Lauenburg. Der engagierte Unternehmer und Kommunalpolitiker wurde nur 59 Jahre alt. Er hinterlässt eine große Lücke. Ein Nachruf.

Ralf Storjohann ist tot. Er verstarb am Sonntag im Kreise seiner Familie. Die Nachricht macht selbst diejenigen fassungslos, die wussten, dass er unheilbar krank war. Vier Jahre lang hatte er gegen den Krebs gekämpft.

Bei Ralf Storjohann ist das nicht nur so eine Redensart: Aufgeben war nie seine Sache. Wenn er nach einer der kräftezehrenden Behandlungen wieder zu Hause war, konnte es sein, dass er schon am Abend wieder in der Stadtvertretersitzung oder in einem der Ausschüsse saß. Nur selten blieb sein Platz leer. Dafür war ihm zu wichtig, wofür er im Februar 2018 die Wählergemeinschaft Unser Lauenburg gegründet hatte: mitmischen statt meckern, Vorschläge machen und bisweilen auch unbequem sein. Bis zuletzt war Ralf Storjohann Vorsitzender der Faktion. „Er war das Gesicht der Wählergemeinschaft. Wir werden die Fraktion in seinem Sinne weiterführen“, versichert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Frank Paetow. Bürgermeister Andreas Thiede verbindet mit Ralf Storjohann vor allem dessen Engagement für Lauenburg. „Wir waren nicht immer einig über den Weg, aber stets über das Ziel“, sagt er.

Unternehmer und Politiker mit einem großen Herz für Lauenburg

Unser Lauenburg – der Vorschlag, die Wählergemeinschaft so zu nennen, stammt von Ralf Storjohann, denn dafür stand er. Es gibt wohl kaum einen Lauenburger, der ihn nicht kannte. Selbst wer mit Politik nichts am Hut hat, erinnert sich an die legendären Partys im Festsaal des Mosaik. Ralf Storjohann hatte ein Händchen dafür, hochkarätige Künstler nach Lauenburg zu holen. Auch die Traditionsvereine der Stadt feierten im Mosaik ihre großen Feste. Aber auch einen Kinderfasching richtete er mit gleicher Liebe aus. Als das Ehepaar das Mosaik vor drei Jahren verkaufte, tat sich eine Lücke auf, die bis heute nicht geschlossen werden konnte.

Natürlich hatte Ralf Storjohann beim Betrieb des Mosaik auch die Wirtschaftlichkeit im Blick. Schließlich war er Unternehmer mit Leib und Seele. Über 20 Jahre lang engagierte er sich in der Wirtschaftlichen Vereinigung Lauenburg (WVL). Acht Jahre lang war er Vorsitzender. Erst als er einen möglichen Interessenkonflikt zwischen Politik und Wirtschaft sah, stellte er sein Amt zur Verfügung. Doch er blieb der WVL weiter treu. „Wenn Ralf von einer Sache überzeugt war, dann blieb er am Ball und versuchte, andere ins Boot zu holen“, sagt Vorstandsmitglied Karsten Legeler.

Im Wohnmobil durch Deutschland, diesen Traum erfüllte er sich noch

Über den Tellerrand zu schauen, macht stark. Das war einer der Leitsprüche von Ralf Storjohann. Das galt aus seiner Sicht auch für die Interessen der Wirtschaft auch außerhalb der Lauenburger Stadtgrenzen. „Sein Wirken hatte überregional großen Einfluss. Zuletzt waren es die gemeinsamen Aktionen von Lauenburg und Geesthacht um die Sanierungen beider Elbquerungen“, erinnert sich Jürgen Wirobski, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht. Und mit einem Blick auf die Nachbarstadt sagt er: „Durch Ralfs Engagement richtet Lauenburg inzwischen einen der bekanntesten und schönsten Weihnachtsmärkte der Region aus.“

Ralf Storjohann wurde nur 59 Jahre alt. „Ich habe nie einen ehrlicheren Menschen gekannt“, sagt seine Frau Silke. Fünfzehn Jahre lang waren sie ein Paar, zehn davon verheiratet. Den Entschluss, das Mosaik zu verkaufen, haben sie damals gemeinsam getroffen. Ralf Storjohann wusste damals schon um seine schwere Krankheit. Er wollte die verbleibende Zeit mit seiner Frau nutzen und durch die Welt reisen. Und als das coronabedingt nicht mehr möglich war, tourten sie mit dem Wohnmobil durch Deutschland. „Wir haben jede Minute genossen“, sagt Silke Storjohann.

Trauerfeier am 22. März wird nach draußen übertragen

Ob als WVL-Vorsitzender oder Kommunalpolitiker – Ralf Storjohann schätzte die Unabhängigkeit der Presse. Das galt für ihn auch in der Zusammenarbeit mit unserer Lokalredaktion.­ Selbst eine gelegentlich kritische Berichterstattung hielt ihn nicht davon ab, auch beim nächsten Mal ehrlich und transparent über die Anliegen seiner Fraktion zu informieren. Wir werden seine offene Art sehr vermissen.

Die Trauerfeier findet am Montag, 22. März, um 12 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche statt. Coronabedingt sind nur geladene Gäste zugelassen. Die Trauerfeier wird aber nach draußen übertragen. Das hatte sich Ralf Storjohann so gewünscht: Auch zuletzt mit seinen Lauenburgern verbunden.