Lauenburg. Die Arbeitswelt ist, auch bedingt durch Corona, flexibler geworden. Die Stadt Lauenburg hat sich für ein Modellprojekt beworben.

Aus Großstädten wie Hamburg und Berlin kennt man es schon lange: Menschen, die beruflich eigentlich nichts miteinander zu tun haben, treffen sich an einem mobilen Arbeitsort, stöpseln ihre Laptops an und gehen ihrem Tageswerk nach. Oft entstehen daraus neue Sichtweisen – und manchmal sogar gemeinsame Projekte. Coworking Space nennen sich diese Arbeitsräume.

Zukunftsforscher räumen dadurch gerade ländlichen Räumen Standortvorteile ein. „Davon könnte auch Lauenburg profitieren. Derzeit erfahren viele Menschen die Vor- und Nachteile des Homeoffice. Gut ausgestattete Arbeitsräume innerhalb der Stadt könnten gerade für Pendler eine gute Alternative sein“, ist Reinhard Nieberg, Amtsleiter für Stadtentwicklung, überzeugt.

Kreis fördert Modellprojekt „Pop-up-Coworking“ mit 10.000 Euro

Möglicherweise ergibt sich schon bald die Möglichkeit, das Arbeiten von morgen vor Ort auszuprobieren. Die Stadt Lauenburg hat sich für ein Modellprojekt beworben, das der Kreis Herzogtum Lauenburg mit jeweils 10.000 Euro fördert. Ein mit moderner Technik ausgestatteter Bürocontainer soll vier Wochen lang im Stadtgebiet aufgestellt werden.

Der Container wird von der Genossenschaft CoWorkLand bereitgestellt. Initiator ist die Heinrich-Böll-Stiftung, die 2019 erstmals mit dem Projekt „Pop-up-Coworking“ in die ländlichen Räume im Norden ging. Im vergangenen Jahr hatte sich Schwarzenbek bereits daran beteiligt.

In Lauenburg könnte das Experiment im August starten. Einen Standort für den Container hat die Verwaltung bereits auserkoren: die Brachfläche an der Berliner Straße gegenüber dem Edeka-Neubau.

Lauenburg plant, auch in Zukunft moderne Arbeitsräume zur Verfügung zu stellen

Mit dem Container sowie einem Strom- und Wasseranschluss ist es allerdings nicht getan. „Das Projekt funktioniert ja nur, wenn es auch einen schnellen Internetanschluss gibt. Derzeit beginnt der Glasfaserausbau ja gerade erst am Stadtrand. Wir sind daher mit verschiedenen Anbietern im Gespräch, um kurzfristig in diesem Bereich einen Breitbandanschluss anbieten zu können“, sagt Nieberg

Sollte der Container im August im Lauenburger Stadtzentrum aufgestellt und mit der nötigen Infrastruktur ausgestattet werden, ist das kein Selbstzweck. Die Stadt plant, auch in Zukunft moderne Arbeitsräume zur Verfügung zu stellen.

Neue Standorte: Medienzentrum, Werftquartier und Hotel?

Sollte es gelingen, für den Container kurzfristig schnelles Internet zur Verfügung zu stellen, könnte davon auch das geplante Medienzentrum in unmittelbarer Nachbarschaft profitieren. Noch in diesem Jahr beginnt der Umbau des ehemaligen Gasthauses Stappenbeck. Dort sollen das Stadtarchiv und die Bücherei ihr neues Domizil erhalten – natürlich auch ausgestattet mit modernen Arbeitsräumen.

Das geplante Werft- und Hafenquartier am Elbufer soll die Bereiche Wohnen und Arbeiten funktional miteinander verbinden – eine Grundidee des Coworking. Die Detailplanung für dieses Projekt hat noch nicht begonnen. Auch das künftige Hotel am Fürstengarten kann sich Nieberg als Ort für ein technisch gut ausgestattetes, alternatives Arbeitsumfeld vorstellen.

Unabhängig von den geplanten Großprojekten gibt es auch andere Ideen, die Arbeitsform Coworking in der Stadt umzusetzen. Die Lauenburger Grünen verbinden damit zusätzlich die Chance, das Stadtzentrum aufzuwerten. „Geeignete Flächen im Bereich Alte Wache und Fürstengarten gibt es genügend. Das könnte ein zusätzlicher Baustein für die Belebung des Zentrums sein. Lauenburg sollte frühzeitig auf neue Konzepte für das zentrale Arbeiten setzen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Thorsten Pollfuß.