Lauenburg. Die Schüler-AG der Weingartenschule schafft grüne Oasen – und findet viele Unterstützer. An Saatgut mangelt es nicht.

Wenn eine Schule den „Garten“ schon im Namen trägt, ist ja eigentlich fast klar, dass die Kinder dort nicht nur Mathe und Deutsch lernen, sondern auch wann die Möhren in die Erde kommen und welche Blumen den Bienen besonders viel Nahrung bieten. Ohne Augenzwinkern: Die Weingartenschule heißt natürlich nicht so, weil dort seit Jahren eine besonders aktive Garten-AG wirkt, sondern weil es dort vor über 500 Jahren ein herzogliches Weingut gab.

Trauben sind es auch gar nicht, die das Interesse der Drittklässler wecken, sondern der Spaß daran, überall in Lauenburg kleine grüne Oasen zu schaffen. Vor ihrer Schule haben die Schüler ein Schild mit der Aufschrift „Bienenweide“ aufgestellt. Im Sommer werden dort viele einheimische Blumen wachsen.

Tauschbörse für Saatgut in der Schul- und Stadtbücherei

Das Stückchen Gartenland hinter der Turnhalle der Weingartengrundschule ist zwar sehr klein, aber die Begeisterung der Kinder umso größer. Zwei Hochbeete gibt es und auch ein kleines Holzhaus für ihre Gartengeräte haben die Schüler mit Schulsozialarbeiter Christian Knaak aufgebaut, der die AG leitet.

An Saatgut mangelt es den kleinen Gärtnern nicht. Schließlich hatten sie im vergangenen Jahr eine zündende Idee: Bei Bekannten, Freunden und sogar auf dem Lauenburger Friedhof baten sie darum, Samen von Gartenpflanzen in kleinen Tütchen zu sammeln. Auch Büchereimitarbeiterin Jennifer Dieckfoß war mit von der Partie. Sie bastelte und beschriftete kleine Tütchen, damit das Saatgut nicht durcheinandergeriet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Blumensamen und Gemüsesaatgut von vielen Sorten stehen jetzt geordnet in einem der Büchereiregale.

Projekt der dritten Klassen endet immer mit der Erntesaison

Am Ende hatten die Kinder der Garten-AG nämlich vielmehr Saatgut, als sie selbst verbrauchen können. „Die Büchereibenutzer können sich kostenlos eine Tüte mitnehmen und uns dafür im Herbst neue Samen bringen“, erklärt die neunjährige Emely Schröder.

Die jetzigen Mitglieder der Garten-AG sind noch nicht lange dabei. Das Projekt der dritten Klassen endet immer mit der Erntesaison. Jedes Mal sind die Kinder unheimlich stolz, wenn ihre selbst ausgesäten Möhren und Radieschen auf Probiertellern in der Cafeteria ihre Mitschüler zum Naschen und Probieren einladen.

Saft aus Äpfeln alter Sortenaus dem Fürstengarten

Wie schon in den vergangenen Jahren werden die Weingartenschüler im Herbst ihren eigenen Fruchtsaft pressen und zwar aus Äpfeln, die im Lauenburger Fürstengarten wachsen. Klein sind die und manche sogar ein bisschen schrumplig. Kein Wunder, schließlich stammen die Baumsorten teilweise aus dem 18. Jahrhundert. Deren Äpfel findet man heute in keinem Supermarkt. Eine Obstbauversuchsanstalt aus Jork hatte vor vielen Jahren ein Gutachten erstellt. „Goldparmäne“, „Signe Tullisch“, „Coullons Renette“, „Schöner von Boskop“ und „Prinzenapfel“ sind die klangvollen Namen der alten Sorten.

„Alle reifen Früchte – auch die Mirabellen im Bauerngarten und die Kirschen – dürfen von den Besuchern des Gartens gepflückt und genossen werden“, steht auf einer Informationstafel. Unscheinbare kleine Früchte, aus denen mittels einer Handpresse ein leckerer Apfelsaft wird. Alle Gaben der Natur nutzen, auch das lernen die Kinder in der Garten-AG der Weingartenschule.

Bäumchen hatte das Lauenburger Untenrehmen Worlée spendiert

Sie erfahren aber auch, dass es manchmal ganz schön Geduld braucht, um die Früchte der eigenen Arbeit zu ernten. Einige Kinder waren im November 2019 bei der Aktion Plant for the Planet im Fürstengarten dabei. Zehn Apfelbäume alter Sorten haben sie gepflanzt – neben den uralten Sorten. Die Bäumchen hatte das Lauenburger Unternehmen Worlée spendiert.

Es wird natürlich noch ein paar Jahre dauern, bis diese Bäume ausreichend Früchte tragen. Obst geerntet hat man übrigens zu allen Zeiten im Fürstengarten: Herzogin Maria, Gattin von Franz II., soll ja einen „grünen Daumen“ gehabt haben. Der Herzog hatte sie 1582 geheiratet. Ein Jahr später schenkte er ihr zum Geburtstag den Freudenberg. Er selbst widmete sich lieber dem Weinanbau – und zwar genau dort, wo heute die kleinen Weingärtner zur Schule gehen.