Zuwendung: Maximal 100 000 Euro für Gebäudeschäden - Keine Entschädigung für Umsatzausfall

Als Meyer nun am Montagabend erneut nach Lauenburg reiste, hatte er die druckfrische Richtlinie seines Ministeriums für die "Gewährung von Zuwendungen als Soforthilfe für vom Hochwasser Juni 2013 betroffenen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und Angehörige freier Berufe im Land Schleswig Holstein" im Gepäck.

Was sich hinter dieser etwas sperrigen Formulierung verbirgt, erfuhren Vertreter von Politik und Verwaltung sowie der betroffenen Unternehmen nun aus erster Hand: Bis zu 50 Prozent ihrer Schäden an Gebäuden und Maschinen erhalten die Unternehmer ersetzt, maximal 100 000 Euro. Nur in besonderen Härtefällen kann der Zuschuss bis zu 200 000 Euro betragen. Der Haken dieser Zuwendungsrichtlinie: Weder Umsatzausfall noch laufende Betriebskosten werden in diesem Rahmen erstattet.

Medienvertreter waren zu dieser Informationsveranstaltung des Ministeriums nicht geladen. Dennoch sickerte das Unverständnis einiger Unternehmer durch, dass die trotz Hochwasser weiter laufenden Zahlungsverpflichtungen keine Berücksichtigung finden. Rechtsanwalt Dr. Jörg Heinsohn aus Hamburg nahm auf Bitte seiner Mandantin an der Informationsveranstaltung teil. Gegenüber unserer Zeitung brachte er das Problem auf den Punkt: "Was nutzt es einem Unternehmer, wenn die Bausubstanz seiner Firma wiederhergestellt ist, er aber aufgrund des Umsatzausfalls und der weiter laufenden Zahlungsverpflichtungen Insolvenz anmelden muss."

Umsatzausfall im sechsstelligen Bereich

Gastronom Sönke Ellerbrock steht das Wasser bis zum Hals. Wie berichtet wurde das "Alte Schifferhaus" teilweise 70 Zentimeter hoch überflutet. Jetzt hat Ellerbrock zumindest einen groben Überblick, auf welche Höhe sich der Schaden beläuft: Etwa 250 000 Euro wird die Wiederherstellung des alten Fachwerkhauses kosten. Weil die Einrichtung schon älter war, gibt es dafür einen pauschalen Abzug von 20 Prozent. Nach der Richtlinie beträgt der gewährte Zuschuss 50 Prozent der ermittelten Schadenssumme. "Also bedeutet das eine Entschädigung von 100 000 Euro", rechnet Ellerbrock vor. Frühestens im September, so plant der Wirt, werde er den Restaurantbetrieb wieder aufnehmen können. "Im vergangenen Jahr um diese Zeit hatte ich eine Hotelauslastung von 80 Prozent. Jetzt sind Reservierungen bis zum Herbst fast komplett storniert. Die Saison ist gelaufen, ich rechne mit einem Umsatzausfall im sechsstelligen Bereich", so seine Prognose. Stromfresser wie die schweren Baumaschinen würden zusätzlich für höhere Nebenkosten sorgen.

Bürgermeister Andreas Thiede versteht dieses Dilemma, sieht aber in Meyers Besuch ein wichtiges Signal: "Die Richtlinie war noch keine drei Tage alt, da hat sich der Minister damit auf den Weg nach Lauenburg gemacht." Thiede ist sich sicher, dass die Existenzsorgen der Unternehmer in Kiel angekommen sind: "Ich schließe nicht aus, dass es weitere Hilfen geben wird, die nicht nur die Gebäudeschäden umfassen", so seine Hoffnung.