Lauenburg. Das Interesse am autonomen Shuttle in Lauenburg ist bundesweit groß. Aber was sagen die Lauenburger? Die Ergebnisse einer Umfrage.
Es passiert immer mal wieder, dass in Lauenburg ein Fernsehteam anrückt. Nicht um die malerische Altstadt ins rechte Licht zu setzen, sondern das kleine fahrerlose Shuttle, das zwischen der Unterstadt und der Oberstadt pendelt. Schließlich hat es immer noch Seltenheitswert, dass kein Mensch am Steuer sitzt, sondern das Fahrzeug sich scheinbar auf unsichtbaren Schienen bewegt.
Die meisten Lauenburger haben sich dagegen an den Anblick gewöhnt. Die einen schwärmen vom technischen Fortschritt, die anderen vom Spaß der kostenlosen Mitfahrt. Für manche ist der kleine Bus wiederum ein ärgerliches Verkehrshindernis. Das „Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg“ (TaBuLa) ist seit Januar 2018 aktiv. Der Bus ist auf angelernten Strecken mit gemütlichen 18 Kilometern pro Stunde unterwegs. Zur Sicherheit ist eine besonders geschulte Begleitperson stets an Bord. Lauenburg wurde ausgewählt, weil die Stadt durch ihre Topographie und die engen Altstadtstraßen besondere Herausforderungen bietet.
Lauenburger zum zweiten Mal zum autonomen Shuttle befragt
Bevor TaBuLa überhaupt in Lauenburg seine Runden drehte, starteten die Projektbetreuer der Technischen Universität Hamburg (TUHH) im Mai 2019 eine Umfrage zu den Erwartungen an die technische Neuheit. Damals hatten 87 Prozent von 434 befragten Lauenburger von TaBuLa bereits gehört, die meisten verbanden damit die Hoffnung, dass sich in Zukunft durch automatisierte Shuttles das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs verbessere.
Im Juli dieses Jahres starteten die Projektbetreuer eine weitere Umfrage – diesmal allerdings nur unter Anwohnern, die an den drei befahrenden Strecken leben. Insgesamt 240 Fragebögen kamen zurück. „Die Resonanz auf das Shuttle ist immer noch überwiegend positiv, allerdings sind die Erwartungen mittlerweile realistischer geworden“, sagt Rebekka Mantel, die im Rahmen des TaBuLa-Projektes die Akzeptanz erforscht.
80 Prozent der Lauenburger stehen dem Projekt offen gegenüber
Fast jeder der Befragten hat mittlerweile das Shuttle im Lauenburger Straßenbild gesehen. Selbst mitgefahren sind allerdings nur 19 Prozent, über die Hälfte kann sich eine Fahrt in Zukunft aber vorstellen. Immerhin: Fast 80 Prozent der befragten Lauenburger stehen dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. Und das, obwohl sicher jeder einheimische Autofahrer dem Bus schon mal hinterhergezottelt ist.
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Auch wer nicht entlang der Teststrecken wohnt, konnte seine Meinung abgeben. Dazu genügte es einzusteigen. Der Mitarbeiter der VHH, der den Bus begleitet – und bei Bedarf auch eingreifen kann – sowie die Projektbetreuer schrieben in diesem Fall die E-Mail-Adressen der Passagiere auf. Danach gab’s den Link zur Online-Befragung.
Fahrgäste fühlen sich überwiegend sicher im fahrerlosen Bus
„Fast 60 Prozent der Befragten kamen aus Norddeutschland“, hat Rebekka Mantel bei der Auswertung festgestellt. Zufall oder nicht: Immer, wenn die Umfrage im Shuttle gestellt wurde, waren nur wenige Lauenburger an Bord. Nur zwölf Prozent der Antworten gaben Fahrgäste aus der Schifferstadt ab.
Beim Thema Sicherheit waren sich die Befragten indes einig: Knapp 70 Prozent empfanden die Fahrt als angenehm und gut betreut, obwohl fast jeder von ihnen erlebt hatte, dass das Fahrzeug ruckartig vor einem vermeintlichen Hindernis bremste.
Rebekka Mantel stellt jetzt die Ergebnisse der zweiten Umfrage zusammen. Ihr Fazit: Wer mit dem Shuttle ohne Fahrer fährt, will es in den meisten Fällen einfach mal ausprobieren. Nur wenige nutzen bisher den automatisiert fahrenden Bus, um gezielt von einem Ort an den anderen zu kommen.