Lauenburg. Zweiter Spritze erfolgte erst nach 40 Tagen. Pflegeheim nahm infizierte, aber symptomfreie Patienten aus Johanniter-Krankenhaus auf.
Die täglich vom Kreis Herzogtum Lauenburg veröffentlichen Corona-Infektionsraten machen besonders betroffen, wenn es sich um Zahlen aus einer Pflegeeinrichtung handelt. Jetzt wurde bekannt: Es gibt einen erneuten Ausbruch im Lauenburger Askanierhaus. Neun Bewohner und drei Mitarbeiter wurden positiv auf das Virus getestet. Die gute Nachricht: Bisher zeigt niemand der Betroffenen typische Symptome.
Geschäftsführer Philipp Staneck hatte sich ordentlich ins Zeug gelegt: Bereits am Neujahrstag waren zwei mobile Impfteams im Einsatz. Damit gehörte das Lauenburger Pflegeheim zu den ersten des Landes, in denen geimpft wurde. „Das war ein organisatorischer Kraftakt. Schließlich mussten für jeden Bewohner Einwilligungserklärungen und Anamnesebögen ausgefüllt werden“, erklärte Staneck.
Erneuter Corona-Ausbruch im Askanierhaus in Lauenburg
Am ersten Tag dieses Jahres hatten 99 der insgesamt 105 Bewohner die Impfung erhalten. Der Folgetermin war auch schon ausgemacht: Am 22. Januar sollte die zweite Impfung erfolgen. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen erhielt Staneck ein Schreiben aus dem Kieler Sozialministerium mit der Information, dass die Zweitimpfungen aufgrund der Lieferengpässe nicht nach exakt 21 Tagen stattfinden würden, wie es bis dahin vorgesehen war.
Tatsächlich erfolgte die zweite Impfung der Bewohner des Pflegeheims erst am 9. Februar. Damit lag der zweite Impftermin immer noch in der vom Robert-Koch-Institut am 14. Januar empfohlenen Zeitspanne von 42 Tagen. Der Impfschutz der meisten Bewohner der Askanierhauses ist somit gegeben.
Nahezu alle Bewohner des Askanierhauses zweimal geimpft
Doch wie konnte es dann zu den positiven Testergebnissen kommen? Immer wieder wird bekannt, dass es in Pflegeheimen trotz erfolgter Zweitimpfung zu Infektionen kommt, so beispielsweise in einer Einrichtung in Osnabrück. Auch hier wurden Anfang Februar 14 Bewohner positiv getestet, obwohl sie die zweite Impfung erhalten hatten.
Doch genau wie jetzt im Askanierhaus zeigten die Betroffenen in Osnabrück keine nennenswerten Symptome der Infektion. Laut des Robert-Koch-Institutes (RKI) gibt es mehrere Theorien dafür, warum es trotz flächendeckender Impfung vereinzelt zu Corona-Ausbrüchen in Pflegeheimen kommt. Zum einen könnte die Infektion bereits vor Wochen unerkannt erfolgt und noch nachweisbar sein. Zum anderen wäre es auch möglich, dass der Impfschutz noch nicht voll da war.
Coronavirus durch Aufnahme von Krankenhaus-Patienten?
Laut RKI könne das zwischen zwei bis drei Wochen nach der zweiten Impfung der Fall sein. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat das Bundesgesundheitsministerium deshalb zu einer engmaschigen Überwachung der Pflegeheime nach der zweiten Impfung aufgefordert. Anderenfalls gebe es keine verlässlichen Daten.
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Wie das Virus erneut in das Askanierhaus gelangen konnte, ist nicht abschließend geklärt. Möglicherweise hängt die erneute Infektionskette mit der Aufnahme zweier Patienten aus dem Geesthachter Johanniter-Krankenhaus zusammen. „Das Johanniter-Krankenhaus hatte in den vergangenen Tagen mit einer hohen Zahl an Covid-19-Fällen zu kämpfen. Da wir mit dem Krankenhaus häufig eng zusammenarbeiten, bat man uns, einige ältere Patienten ohne Symptome bei uns in der Einrichtung aufzunehmen“, sagt Staneck. Er sei dieser Bitte gefolgt, damit das Krankenhaus Kapazitäten für schwer an Corona erkrankte Menschen erhält.
Der dritte Corona-Ausbruch im Lauenburger Askanierhaus
Zuvor habe er sich darüber mit dem Gesundheitsamt Ratzeburg abgestimmt. „Natürlich birgt solche Entscheidung immer ein gewisses Risiko. Aber wir verstehen Corona als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Staneck. Für ihn der wichtigste Fakt in dieser Situation: „Wir können die Schutzwirkung des Impfstoffes zu 100 Prozent bestätigen. Keiner der positiv getesteten Bewohner zeigt bisher Symptome.“
Auch Staneck wünscht sich, dass die Situation in den Pflegeheimen nach den erfolgten Impfungen weiter beobachtet wird: „Wir werden sehen, wie es sich mit der Infektiosität geimpfter Menschen verhält. Hier müssen wir gesicherte Ergebnisse abwarten“, sagt er.
Zweiter Corona-Ausbruch im Dezember 2020
Es ist der dritte Corona-Ausbruch im Lauenburger Askanierhaus. Zuletzt hatte es im Dezember vergangenen Jahres mehrere Patienten und Mitarbeiter gegeben, die sich mit dem Virus infiziert hatten. Ab sofort gilt in der Einrichtung wieder ein Besuchsverbot. Zudem fährt der Testbus des Kreises wieder vor, um alle Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims zu testen.
Der Geschäftsführer Phillip Staneck bereut seine Entscheidung trotzdem nicht, der Bitte des Johanniter-Krankenhauses nachgekommen zu sein. „Wenn wir hiermit auch nur einem Menschen ein Krankenhausbett ermöglichen konnten, der darauf angewiesen ist, nehmen wir die Schlagzeilen gern in Kauf“, sagt er.