Lauenburg. Der Landesbetrieb hat erste Trassenvarianten erarbeitet. Die ersten Voruntersuchungen laufen bereits. Eine Lösung muss zeitnah her.
Die Planungen für den Standort einer zweiten Elbquerung in Lauenburg nehmen Fahrt auf. Mittlerweile hat der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) erste Trassenvarianten erarbeitet und der Stadt vorgestellt. Überraschendes Detail: Es sind nicht mehr nur Brückenlösungen im Gespräch, sondern jetzt werden auch Tunnelalternativen in die Überlegungen einbezogen.
„Was wir bisher skizzenhaft erarbeitet haben, sind allerdings alles nur erste Planungsüberlegungen, damit der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein den Untersuchungsraum richtig ableiten und eingrenzen kann“, gibt Ministeriumssprecher Harald Haase zu bedenken. Dafür werden verschiedene Brücken-, aber auch mögliche Tunnellösungen betrachtet.
Bekommt Lauenburg statt einer neuen Brücke einen Elbtunnel?
Im Untersuchungszeitraum werden Kartierungen vorgenommen und andere Grundlagen ermittelt. „Auf Basis dieser Daten werden dann noch mal die zu untersuchenden Linien trassiert“, sagt Haase. Noch wird all das intern diskutiert, aber schon im März oder April soll die Öffentlichkeit über das Projekt informiert werden, wie Reinhard Nieberg, Bauamtsleiter der Stadt Lauenburg informiert.
Wie berichtet, soll in Lauenburg eine zweite Elbquerung gebaut werden, da Verstärkungsmaßnahmen für eine langfristige Weiternutzung der bestehenden und sanierungsbedürftigen Brücke als kombinierte Straßen- und Schienenbrücke nicht wirtschaftlich sind, wie es aus dem Ministerium in Kiel verlautete. Aktuell werden zehn Standortvarianten einer neuen Querung geprüft, sieben sind bereits präsentiert worden, mindestens drei verlaufen westlich der Stadt zwischen Artlenburg und Hohnstorf auf niedersächsischer Seite sowie Glüsing und Lauenburg/Höhe Kuhgrund auf der Seite Schleswig-Holsteins. Diese Varianten würden – ob sie über oder unter der Elbe verlaufen – an eine Nordumgehung anschließen.
Neue Elbquerung muss zügig errichtet werden, alte Brücke hat Mängel
Problem: Da die bisherige Elbbrücke akuten Sanierungsbedarf aufweist, müsste die neue Elbquerung zügig errichtet werden. Einer Umgehung im Norden würden aber noch lange Planungen vorangehen. Die Folge: Der gesamte Verkehr aus dem Süden in Richtung Osten würde auf unbestimmte Zeit durch die Lauenburger Innenstadt geleitet.
Der LBV.SH hat bereits damit begonnen, Untersuchungen unter anderem zu verkehrlichen Belangen, Kosten, Umweltfragen, Landwirtschaft sowie Grunderwerb zu beauftragen. „Erst, wenn alle Daten auf dem Tisch liegen, kann eine Entscheidung zugunsten einer Vorzugsvariante hinsichtlich Trasse und Brücke oder Tunnel erfolgen“, betont Haase. Ob sich ein Tunnel, der den Skizzen nach sowohl westlich als auch östlich der Stadt verlaufen könnte, als die praktikablere Lösung erweist, werden die Ergebnisse der sogenannten Raumwiderstandsuntersuchungen zeigen. Dabei wird untersucht, welche Beeinträchtigungen der Umwelt es durch ein Vorhaben gäbe. Bis Ergebnisse vorliegen, werden laut Ministeriumssprecher Jahre vergehen.
Grüne lehnen Varianten westlich von Lauenburg kategorisch ab
Noch bevor weitere Details bekannt sind, lehnt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Varianten westlich von Lauenburg kategorisch ab. „Es ist schon jetzt erkennbar, dass eine Prüfung ergeben wird, dass die Varianten nachteilig sind. Man muss vor allem das Kleingedruckte sorgfältig lesen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Thorsten Pollfuß. Bei den Westvarianten werde von einer Realisierung in einem ersten und zweiten Bauabschnitt ausgegangen, weil wohl auch dem LBV klar sei, dass die Planung für die Nordumgehung wesentlich länger dauern werde und die neue Elbquerung wegen des Zustandes der jetzigen Brücke eigentlich schneller erfolgen müsste. Dies könne aber zu einem Verkehrschaos in der Stadt führen.
Die Grünen plädieren für eine Beibehaltung und vor allem schnellerer Umsetzung der Ostumgehung, für die die Planungen fast abgeschlossen waren. „Man sollte keine knappen Planungsressourcen verschwenden und die deutlich vorangeschrittene Planung der Ostumgehung nicht weiter verzögern“, sagt Pollfuß. Eine Tunnellösung hält er für unrealistisch.
CDU: Westliche Querung nur mit Nordumgehung denkbar
Die Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) begrüßt die Planungen des Landes zur Realisierung einer neuen Elbbrücke bei Lauenburg. „Zwar hatten wir bisher immer eine Anbindung der Ortsumgehung an die vorhandene Elbbrücke durch das Industrie- und Gewerbegebiet im Südosten befürwortet, offensichtlich ist man jedoch auf Landesebene zu neuen Erkenntnissen hinsichtlich der langfristigen wirtschaftlichen Tragfähigkeit einer solchen Lösung gelangt“, so der LWG-Fraktionsvorsitzende Niclas Fischer.
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Auch die CDU-Fraktion will die Ergebnisse der Gutachten abwarten, bevor sie sich konkret äußert. „Da es sich um eine erste Grobplanung handelt, noch umfangreiche Untersuchungen durchzuführen und viele Fragen offen sind, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine abschließende Stellungnahme zu den möglichen Varianten nicht möglich“, sagt Fraktionschef Christian Stockfisch. Er gibt aber zu bedenken, dass mit einer neuen Elbquerung eine zukunftsträchtige Lösung für die Entlastung des gesamten Lauenburger Stadtgebiets vom Durchgangs- und Schwerlastverkehr getroffen werden sollte.
Innenstadt soll vom Verkehr auf der B 5 entlastet werden
„Teillösungen helfen nur begrenzt und bringen neue Probleme mit sich“, betont der Christdemokrat. Voraussetzung für alle Varianten sei, dass die Innenstadt kurzfristig sowohl vom Verkehr auf der B 5 wie auch der B 209 entlastet werde. „Das hat zur Konsequenz, dass der entsprechende Verkehr insgesamt um Lauenburg herumgeleitet wird. Eine westliche Querung der Elbe – an welcher Stelle auch immer – ist daher zwingend und zeitgleich mit dem Bau einer Nordumgehung zu verbinden“, fordert Stockfisch.