Lütau. Seit September wartet die Bürgerinitiative „Bürger für Lütau“ auf zugesagte Informationen für eigenes Gutachten. Zeitlich wird es eng.
Nach der Bürgerversammlung zum Thema Windkraft in der Gemeinde Lütau Mitte September schienen die Wogen zunächst geglättet, doch jetzt, knapp zwei Monate später, ist die Bürgerinitiative „Bürger für Lütau“ erneut ziemlich aufgebracht. Warum? Seitens der Bürgerinitiative heißt es, dass ihnen wichtige technische Daten der Windkrafttypen fehlten, um ein eigenes Gutachten erstellen zu lassen. Diese seien ihnen aber am Abend der Bürgerversammlung versprochen worden.
„Bisher habe ich keine Rückmeldung vom Projektplaner erhalten. Unvorstellbar, er hatte mir die Daten doch auf der Versammlung zugesagt“, äußert Herbert Düssler, Anwohner und Sprecher der Bürgerinitiative, seine Kritik. Mehrmals habe er versucht, per E-Mail und telefonisch Kontakt aufzunehmen. Ohne Erfolg. Für dieses Schweigen hat Düssler kein Verständnis. „Dabei habe ich nichts gegen den Windpark. Nur gegen die Höhe der Windräder!“ Die Lütauer hätten dadurch nur Nachteile, wie zum Beispiel eine erwartete Wertminderung ihrer Häuser und eine hohe Lärmbelästigung.
Bürgerinitiative will Infraschall- und Schattenwurfgutachten erstellen
Die Bürgerinitiative wolle auf jeden Fall ein neutrales Infraschall- und Schattenwurfgutachten erstellen lassen, macht Düssler klar. „Und dann bin ich gespannt, ob die Ergebnisse mit denen des Betreiber-Gutachtens, das ja schon vorliegt, übereinstimmen.“ Sei dies der Fall, sei alles „in Ordnung“. „Wir wollen doch nur sicher gehen“, sagt er weiter.
14 Windräder stehen zwischen Lütau und Basedow. In den nächsten Jahren soll der Windpark zwar zahlenmäßig schrumpfen, dafür aber in die Höhe wachsen. Der Grund: Wie berichtet, will das Land die bisherige im Windenergie-Regionalplan ausgewiesene Fläche westlich der Landstraße 200 für die Stromerzeugung per Windkraft erweitern: Anstatt 100 Hektar könnten gut 200 Hektar bebaut werden.
Windkraftverträge sollen noch im November geschlossen werden
In diesem Zusammenhang befinden sich zwei große Projekte in Planung. So will zum einen der Betreiber der bestehenden Anlagen, die Elbe Windpark GmbH, seine Windräder erneuern. Die 14 Windspargel à 100 Meter seien laut Planer Dr. Augustin aus Hamburg mittlerweile aufgrund ihrer Bauhöhe unwirtschaftlich geworden. Die alten Windräder sollen weichen und sechs neue von 180 Metern Höhe entstehen. Für die neu ausgewiesene Fläche kommt zum anderen zudem die WKN AG Husum ins Spiel. Ursprünglich wollte diese gemeinsam mit der Elbe Windpark GmbH 13 Windkrafträder à 200 Meter errichten. Das wollte aber die Gemeinde nicht. Sie plädierte für maximal elf Anlagen von je 150 Meter Höhe.
Auf der Versammlung im September verkündete dann WKN-Projektentwickler Till Fiedler den Kompromiss, auf den man sich geeinigt hätte: elf Windkraftanlagen mit einer maximalen Höhe von 180 Metern. Dieses Vorhaben wollen die Gemeinden Lütau und Basedow nun unterstützen. Die Bürgerinitiative stemmt sich dagegen. „Wir sind entweder für weniger Windkraftanlagen oder für eine maximale Höhe von 150 Metern“, sagt Düssler, der mit seinen Mitstreitern immer noch darauf hofft, ein unabhängiges Gutachten erstellen lassen zu können. Die „Bürger für Lütau“ haben vor Kurzem noch einmal einen Flyer verteilt. „In der Schützenstraße und der Alten Salzstraße sind die Bürger vom Infraschall und dem Schattenwurf am stärksten betroffen“, sagt Düssler.
Projektplaner und Bürgermeister bisher nicht zu erreichen
Die Initiative will mit Bürgermeister Jürgen Awe ins direkte Gespräch gehen. Auch er habe die fehlenden Daten bisher nicht weitergeben können. „Dabei rennt uns die Zeit davon“, sagt Düssler. Seines Wissens nach sollen die städtebaulichen Verträge zwischen den Gemeinden und den Investoren noch im November geschlossen werden. Und bis dahin wollen er und seine Mitstreiter weiter kämpfen.
Auch auf Anfrage unserer Zeitung waren weder WKN-Projektplaner Till Fiedler noch Lütaus Bürgermeister Awe bisher für eine Stellungnahme zu erreichen.