagt der 56-Jährige.
Ein auffällig großes Aufkommen der Grünen Knollenblätterpilze hat Schmode am Wirtschaftsweg zwischen Blasebusch und Hellberg bei Büchen-Pötrau entdeckt. Ähnliche Vorkommen sind aber auch in der Nüssauer Heide in der Nähe des Bundespolizei-Übungsgeländes sowie am Bahndamm zwischen Büchen und Schwarzenbek zu finden. „Da dort viele Pilzsammler unterwegs sind, ist die Gefahr einer lebensgefährlichen Vergiftung besonders groß“, mahnt Schmode.
Je älter der Pilz, desto heller ist der grüne Hut
Getroffen hat es in den vergangenen Jahren viele Flüchtlinge, die mit einer Pilzvergiftung in die Krankenhäusern eingeliefert worden sind. Jedes Jahr wieder gibt es deutschlandweit Todesfälle nach dem Verzehr des Knollenblätterpilzes zu beklagen.
Um das zu verhindern, ist es wichtig, sich die Pilze genau anzuschauen. „Charakteristisch für den Grünen Knollenblätterpilz ist natürlich seine hellgrüne Hutfarbe, dazu die stark verdickte Knolle, der raue Stiel, der an Schlangenhaut erinnert, sowie die sackartige Haut- oder Hülltasche, die die Knolle umgibt“, erläutert Schmode. Je älter der Pilz sei, desto heller werde sein Hut, was ihn wie einen Ritterling oder auch Champignon aussehen lässt.
Immer mehr Giftpilze in den Wäldern rund um Büchen
Zu finden seien die Pilze vorwiegend in der Nähe von großen Eichen oder Rotbuchen, die ihnen den notwendigen Schatten und Schutz gewähren. „Wo schon Grüne Knollenblätterpilze stehen, kommen immer wieder welche, und dort vermehren sie sich auch“, sagt Schmode. Aber durch Sporen können Kolonien auch an anderen Orten auftreten.
Seit Jahren beobachtete er aufmerksam die Ausbreitung des Pilzes. „Es werden immer mehr Flächen, die voller Giftpilze sind“, sagt er beunruhigt, wobei Büchen besonders betroffen sei. „In den Wäldern rund um Geesthacht habe ich ein solch massives Auftreten bisher nicht beobachtet“, sagt Schmode.
Rat von der Expertin: Worauf Pilzsammler achten müssen
Tipp: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lädt am Sonntag, 26. September, von 10 bis 14 Uhr zur Pilzwanderung im lübschen Stadtwald zu Ritzerau ein (Am Forstgehöft, Köhlerhütte). Unter fachkundiger Leitung wird die Bedeutung aller Pilze für den Wald, die Bestimmung der giftigen, der nicht genießbaren und der Speisepilze vermittelt. Alle gesammelten Pilze werden in einer Gesamtschau geprüft und sortiert. Eine Voranmeldung bis Montag, 20. September, per E-Mail Hans-Heinrich.Stamer@bund-rz.de.
Was tun bei einer Pilzvergiftung?
Der Knollenblätterpilz (Amanita spec.) verursacht in Deutschland 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen. Bereits der Genuss von einem Pilz reicht, um zum Tod zu führen. Nach einer Latenzzeit von bis zu 24 Stunden kommt es erst zu Schädigungen des Magen-Darm-Trakts und schließlich zur Zerstörung der Leberzellen. Diese können den Stoffwechsel unter Einwirkung der Giftstoffe nicht aufrecht erhalten, was innerhalb von wenigen Tagen zu einer Verfettung und signifikanten Vergrößerung der Leber und schließlich zu Schädigungen von Herz, Lunge, Nieren, Gehirn und Nerven führt.
Vier bis sieben Tage nach dem Verzehr des Pilzes kommt es, wenn sofortige medizinische Hilfe ausbleibt, zum Tod durch Leber- und und Organversagen. Mediziner fordern alle Pilzsammler auf, gefundene Pilze vor Verzehr zur Sicherheit von einem Sachverständigen bestimmen zu lassen. Besteht der Verdacht einer Pilzvergiftung, sollte dringend der Notarzt gerufen werden. Zur Erleichterung der Diagnose sollten Pilzreste und Erbrochenes aufgehoben werden. Hilfe bei Vergiftungen gibt das Giftinformationszentrum-Nord, Tel.: 0551/192 40